Wie vernascht man einen Millionär?
gelernt, aber er hatte ja niemanden, den er bekochen konnte. Deshalb war er auf die Idee gekommen, beim wöchentlichen Meeting für seine Brüder ein Essen zuzubereiten. Dafür hatte er sogar die neue gusseiserne Pfanne benutzt, die er auf Roses Empfehlung hin gekauft hatte. Aber Spaß hatte ihm das einsame Kochen nicht gemacht. Er hatte allein in der Küche gestanden und das deprimierende Gefühl gehabt, dass in seinem Haus etwas fehlte. Das heißt, nicht nur in seinem Haus. Genau genommen in seinem Leben.
Jetzt saßen sie zusammen in der Küche, und er konnte es kaum ertragen. Wie sollte er sich hier entspannen, wenn ihn an diesem Ort doch alles an Rose erinnerte? Er musste an ihr Lachen denken, an ihren Duft, an ihre Leidenschaft.
Doch nicht nur die Küche, nein, das ganze Haus schien immer noch erfüllt von Erinnerungen an sie. Er wagte nicht einmal mehr, in seinem eigenen Bett zu schlafen, weil er dann an die Nacht denken musste, die er mit ihr verbracht hatte. Wie hatte sein Leben in nur wenigen Wochen so aus den Fugen geraten können? Wie hatte ihm sein Zuhause, das er so liebte, so fremd werden können?
Sein Haus, sein Heiligtum, sein Rückzugsort war für ihn zum Gefängnis geworden.
„Jetzt greif doch auch mal zu“, ermunterte Rafe ihn. „Ist wirklich lecker.“
„Ich habe heute nicht viel Appetit“, erwiderte Lucas achselzuckend. Das war allerdings nichts Neues, sondern ging schon seit zwei Wochen so. Etwas lag ihm schwer im Magen und machte es ihm fast unmöglich zu essen. Das war allerdings auch kein Wunder, redete er sich immer wieder ein. Natürlich musste er sich erst daran gewöhnen, dass Rose aus seinem Leben verschwunden war. Aber das würde sich schon geben. Irgendwann.
Rafe nahm einen Schluck von seinem Bier und erzählte: „Übrigens ist heute Morgen Warren in meinem Büro aufgetaucht.“
Lucas warf ihm einen bösen Blick zu. „Und das sagst du erst jetzt? Das hättest du mir sofort mitteilen müssen!“
„Jetzt reg dich doch nicht auf. Es tut ihm wirklich leid, wie er sich verhalten hat. Er war nur gekommen, um sich persönlich bei mir zu entschuldigen.“
„Bei dir wollte er sich wohl lieber nicht entschuldigen, Lucas“, warf Sean grinsend ein. „Wahrscheinlich hatte er Angst, dass du ihm noch mal eine verpasst.“
„Ich hätte ihn an dem Abend doch lieber von der Polizei festnehmen lassen sollen“, meinte Lucas und musste an die blauen Flecken auf Roses Arm denken. „Er hat Rose eine Heidenangst eingejagt.“
„Ich weiß“, erwiderte Rafe. „Das weiß er auch, und er schämt sich mächtig dafür. Ich bin fast vom Stuhl gefallen, als er freiwillig zugegeben hat, dass alles seine Schuld war. Diese Worte aus seinem Munde!“
„Wurde auch mal Zeit“, murmelte Lucas.
Rafe nickte. „Er hat mich darum gebeten, dass ich mich in seinem Namen bei dir und Rose entschuldige. Und er lässt dir ausrichten, dass er dir keinen Ärger mehr machen wird. Er zieht nach Phoenix, um einen Neuanfang zu machen.“
Diese Nachricht beruhigte Lucas. Er wollte nicht, dass dieser Kerl Rose noch einmal zu nahe kam. Wobei sie ja nie erfahren würde, dass Warren die Stadt verließ. Wie denn auch? Lucas würde sie nie wiedersehen, deshalb konnte er es ihr auch nicht berichten.
„Auch dieses Wunder können wir Rose zuschreiben“, merkte Sean an. „Wegen ihr hat Warren zum ersten Mal in seinem Leben die Verantwortung für etwas übernommen und eine Schuld eingestanden. Sie ist wirklich eine bemerkenswerte Frau.“
„Jaja, ist sie wohl“, murmelte Lucas.
„Schön, dass du das einsiehst“, kommentierte Rafe. „Also – wann raffst du dich auf und wirst aktiv?“
„Wie bitte?“ Lucas blickte erst Rafe an, dann Sean. Ihr Gesichtsausdruck sagte: Unsere Geduld ist am Ende.
„Jetzt komm schon“, sagte Sean und griff nach seiner dritten Steak-Käse-Tortilla. „Wir sind doch nicht dumm. Seit Rose aus deinem Leben verschwunden ist, hast du dich völlig verändert. Und zwar nicht zu deinem Vorteil.“
„Ich habe keine Ahnung, was du meinst.“
„Nein, natürlich nicht“, kommentierte Rafe ironisch. „Selbst deine Sekretärin beklagt sich, dass du in letzter Zeit unausstehlich bist.“
„Stimmt“, bestätigte Sean. „Zu mir hat sie gesagt, dass sie dich bald mit Katies Keksen zwangsernährt, damit du mal wieder satt und zufrieden bist.“
Lucas runzelte verärgert die Stirn. Sollten sie sich doch gefälligst alle aus seinem Privatleben raushalten!
„Aber Kekse werden nicht
Weitere Kostenlose Bücher