Wie vernascht man einen Millionär?
muss mal kurz raus. Bin in einer Viertelstunde zurück.“
Er nickte. Dee nahm Rose am Arm und verließ mit ihr das Café.
Draußen ging allmählich die Sonne unter. „Was ist denn bloß los, mein Schatz?“
„Alles ist aus.“
„Was?“ Dee zog sie zu einem der Tische vor dem Café hinüber.
Auf dem Bürgersteig war viel los. Kinder fuhren auf Skateboards vorbei, alte Damen führten ihre Hunde spazieren, eine Mutter schob einen Kinderwagen vor sich her. Aber all das nahm Rose kaum wahr. Zu viel ging ihr durch den Kopf.
Sie schluckte, dann brach es aus ihr heraus: „Ich bin schwanger.“
„Oje, Rose.“ Dee beugte sich zu ihr hinüber und senkte die Stimme. „Bist du sicher?“
„So sicher, wie man sich nach drei positiven Schwangerschaftstests sein kann.“
Betroffen saß Dee da. Drei Minuten vergingen, bis sie schließlich fragte: „Und jetzt?“
„Wenn ich das nur wüsste. Eigentlich müsste ich …“
„… mit Lucas reden?“
„Ja. Aber genau das will ich nicht.“
„Ich sehe doch, wie du seit zwei Wochen leidest, weil du ihn so vermisst“, sagte Dee leise. „Ist das mit dem Baby denn wirklich eine so schlechte Nachricht?“
„Nein … ja … ich weiß nicht“, stotterte Rose. „Eigentlich weiß ich überhaupt nichts mehr.“
Sie war völlig durcheinander und verstand die Welt nicht mehr. Wie groß war denn die Wahrscheinlichkeit, schwanger zu werden, wenn ein Mal, ein einziges Mal, das Kondom platzte? Auf der ganzen Welt gab es Paare, die jahrelang verzweifelt versuchten, Kinder zu bekommen – ohne Erfolg. Sie wusste, dass sie sich eigentlich glücklich schätzen sollte. Wahrscheinlich würde sich dieses Gefühl auch noch einstellen, aber im Moment fühlte sie sich einfach nur elend.
„Das Baby selbst ist gar keine schlechte Nachricht, Dee“, fuhr Rose fort. „Klar, es war nicht geplant, aber irgendwie ist es trotzdem schön. Was heißt schön, es ist eben … du verstehst schon.“
Dee nickte nur stumm, um den Gedankenfluss ihrer Freundin nicht zu unterbrechen. Sie war einfach die beste Freundin, die man sich wünschen konnte.
„Das Problem ist, dass Lucas mich sicher unbedingt heiraten will, wenn ich ihm davon erzähle.“
„Und das ist schlecht, weil …?“
„… weil er mich nicht liebt.“ Plötzlich hatte Rose das Gefühl, dass der Mann am Nachbartisch sie belauschte. Mit gesenkter Stimme fuhr sie fort: „Er wird mich aus Pflichtgefühl heiraten wollen. Weil das Baby und ich nach seiner verqueren Weltsicht in seinen ‚Verantwortungsbereich‘ fallen. Aber deshalb will ich nicht heiraten, nicht mal den Mann, den ich liebe. Ich will, dass er mich heiratet, weil er ohne mich nicht leben kann. Und nicht weil im falschen Moment ein hauchdünnes Stückchen Gummi gerissen ist.“ Sie hielt einen Moment inne, aber bevor Dee etwas sagen konnte, fuhr sie fort. „Wenn wir aus den falschen Gründen heiraten, verläuft die Ehe garantiert genauso verquer wie die mit Henry.“
„Henry war ein mieser Typ“, merkte Dee an.
„Ja, das auch. Aber das Entscheidende ist: Ich habe ihn nicht geliebt und er mich nicht. Deshalb haben wir uns gegenseitig das Leben zur Hölle gemacht. So etwas möchte ich mit Lucas nicht erleben.“
„Aber du liebst ihn doch“, argumentierte Dee.
„Ja. Nur: Wie lange wird meine Liebe anhalten, wenn sie nicht erwidert wird? Wie soll die Partnerschaft überhaupt funktionieren, wenn er das Gefühl hat, dass ihm die Ehe aufgezwungen wurde?“ Sie schüttelte den Kopf. „Wir leben ja nicht mehr in den Fünfzigerjahren. Heutzutage kann man frei entscheiden. Und meine Entscheidung ist: Ich heirate keinen Mann, der mich nicht liebt, nur weil er der Vater meines Kindes ist.“
„Das sehe ich genauso“, versicherte Dee ihr. „Aber eine Frage noch: Wenn es nur nach deinem Herzen ginge – wie würdest du dann entscheiden?“
„So läuft es nun mal leider nicht“, erwiderte Rose und lehnte sich in ihrem Stuhl zurück. „Aber wenn – na ja, dann wäre ich am liebsten mit Lucas zusammen, und wir würden uns gemeinsam auf das Baby freuen.“
Aber das wird nicht passieren, dachte Rose. Damit muss ich mich abfinden. Lucas hat sich entschieden – und zwar gegen mich. Seit unserem Gespräch vor zwei Wochen habe ich nichts mehr von ihm gehört. Mal abgesehen von dem Scheck über genau die Summe, die er mir schuldig war.
Offenbar war er schnell über sie hinweggekommen, vermisste sie kein bisschen. Das machte sie traurig und auch wütend. Sie
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