Wiedersehen in Barsaloi
Welt Kenias. Die Übernachtung in Nyahururu bedeutete für mich, wenn ich von Nairobi kam, immer das Verlassen der Zivilisation und gleichzeitig freute ich mich, weil ich wusste, nach weiteren 25 Kilometern beginnt das Samburuland, die Heimat meiner afrikanischen Familie.
Diesen Busbahnhof muss ich einfach besichtigen und versuchen, mein damaliges Transportmittel ausfindig zu machen. Wir drei Weißen mit Foto- und Filmkamera fallen natürlich auf und sofort sind wir umzingelt. Jeder will etwas wissen oder verkaufen. Ich frage nach dem bunten Maralalbus und erhalte zu meiner Enttäuschung die Antwort, dass nur noch Matatus dorthin fahren. Schade, denke ich, denn ich hatte mir vorgenommen, am nächsten Morgen diesen Bus zu besteigen, um die vierstündige Fahrt bis Maralal wie in alten Zeiten zu erleben. Schon allein das Beladen des Busses faszinierte mich. Die unterschiedlichsten Habseligkeiten, Schachteln, Tische, Schränke, Matratzen, Wasserkanister, usw. wurden auf abenteuerliche Weise im und auf dem Bus verstaut. Manchmal mischten sich die ersten bunt geschmückten Krieger mit ihren langen roten Haaren unter die Passagiere und dabei entstand eine aufregende Atmosphäre.
Ja, genau diese würde ich gerne noch einmal spüren und gemeinsam mit den Einheimischen und ihrer Fröhlichkeit in Maralal ankommen. Es war immer spannend und fraglich, ob man das Ziel überhaupt erreichte. Wie viele Male saß ich als einzige Weiße mit den Afrikanern im Straßengraben mitten in der Wildnis und wir konnten unsere Reise nicht fortsetzen, weil der Bus im Schlamm feststeckte. Wir schlugen von den Büschen Äste, um sie unter die Räder zu legen, bis es endlich weiterging.
Schade, diesen Bus, mit dem sich so viele Erinnerungen verbinden, gibt es nicht mehr, und so werde ich wohl oder übel bequem im Land Cruiser fahren. Mein Blick schweift ein letztes Mal über den Platz und wir machen uns auf den Weg zum Thomson’s Falls Lodging, in dem in dieser Gegend die Weißen normalerweise übernachten. Es ist ein einfaches, aber angenehmes Lodging. Schon bei der Einfahrt begrüßen uns verschiedene Frauen aus ihren Souvenirshops und wir hören: »Jambo customer, how are you? I’m Esther. Come to my shop!« Weitere Frauen eilen herbei und wollen uns ihre Namen einprägen, damit wir morgen sicher im richtigen Shop das Richtige kaufen können. Das Problem sei nur, dass morgen Sonntag sei und sie deshalb von neun Uhr morgens bis drei Uhr nachmittags in der Kirche seien. Wir sollten doch warten und sie nicht enttäuschen. Nun ja, natürlich können wir nicht warten, denn meine Familie in Barsaloi wartet schon vierzehn Jahre auf meine Rückkehr.
Kurz vor der Weiterfahrt besichtigen wir die Thomson’s Falls, den bekannten Wasserfall, der aus beachtlichen 72 Metern Höhe in die Tiefe fällt. Früher fuhr ich diese Strecke mehrere Male, doch für einen touristischen Halt hatte ich nie einen Sinn.
Nach der Besichtigung des Wasserfalls können wir das Camp ohne viel Aufsehen verlassen, da die Frauen ihre Souvenirläden tatsächlich noch geschlossen haben. Nun beginnt es für mich wirklich spannend zu werden, denn unser heutiges Reiseziel ist Maralal. Wenn alles wie vereinbart klappt, werden wir dort James treffen. In seinem letzten Brief hatte er vorgeschlagen, uns entgegenzukommen, um uns den neuen Weg nach Barsaloi zeigen zu können.
Ich freue mich sehr, ihn wiederzusehen, und bin neugierig, welche Neuigkeiten er zu berichten hat. Vor allem interessiert mich, wie Lketinga zu meinem Besuch steht. Freut er sich oder könnte es zu Schwierigkeiten kommen? Obwohl er selbst wieder mit einer einheimischen Frau verheiratet ist, bin ich überzeugt, dass er mich immer noch als seine Frau betrachtet. Ich kann mir einfach nicht vorstellen, wie er sich verhalten wird. Ich hoffe sehr, dass wir James finden werden und dass er meine letzten Zweifel beseitigen kann!
Anfänglich fahren wir noch einige Kilometer auf einer Asphaltstraße weiter, bis diese beim Dörfchen Rumuruti abrupt endet und in eine Naturstraße übergeht. Ab jetzt befinden wir uns im Samburuland. Wie mit einem Lineal gezogen ändert sich die Vegetation. Fuhren wir bisher durch viel grünes Weide- und Kulturland, so sieht die Landschaft nun äußerst trocken aus und die Farbe der Erde beginnt, sich von Beige in Rot zu verwandeln. Die Temperaturen steigen ebenfalls an.
Ab hier gibt es keine einzige Teerstraße mehr, nur holprige Naturpisten. Unsere Fahrzeuge hinterlassen eine riesige
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