Wie Pferde denken und fühlen - Wendt, M: Wie Pferde denken und fühlen
etwas „vorführen“, probiert es Dinge aus? Oder wirkt es eher abgestumpft und gelangweilt, weil es zu einem passiven „Drückeberger“ erzogen wurde?
Der neutrale Knackfrosch
Der Clicker (Knackfrosch) hat den Vorteil, dass er ein leicht wiedererkennbares Geräusch erzeugt, welches vom Pferd nicht verwechselt werden kann und das in einem gut hörbaren Frequenzbereich liegt. Auch kann man damit seinem Pferd über größere Entfernungen mitteilen, dass es sich eine Belohnung verdient hat. Wir können natürlich auch andere Signale oder ein selbstgewähltes Lobwort verwenden, wichtig ist nur dessen Unverwechselbarkeit. Haben wir uns für ein persönliches Belohnungswort entschieden, müssen wir auch in Zukunft dabei bleiben. Jedoch übermitteln wir durch unsere sprachlichen Äußerungen nicht nur Informationen, sondern verraten dabei auch immer unsere momentane Stimmung. So kann sich unser Belohnungswort „gut“ sehr unterschiedlich für unser Pferd anhören und dann zu einiger Verwirrung führen.
Bei vielen Pferden erkennt man bereits auf den ersten Blick, ob sie eifrig bei der Sache sind oder vom Menschen zur willenlosen „Maschine“ erzogen wurden.
Wenn Pferde wählen dürften
Wenn Pferde wählen dürften
Die Wahl der richtigen Belohnung spielt neben dem richtigen Timing und der Verwendung einer Markierung des erwünschten Verhaltens eine ganz entscheidende Rolle für den Erfolg des Trainings. Jedes Pferd lernt nur so gut, wie sein Mensch in der Lage ist, ihm das Gewünschte verständlich zu machen.
Nicht alles, was wir Menschen als belohnend für unser Pferd ansehen, ist auch aus Pferdesicht eine wirkliche Belohnung. Lob und Streicheleinheiten werden zwar von manchen Pferden in bestimmten Situationen als Belohnung empfunden, meist reicht das allein aber nicht aus. Im Gegenteil, ist ein Pferd zum Beispiel bei den Zirkuslektionen hochkonzentriert, wird das Streicheln von vielen Pferden sogar als lästig empfunden, was man sehr deutlich an der Körpersprache erkennen kann. Einige Pferde mögen entweder generell nicht so gern angefasst werden oder sie bevorzugen andere Kraulstellen oder kräftigere Berührungen, als wir Menschen es uns vorgestellt haben. Beobachten Sie einmal, ob es wirklich freudig auf Ihre Berührungen reagiert oder ob es sich eher entzieht und wegdreht. Das altbekannte „Halstätscheln“ lieben viele Pferde beispielsweise weitaus weniger, als wir Menschen so oft annehmen.
Möhrchen und Spiele
Möhrchen und Spiele
Futter ist für alle Pferde eine wirkliche Belohnung, weil durch das Futter ein lebensnotwendiges Bedürfnis befriedigt wird. Wer behauptet, dem Pferd wäre in seinem ursprünglichen Lebensraum das Futter quasi ins Maul gewachsen, sodass es ihm ständig zur Verfügung stand, verkennt, dass die Steppe nicht durch fettes Weidegras, sondern durch trockene, energiearme Krautbüschel gekennzeichnet war. Damit die Pferde ihren riesigen Nährstoffbedarf decken konnten, mussten sie sehr motiviert sein, energiereiche Nahrung sofort zu sich zu nehmen.
Das Belohnungszentrum im Gehirn wird durch Futter direkt positiv angeregt und durch die Kaubewegung wird eine zusätzliche allgemeine Entspannung gefördert. Natürlich besitzt jedes Pferd individuelle Geschmackspräferenzen. Manche Pferde sind reine „Lustesser“ und reißen sich schon für ein Möhrenscheibchen quasi ein Bein aus. Andere sind Gourmets und nur durch exquisite Leckerbissen besonders zu motivieren. Viele Pferde lieben ungewöhnliche Obstsorten wie Bananen oder Mandarinen, aber auch getrocknetes Brot oder etwas Hafer können begehrte Varianten sein. Wichtig ist, dass man sein Pferd und seine Vorlieben kennenlernt, denn nur wenn man weiß, was für das eigene Pferd eine attraktive Belohnung darstellt, wird das Training erfolgreich sein.
Doch nicht nur mit Futter kann man belohnen: Als Belohnung einsetzbar ist eigentlich alles, was ein Pferd gern mag. Für viele Pferde ist Spielen und Bewegung eine begehrte Belohnung, die man im Training einsetzen kann. Ein weit geworfener Lieblingsball, ein kurzes Fang-Mich-Spiel, ein gemeinsamer schneller Lauf mit dem Menschen – der Fantasie sind keine Grenzen gesetzt. Allerdings ist das Spiel als Belohnung oftmals schwieriger handhabbar als eine Futterbelohnung. Es ist in der Regel mit wilden, raumgreifenden Bewegungen verbunden. Dabei möchte das Pferd laufen, Bocksprünge machen, steigen, schnappen und anrempeln, eben weil alle diese Elemente zum Spiel der Pferde
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