Wie vernascht man einen Millionär?
Autoscheinwerfern geblendet und hielt sich schützend einen Arm vor die Augen. Der Wagen hielt mit quietschenden Reifen, und Lucas sprang heraus.
„Rose, was ist denn los?“ Als er ihren Verfolger erblickte, stellte er sich vor sie. „Warren! Was hast du denn hier verloren?“
„Ich will mit dir reden, King!“, rief der Mann. „Deine Kleine hat mir Gesellschaft geleistet.“
„Dieser besoffene Idiot“, murmelte Lucas vor sich hin und blickte über die Schulter zu Rose. „Ist bei dir alles in Ordnung? Hat er dir was getan?“
„Nein, mir geht’s gut.“
„Gut“, sagte er aufatmend. „Sehr gut. Geh zum Haus und warte auf der Veranda auf mich.“
„Nein, Lucas, ich möchte nur noch nach Hause. Nur noch weg von hier.“
Nach einem prüfenden Blick auf Warren strich er ihr zärtlich über die Wange. „Bitte, Rose. Geh auf die Veranda.“
Er sah wütend aus, wütend auf Warren, aber auch besorgt, und das hatte mit ihr zu tun. Zustimmend nickte sie. Im Moment war sie sowieso zu nervös und verängstigt, um Auto zu fahren. Auf dem Weg zur Veranda machte sie einen großen Bogen um Warren und las ihr Handy aus dem Gras auf. Von der sicheren Veranda aus sah sie dann zu, wie Lucas den Mann konfrontierte.
Mit den Händen in den Hüften stand er da und sagte: „Warren, du hättest nicht herkommen sollen.“
Unsicher wischte sich der Mann mit der Hand übers Gesicht. Plötzlich wirkte er gar nicht mehr so gefährlich, eher mitleiderregend. „Ich … ich musste kommen“, stammelte er und ließ sich ins nasse Gras fallen. „Ich brauche den Job.“ Jammernd vergrub er den Kopf in den Händen.
Lucas wirkte immer noch wütend, aber in seinen Gesichtszügen spiegelte sich auch etwas wie Mitgefühl wider. „Gut, ich kann verstehen, dass du noch mal mit mir über die Sache reden wolltest. Aber doch nicht so. Betrunken hier aufzukreuzen und meiner Freundin Angst einzujagen …“
Seiner Freundin?
Bei diesen Worten ging Rose das Herz auf. Meinte er das wirklich ernst …?
„Ich habe ihr nichts getan“, murmelte Warren. „Ich könnte doch nie einer Frau etwas zuleide tun.“
„Da kannst du von Glück sagen“, erwiderte Lucas und zog sein Handy heraus. Noch einmal blickte er prüfend zu Rose hinüber, ob es ihr gut ging, dann rief er jemanden an und steckte danach das Handy wieder ein.
„Bleib, wo du bist, Warren“, befahl er. „Wenn du dich von der Stelle rührst, kann ich für nichts garantieren.“
Warren machte keine Anstalten, sich zu rühren. Er saß einfach da, den Kopf in den Händen, und murmelte vor sich hin.
Angewidert schritt Lucas an ihm vorbei auf die Veranda. Dort nahm er Rose in die Arme. „Geht es dir wirklich gut?“
„Ja. Er hat mir nichts getan, außer dass er mir eine Heidenangst eingejagt hat.“ Sie blickte zu dem Häuflein Elend auf dem Rasen hinüber. „Wer ist der Mann?“
„Er hat bis vor Kurzem für mich gearbeitet, aber ich musste ihn rauswerfen. Seinem Gestank nach zu urteilen, hat er die letzten paar Tage ohne Unterbrechung in einer Bar verbracht.“
„Hast du die Polizei gerufen?“
„Nein. Ich habe Sean angerufen, damit er Warren nach Hause fährt. Ich will nicht, dass er verhaftet wird; er hat auch so schon genug Probleme. Aber wenn er dir was angetan hätte …“
Sie schüttelte den Kopf. „Keine Sorge, hat er nicht.“
Lucas schloss die Haustür auf. „Wartest du drinnen auf mich? Ich will lieber ein Auge auf Warren haben, bis Sean kommt.“
Eigentlich sollte ich verschwinden, dachte Rose. Schließlich bin ich nur hierhergekommen, um ihm den Scheck ins Gesicht zu schleudern. Aber wenn ich ihn jetzt so ansehe – nein, da kann ich jetzt nicht gehen. Jedenfalls noch nicht. „Ja, ich warte.“
Er lächelte sie kurz an, dann ging er zu Warren hinüber. Sie sah, wie er sich zu dem Mann hinunterbeugte, konnte aber nicht verstehen, was er mit ihm sprach. Schließlich ging sie ins Haus.
Eine halbe Stunde später hatte Sean den Mann abgeholt. Schmunzelnd dachte Lucas an Seans angewiderten Gesichtsausdruck, als sie Warren ins Auto bugsiert hatten. Warren würde sich auf der Fahrt einiges anhören müssen! Eigentlich war Sean ein lockerer Typ, aber wenn jemand sich einer Frau gegenüber unkorrekt verhielt, hörte bei ihm der Spaß auf.
Sie würden keine juristischen Schritte gegen Warren einleiten. Aber Lucas war sich sicher, dass Sean ihm dermaßen den Kopf waschen würde, dass er seine Kündigung endgültig akzeptierte. Der Mann würde sich nie
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