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Wie man Freunde gewinnt

Wie man Freunde gewinnt

Titel: Wie man Freunde gewinnt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dale Carnegie
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seinem Buch Die Ethik in der Verwaltung gibt Taft ein amüsantes Beispiel dafür, wie er den Zorn und die Enttäuschung einer ehrgeizigen Mutter beschwichtigt hat.
    «Eine Dame aus Washington, deren Gatte einigen politischen Einfluß hatte, bearbeitete mich während mehr als sechs Wochen, daß ich ihrem Sohn eine Stellung verschaffe. Sie sicherte sich die Fürsprache einer ansehnlichen Reihe von Senatoren und Kongreßmitgliedern und kreuzte jeweils gleichzeitig mit ihnen bei mir auf, um sich zu vergewissern, daß sie sich auch ja mit dem nötigen Nachdruck für ihren Sohn verwendeten. Der Posten, den sie im Auge hatte, setzte aber technische Kenntnisse voraus, weshalb ich auf Empfehlung des Bürochefs jemand anders dafür ernannte. Hierauf bekam ich einen Brief von jener Mutter, in welchem sie mir Undankbarkeit vorwarf, weil ich mich geweigert hätte, sie durch eine einzige Handbewegung zu einer glücklichen Frau zu machen. Sie habe mit den Abgeordneten ihres Staates zusammengearbeitet und alle Stimmen zur Einführung einer Gesetzesvorlage gewonnen, an der mir ganz besonders gelegen war, und das sei nun die Art und Weise, wie ich mich dafür erkenntlich zeigte.
    Als erste Reaktion auf einen solchen Brief möchte man eine Person, die sich eine derartige Ungehörigkeit, um nicht zu sagen Unverschämtheit herausnimmt, am liebsten unmißverständlich zurechtweisen. Vielleicht setzt man sogar eine entsprechende
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    Antwort auf. Ist man jedoch klug, dann legt man sie in die Schublade und schließt sie ein. Nach zwei Tagen etwa holt man sie dann wieder hervor - solche Mitteilungen können ohne weiteres zwei Tage warten - und schickt sie nicht ab. Genauso habe ich es auch gemacht. Dann setzte ich mich hin und schrieb jener Dame einen äußerst höflichen Brief und sagte ihr, daß ich mir bewußt sei, wie groß unter solchen Umständen die Enttäuschung für eine Mutter sein müsse, daß aber die Entscheidung leider nicht von meiner persönlichen Neigung abhängig gewesen sei, sondern für diesen Posten ein Mann mit technischen Kenntnissen erforderlich sei und ich mich deshalb an die Empfehlung des Bürochefs halten mußte. Ich gab der Hoffnung Ausdruck, daß ihr Sohn auch in seiner gegenwärtigen Stellung das Ziel erreichen werde, das sie sich für ihn ersehne.
    Dieser Brief besänftigte sie, und sie entschuldigte sich mit ein paar Zeilen für ihr erstes Schreiben.
    Indessen wurde die vorgesehene Ernennung nicht sogleich bestätigt, und nach einiger Zeit erhielt ich abermals einen Brief, diesmal angeblich von ihrem Mann, obschon die Handschrift dieselbe war wie beim vorangegangenen. Darin wurde mir mitgeteilt, daß sie sich infolge eines Nervenzusammenbruchs im Anschluß an ihre Enttäuschung über diesen Fall ins Bett legen mußte und nun an einem ernsthaften Magengeschwür leide. Ob ich nicht zu ihrer Genesung beitragen wollte, indem ich den vorgesehenen Kandidaten streichen und an seiner Stelle ihren Sohn einsetzen würde?
    Mir blieb nichts anderes übrig, als nochmals einen Brief zu schreiben. Diesmal an ihren Gatten. Ich teilte ihm mit, daß ich hoffe, es handle sich um eine Fehldiagnose, und daß ich aufrichtig Anteil nehme am Kummer, den ihm die ernsthafte Krankheit seiner Gattin bereite, daß es aber unmöglich sei, die vorgesehene Ernennung rückgängig zu machen. Die Ernennung wurde bestätigt, und zwei Tage nachdem ich jenen Brief erhalten hatte, gaben wir einen Musikabend im Weißen Haus.
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    Die beiden ersten Gäste, die meine Frau und mich begrüßten, waren jenes Ehepaar, dessen eine Hälfte eben erst noch todkrank gewesen war.»
    Jay Magnum arbeitete für eine Firma, die auf die Wartung von Personenaufzügen spezialisiert und unter anderem für den Unterhalt sämtlicher Aufzüge in einem führenden Hotel verantwortlich war. Der Direktor jenes Hotels verlangte, daß jeder defekte Aufzug innert zwei Stunden repariert wurde, um den Gästen Ungelegenheiten zu ersparen. Einmal jedoch war eine mindestens achtstündige Reparatur nötig, und Jay Magnum hatte nicht gleich einen Spezialisten zur Hand.
    Sobald er einen qualifizierten Mechaniker aufbieten konnte, rief er den Hoteldirektor an. Aber statt sich mit ihm über die erforderliche Zeit für die Reparatur zu streiten, sagte er:
    «Ich weiß, daß Ihr Hotel stark besetzt ist und Sie den Aufzug so schnell wie möglich wieder in Betrieb nehmen möchten. Ich habe dafür volles Verständnis, und wir werden alles tun, um Ihnen entgegenzukommen. Es hat sich

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