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Wie man Freunde gewinnt

Wie man Freunde gewinnt

Titel: Wie man Freunde gewinnt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dale Carnegie
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sie andere Saiten aufziehen. Ich hatte keine Möglichkeit, über das Wochenende so viel Geld zu beschaffen, und als am Montag ein neuerlicher Anruf kam, war ich auf das Schlimmste gefaßt.
    Doch statt mich zu ärgern, sah ich die Sache einmal von der andern Seite an. Ich entschuldigte mich beim Buchhalter ehrlich dafür, daß ich ihm solche Unannehmlichkeiten bereitete, und erklärte, ich sei bestimmt seine unerfreulichste Kundin, da ich mit meinen Zahlungen nicht zum erstenmal im Rückstand sei.
    Hierauf änderte sich der Ton seiner Stimme schlagartig, und er versicherte mir, dem sei bei weitem nicht so. Er schilderte mir an verschiedenen Beispielen, wie unhöflich und grob die Kunden manchmal waren, wie sie ihn anlogen oder überhaupt die Auskunft verweigerten. Ich sagte nichts, sondern hörte nur zu und ließ ihn sein Herz ausschütten. Plötzlich erklärte er, ohne daß ich etwas angedeutet hätte, es sei nicht weiter schlimm, wenn ich nicht den ganzen Betrag auf einmal bezahlen könne.
    Wenn ich ihm nur bis Ende des Monats zwanzig Dollar überweisen würde und den Rest, sobald ich dazu in der Lage sei.»
    Bevor Sie morgen jemanden bitten, ein Feuer auszumachen oder Ihnen etwas abzukaufen oder für wohltätige Zwecke eine Spende zu geben, halten Sie einen Augenblick inne, machen Sie die Augen zu und betrachten Sie die ganze Angelegenheit einmal aus dem Blickwinkel des andern. Stellen Sie sich die Frage: Aus welchem Grund könnte er oder sie das tun wollen?
    Zugegeben, das braucht Zeit, aber damit vermeiden Sie es, sich Feinde zu schaffen, und erzielen bessere Resultate - mit weniger Anstrengung und weniger durchgelaufenen
    Schuhsohlen.
    -205-

    «Eher würde ich vor einer Besprechung zwei Stunden lang auf der Straße vor dem Büro von jemandem auf und ab gehen», sagte Dean Donham von der Harvard Business School, «als daß ich ihm gegenübertrete, ohne eine genaue Vorstellung davon zu haben, was ich ihm sagen will und was er mir - auf Grund meiner Kenntnis seiner Interessen und Motive - vermutlich antworten wird.»
    Dieser Satz ist so wichtig, daß ich ihn noch einmal wiederhole, damit Sie ihn sich einprägen:
    «Eher würde ich vor einer Besprechung zwei Stunden lang auf der Straße vor dem Büro von jemandem auf und ab gehen, als daß ich ihm gegenübertrete, ohne eine genaue Vorstellung davon zu haben, was ich ihm sagen will und was er mir - auf Grund meiner Kenntnis seiner Interessen und Motive -
    vermutlich antworten wird. »
    Selbst wenn Sie nach der Lektüre dieses Buches nur einen einzigen Rat befolgen - nämlich den, in Zukunft die Dinge auch vom Standpunkt des andern aus zu betrachten, dürfte es leicht möglich sein, daß Sie in Ihrer Karriere einen entscheidenden Schritt vorwärtskommen.
    Regel 8 Versuchen Sie ehrlich, die Dinge vom Standpunkt des andern aus zu sehen.
    -206-

    9 Was jeder sich wünscht
    Möchten Sie nicht eine Zauberformel haben, mit der Sie jeden Streit vermeiden, allen Groll beseitigen und statt dessen das Wohlwollen und die Aufmerksamkeit der andern gewinnen können?
    Ja? Also gut, hier ist sie. Sie brauchen nur zu sagen: «Ich mache Ihnen nicht den geringsten Vorwurf aus Ihren Ansichten.
    An Ihrer Stelle würde ich zweifellos genauso empfinden.»
    Mit einer solchen Antwort werden Sie auch den verbohrtesten alten Streithammel beschwichtigen. Dabei können Sie erst noch behaupten, daß Sie es hundert Prozent ehrlich meinen. Würden Sie nämlich tatsächlich in der Haut des andern stecken, dann würden Sie selbstverständlich so empfinden wie er. Nehmen wir zum Beispiel AI Capone. Angenommen, Sie hätten den gleichen Körper, das gleiche Temperament und den gleichen Verstand geerbt wie AI Capone. Angenommen, Sie hätten sich in der gleichen Umwelt bewegt und die gleichen Erfahrungen gemacht wie er. Dann wären Sie genauso geworden wie er.
    Das, was Sie sind, ist nur zu einem kleinen Teil Ihr eigenes Verdienst. Denken Sie deshalb daran, daß auch ein Mensch, der sich Ihnen gegenüber gereizt, engstirnig und unvernünftig benimmt, nur zu einem ebenso kleinen Teil an seinem Verhalten schuld ist. Haben Sie Mitleid mit ihm. Schenken Sie ihm Ihr Wohlwollen. Machen Sie es wie John Gough. Jedesmal, wenn er einen Betrunkenen durch die Straße torkeln sah, sagte er sich:
    «Mein Gott, das könnte ich sein.»
    Drei Viertel aller Menschen, mit denen Sie zu tun haben, hungern und dürsten nach Mitgefühl. Schenken Sie ihnen dieses Mitgefühl und Sie werden dafür ihre Liebe gewinnen.
    Ich hielt

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