Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Wie Tau Auf Meiner Haut

Titel: Wie Tau Auf Meiner Haut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Howard
Vom Netzwerk:
pochte qualvoll, aber sie hatte gesehen, dass die Wunde nicht besonders
    tief war. Niall half ihr auf die Beine und stützte sie, bis sie ihr Gleichgewicht
    gefunden hatte.
    Er blickte sich um und hielt sein Gesicht in die Brise. Sein Blick streifte zwei
    Autos, zwei englische Mietwagen, die neben den ehemals vorhandenen
    Pferdeställen geparkt waren. »Automobile«, bemerkte er verwundert. »Bis jetzt
    habe ich nichts als dieses verfluchte Verlies und diesen Irren darin gesehen.«
    »Es war ein Bunker«, korrigierte ihn Conrad.
    Niall zuckte angesichts der unterschiedlichen Wortwahl die Schultern. »Es muss
    wohl jetzt viele Wunder zu bestaunen geben«, sagte er gedankenverloren. »Aber
    auch viel Schreckliches.«
    »So ist es.« Conrads Augen hefteten sich auf Niall. Diesmal war sein Blick
    ausnahmsweise einmal nicht kalt. Grace konnte aus seinem Gesichtsausdruck
    nicht schlau werden, aber unvermittelt wurde ihr klar, dass Conrad, ohne zu
    zögern, sein Leben für Niall opfern würde. In diesem Moment verzieh sie ihm
    alles.
    Niall neigte den Kopf und musterte sie ruhig. »Ich muss gehen«, sagte er.
    »Gehen? « Kaum hatte sie das Wort ausgesprochen, als sie sich ihrer
    Lächerlichkeit bewusst wurde. Natürlich musste er gehen, er war schließlich der
    Hüter des Schatzes.
    »Ich könnte nicht hier bleiben, selbst wenn ich es wollte.« Er nahm ihr Gesicht
    zwischen die Hände und streichelte ihr zärtlich Wangen und Lippen. »Meine
    Pflicht wartet dort auf mich.« Er beugte sich vor, um sie zu küssen. Seine
    weichen Lippen berührten nur ganz leicht ihren Mund. Dann ließ er von ihr ab
    und entfernte sich. Sie hörte, wie er die Worte vom Wasser und Salz wiederholte.
    Sie machte einen Schritt auf ihn zu und versuchte seinen Namen zu rufen, aber
    die Panik verweigerte ihr die Stimme. Ein grelles Licht blendete sie. Als sie
    wieder sehen konnte, war Niall verschwunden.
    »Niall! « Zu spät. Sie humpelte in Richtung des Felsens, wo er eben noch
    gestanden hatte. Eine unbändige Angst stieg in ihr auf, eine Angst, für die sie
    keinen Namen fand.
    Conrad ergriff ihren Arm. »Er ist weg. Er ist der Hüter.« Das schien ihm
    Erklärung genug.
    »Er ist ein Mensch! « Grace wirbelte mit irrendem Blick zu ihm herum. »Er ist
    genau wie jeder andere ebenso Mensch! « Sie spürte, wie angesichts des so

    unendlich schmerzlichen Verlustes dunkle Wogen der Ohnmacht auf sie
    zuschwappten. »Er isst und schläft und atmet und blutet. Er hat keinerlei
    übernatürliche Kräfte oder irgend so etwas...«
    »Nein«, erwiderte Conrad und führte sie von den Ruinen weg. »Aber Gott hat
    sie.« Er lenkte sie zu einem der beiden Mietwagen. »Der Hüter muss seine
    Aufgabe dort erfüllen - und wir unsere hier.«
    Sie stolperte, ihre Beine knickten unter ihr weg. Wortlos hob Conrad sie in seine
    kräftigen Arme und trug sie zum Wagen. Sie saß wie betäubt, als sie von den
    Ruinen wegfuhren. Und innerlich brach für sie eine Welt zusammen, weil Niall
    nicht mehr da war.

    »Der Mann ist mir einfach unheimlich«, murmelte Harmony, ihren Blick auf
    Conrad gerichtet. Conrad saß neben Kris. Gemeinsam holten sie jede
    Stiftungsdatei auf den Computerschirm und vernichteten sie. Es war Nacht, und
    sie waren in dem Gebäude ganz allein. Conrad und Kris hätten die Arbeit auch
    alleine erledigen können, aber Grace musste dabei sein, weil ihre Nerven ihr
    einfach keine Ruhe ließen. Harmony war mitgekommen, weil sie sich wegen
    Grace Sorgen machte. Grace wiederum sah so aus, als ob sie beim kleinsten
    Anlass zusammenbrechen würde. »Etwas merkwürdig ist er schon«, stimmte
    Grace zu. Sie hatte mittlerweile über einen Monat mit Conrad verbracht.
    Dennoch wusste sie kaum mehr über ihn als an dem Tag, an dem Parrish
    gestorben war. Er sprach nicht über sich selbst, und sie wusste, zu welchen
    Taten er fähig war. Man mochte ihn einen unbeirrbaren Killer nennen und damit
    vielleicht richtig liegen. Er hatte sich jedoch als unverzichtbar erwiesen, hatte
    Dinge organisiert und Harmony angerufen, damit sie sich um Grace kümmerte.
    Er hatte die Beseitigung von Pagliones Leiche unauffällig abgewickelt. Parrishs
    Körper ließ er zurück, damit man ihn finden und seinen Tod als Resultat eines
    Blitzschlages hinnehmen würde. Grace hatte wie eine Marionette Conrads Befehle
    ausgeführt. Sie war dabei so betäubt, dass sie sich fragte, ob sie wohl jemals
    wieder etwas empfinden würde. Niall war nicht mehr da. Nachts wachte sie
    weinend und nach

Weitere Kostenlose Bücher