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Wie viel ist genug?: Vom Wachstumswahn zu einer Ökonomie des guten Lebens. (German Edition)

Wie viel ist genug?: Vom Wachstumswahn zu einer Ökonomie des guten Lebens. (German Edition)

Titel: Wie viel ist genug?: Vom Wachstumswahn zu einer Ökonomie des guten Lebens. (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Skidelsky , Edward Skidelsky
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Überflüssigem nach und vernachlässigen Notwendiges. Das könnte, nebenbei bemerkt, erklären, warum die in Kapitel 4 diskutierte Glückskurve flach verläuft, sofern der Verlauf doch etwas anderes als ein statistisches Artefakt ist. Die Leiterin der britischen Statistikbehörde ONS (Office for National Statistics) Jill Matheson identifiziert als die Dinge, die für Glück am wichtigsten sind, »Gesundheit, Beziehungen, Arbeit und Umwelt« – ihre Liste deckt sich weitgehend mit unseren Basisgütern.[ 56 ] Angesichts der Tatsache, dass sich unser Leben in dieser Hinsicht seit 1974 nicht merklich verbessert hat, ist es nicht verwunderlich, dass wir nicht glücklicher sind.
    Heißt das, dass wir die Rückkehr zum Lebensstandard von 1974 vorschlagen? Nicht unbedingt, denn es wäre schmerzlich, auf den Luxus, den wir seither gewonnen haben, wieder zu verzichten, selbst wenn er nichts zu unserem wirklichen Wohlbefinden beiträgt. (Das ist ein Beispielfür die allgemeine Wahrheit, dass schädliche soziale Veränderungen nicht immer korrigiert werden können, indem man sie einfach rückgängig macht. Genauso wenig kann man einen Menschen, der von einer Dampfwalze überrollt wurde, dadurch wieder lebendig machen, dass man die Dampfwalze noch einmal über ihn zurückrollen lässt.) Damit wollen wir sagen, dass das langfristige Ziel der Wirtschaftspolitik nicht Wachstum sein sollte, sondern die Gestaltung unserer kollektiven Existenz in einer Weise, die ein gutes Leben erleichtert. Wie das gehen könnte, ist Thema des letzten Kapitels.
                * Aristoteles hat es in einer berühmten Formulierung so ausgedrückt: »Der logisch geschulte Hörer wird nur insoweit Genauigkeit auf dem einzelnen Gebiet verlangen, als es die Natur des Gegenstandes zulässt.«
(Nikomachische Ethik,
1. Buch,1. Kapitel, S. 7). In ähnlichem Sinn soll Keynes gesagt haben, »es ist besser, ungefähr recht zu haben als präzise unrecht«.
              ** Der Gerontologe Aubrey de Grey hat behauptet, wir würden uns bald jahrtausendelang einer guten Gesundheit erfreuen. Guy Jones, Neurowissenschaftler in Cambridge, klingt nüchterner. »Wir fügen dem Leben weitere Jahre hinzu«, schreibt er, »aber es sind Jahre mit schlechter Lebensqualität ganz am Ende.« (Guy Jones, »No Way to Go «, in:
The Guardian,
14. November 2007). Wir wollen nicht, dass die Menschen schneller ins Grab kommen, sondern dass sie in Würde alt werden können. »Ein Mann, der seinen 85. Geburtstag feiern kann«, schrieb der chinesische Philosoph Lin Yutang, »gilt als jemand, mit dem es der Himmel besonders gut gemeint hat.«
            *** Was wir hier »Respekt« nennen, heißt oft auch »Würde«, besonders in religiösen Zusammenhängen. Wir ziehen den Begriff »Respekt« vor, weil die zwischenmenschliche Dimension darin besser zum Ausdruck kommt. Respekt wird einem Menschen entgegengebracht, Würde besitzt er. Aber unsere Fähigkeit, einen Menschen zu respektieren, setzt voraus, dass etwas an ihm ist, das Respekt verdient, und dieses Etwas könnte man Würde nennen.
          **** Sherman McCoy, der »Meister des Universums« in Tom Wolfes Roman
Fegefeuer der Eitelkeiten,
gibt sein ganzes Gehalt für eine teure Miete, hohe Schulgebühren usw. aus, und als er seinen Arbeitsplatz verliert, ist er binnen weniger Wochen pleite. Er ist ein Lohnsklave, wenn auch ein gut betuchter.
        ***** Lord Turner räumt diese Möglichkeit ein. In seiner Vorlesung formuliert er, die Ziele Wandel und ökonomische Freiheit »müssen nicht gegeneinander oder gegen andere potenziell wünschbare Ziele abgewogen werden«. Aber er sollte noch hinzufügen, dass es damit schwerer wird, Wachstum als Indikator für ökonomische Gesundheit zu verwenden.
      ****** Wie groß die britische Unterschicht genau ist, lässt sich schwer sagen, aber aufschlussreich ist die Tatsache, dass sich die Zahl der Anträge auf Hilfsleistungen wegen Erwerbsunfähigkeit von Ende der 1970er-Jahre bis 2006 verdreifacht hat (Carol Black,
Working for a Healthier Tomorrow,
Department for Work and Pensions, London 2008, S. 34).

LISTE DER SCHAUBILDER
    1. Keynes’ Voraussage
    2. Wachstum seit Keynes
    3. Wochenarbeitszeit seit Keynes
    4. Arbeitszeit seit 1983
    5. Einkommensanteil der reichsten 1 Prozent der Bevölkerung
    6. BIP pro Kopf und Lebenszufriedenheit
    7. Glück nach Einkommensniveau in Großbritannien
    8. Glück und Einkommen nach Ländern
    9. Todesfälle im Zusammenhang mit

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