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Wie Viel Bank Braucht der Mensch?

Wie Viel Bank Braucht der Mensch?

Titel: Wie Viel Bank Braucht der Mensch? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Fricke
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viele Banken retten mussten. Und in der die Arbeitslosigkeit vielerorts schon unerträgliche Ausmaße erreicht hat. Dann wird es erst recht nicht mehr reichen, hier und da auf bessere Risikomodelle zu pochen. Es gehört ja zur Logik des Problems, dass sich Finanzkrisen nicht in Modellen vorzeichnen lassen.
    Noch besteht die Chance, die nächste Katastrophe zu verhindern. Nur braucht es da auch den Mut zur Wende, zu radikaleren Reformen und zur Einsicht, dass die Welt vor der spektakulären Finanzglobalisierungbesser funktioniert hat – und ein ebenso spektakulärer Neubeginn nötig ist.
    Warum nicht? Warum nicht mit der gleichen vermeintlichen Konsequenz daran gehen, wie es die Bundeskanzlerin getan hat, als sie 2011 die große Energiewende verkündete – den Ausstieg aus der Atomenergie? Gegen die angeblich so übermächtige Atomlobby. Die Welt braucht einen mindestens ebenso großen Ausstieg aus der irren Finanzwelt. Was in mancher Hinsicht vergleichbar ist und sich prima ergänzen könnte, sollten viele der frei werdenden Bankenspielgelder und Finanzmondgebühren künftig in die Rettung des Klimas fließen. Nur dass die Banklobby womöglich noch ein bisschen hartnäckiger und – nach drei Jahrzehnten freiem Tun– mächtiger ist, um sich dagegen zu wehren. Noch sorgt ihr Bankchinesisch für Eindruck. Noch haben die Banker auch das Drohmittel, dass bei allzu viel Gängelung die latente Kreditkrise zur neuen Wirtschaftskrise werden könnte. Plausibel.
    Auf Dauer ist das kein Grund, nicht den großen Ausstieg zu beginnen – hin zu einem System, das auf den fünf in diesem Buch dargelegten Säulen aufbaut: mit Steuern auf Finanztransaktionen und kontrollierten Rohstoff- und Staatsanleihemärkten, mit einem neuem Weltwährungssystem und einem Antikrisenmechanismus, der Banken über Auflagen immer dann stoppt, wenn’s irre wird.
    Keine Illusion. Dass Steuern auf Finanzgeschäfte in vielen Ländern wieder als normal gelten, zeigt, wie sehr die Zeit bereits gereift ist. Vor ein paar Jahren hätte es noch geheißen, dass das scheue Kapital nicht besteuert werden darf, weil es sonst flieht. Was für ein atemberaubender Freischein für jedweden unversteuerten Blödsinn. Die Erinnerung an die Nachkriegszeit könnte zugleich helfen, die Vorzüge eines neuen Systems fester, diesmal aber automatisch sich anpassender Wechselkurse auf Globalebene zu vermitteln. Die Europäer haben aus ihrer Erfahrung mit den absurden Kapriolen der Devisenmärkte schon die Konsequenz gezogen und eine einheitliche Währung eingeführt. Die Chinesen wären ebenfalls schnell dabei, zumal sie mit ihrem eigenen (Fast-)Festkurs keine so schlechten Erfahrungen gemacht haben, ebenso wenig wie einst die Deutschen nach dem Krieg.
    Es gibt auch keinen Grund, nicht dafür zu sorgen, dass die Märkte mit Volksschulden und Nahrungsmitteln nicht mehr spielen – und Staatsanleihe- wie Rohstoffmärkte künftig stärker kontrolliert werden. In den meisten großen Ländern gibt es zur Abwehr von sich selbst erfüllenden Spekulationen auf Staatspleiten schon jetzt einen Kreditgeber der letzten Instanz, was traditionell Aufgabe der Notenbanken ist. Selbst die Euro-Zone ist in der Erkenntnis nachgezogen. Das wirkt. Ähnliches gilt für die Rohstoffmärkte. Da zieht manche Bank ihr Geschäft mit Agrarfonds unter dem Druck der öffentlichen Kritik schon freiwillig zurück. Auch das ist nicht genug, aber auch keine Utopie mehr, wie es noch vor ein paar Jahren schien.
    Wenn Banken dazu verpflichtet werden, künftig sehr viel mehr Eigenkapital vorzuhalten und dieses in Zeiten abhebender Hochstimmung noch zu steigern, wäre das die beste Gewähr gegen gefährliche Euphorie und neue Schuldenwellen. Das setzt am Urübel prozyklischer Wellen und Herdentriebe an, die das Finanztreiben so brisant gemacht und die Krisenanfälligkeit so enorm erhöht haben. Und auch hier gilt, dass das nicht so unrealistisch ist, wie es erst scheint. In der bankenheiligen Schweiz sollen die Quoten auf fast 20 Prozent steigen. Und das neue Basel-Abkommen sieht vor, dass die Puffer mit der Euphorie versus Panik schwanken sollen. Auch da braucht es noch eine Menge Kraft und Mut, die neuen Regeln durchzubringen. Unmöglich ist das nicht.
    Mit jedem Jahr, das seit der Kriseneskalation 2008 verging, sind auch die Diagnosen selbst moderater Kritiker schärfer geworden. Mittlerweile kursieren gar rabiate Ideen wie die, künftig jedes Bankengeschäft durch reale Werte – oder wie ganz früher durch

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