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Wiedersehen in Hannesford Court - Roman

Wiedersehen in Hannesford Court - Roman

Titel: Wiedersehen in Hannesford Court - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: dtv
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letzter Urlaub. Die Entlassungspapiere müssten jeden Tag eintreffen.«
    »Waren Sie lange dabei?«
    »Seit November ’14. Ich kannte jemanden, der mir ein Offizierspatent bei den Dorsets verschafft hat, als es damals losging.«
    »Dann wundert es mich, dass Sie nicht schon längst zu Hause sind.«
    Ich zuckte mit den Schultern. Mir gefiel ihre brüske, gebieterische Art. »Es ist meine eigene Schuld. Ich habe es irgendwie immer geschafft, mich ans Ende der Schlange zu stellen.«
    »Daraus schließe ich, dass Sie nicht verheiratet sind, Captain. Aber vielleicht wartet jemand in Hannesford auf Sie …«
    »Nein«, erwiderte ich entschieden. »Da wartet niemand.«
    Sie nickte bei sich und schaute mich über ihre Brille hinweg an. »Sie waren lange weg, Captain. Sie werden feststellen, dass sich vieles verändert hat.«
    Es entstand eine kurze Pause. Dann kam sie auf die Theaterstücke zu sprechen, die in dieser Saison in London Erfolge feierten, und die Aussicht auf Schnee, falls das Wetter kälter werden sollte.
    Es war schon dunkel, als der Zug den Bahnhof von Hannesford erreichte. Er wirkte düster, viel düsterer, als ich ihn in Erinnerung hatte, und wurde nur von einer einzelnen Lampe beleuchtet, die den Bahnsteig in einen faden Schein tauchte und den Rauch der Lokomotive krankhaft gelb färbte. Der Bahnsteig lag verlassen da, und außer mir stieg nur noch ein Passagier aus, der in der Zweiten Klasse ganz am Ende des Zuges gesessen hatte, wo es jetzt am düstersten war. Ich musste zweimal hinschauen, bevor ich die Gestalt erkannte.
    »Anne!«, rief ich. »Miss Gregory!« Ich ließ meine Taschen fallen und eilte auf sie zu.
    Beim Klang meiner Stimme drehte sie sich um, und das Licht fiel auf ihr Gesicht. Einen geisterhaften Moment lang glaubte ich, ich hätte mich geirrt, doch zu meiner Erleichterung lächelte sie zurück.
    »Hallo, Tom!« Ihre Stimme klang warm, wenn auch nicht sonderlich überrascht. »Ich hatte mich schon gefragt, ob wir vielleicht im selben Zug sitzen.«
    »Sie sind es wirklich, Anne! Ich habe Sie kaum erkannt.«
    Und das stimmte. Für mich war Lady Stansburys Gesellschafterin immer eine junge Frau gewesen. Ihr Gesicht so frisch und faltenlos wie mein eigenes.
    »Soll ich mich jetzt geschmeichelt fühlen?« Sie wirkte belustigt. »Nach so langer Zeit dürfte ich mich wohl kaum zu meinem Vorteil verändert haben.«
    Ich spürte, wie ich rot wurde. »Ganz und gar nicht. Sie sehen sehr gut aus. Verzeihen Sie, natürlich haben Sie sich vorteilhaft verändert …« Ich hielt verwirrt inne und sah zu meiner Erleichterung, dass sie immer noch lächelte. »Verdammt, Anne, es ist wunderbar, Sie zu sehen. Wie lange ist es her?«
    »Fünf Jahre, denke ich. Letzten Sommer waren es fünf Jahre. Eine lange Zeit.«
    Als ich sie genauer anschaute, wurde mir klar, dass meine gemurmelte Entschuldigung vielleicht gar nicht so weit von der Wahrheit entfernt gewesen war. Gewiss, ihr Gesicht wirkte schmaler als früher, ebenso ihre Figur, doch sie hatte immer noch das gleiche angenehm offene Gesicht. Wie alt war sie bei unserer letzten Begegnung gewesen? Fünfundzwanzig? Sechsundzwanzig? Etwa in meinem Alter. Damals hatte ich sie als jung empfunden, doch sie kam schon in die Jahre, in denen sich die Heiratsaussichten einer Frau verschlechtern. Inzwischen hatte sie die jugendliche Weichheit verloren, an die ich mich erinnerte. Ohne sie wirkte sie unscheinbarer. Doch als wir die Stelle erreichten, an der ich meine Taschen fallen gelassenhatte, war da etwas in der Weise, wie sie dastand und mich im rauchigen, gelben Licht betrachtete … Auf eine Art, die ich nicht genau benennen konnte, hatte sie an Präsenz gewonnen.
    Irgendwo hinter mir war der Bahnhofsvorsteher aufgetaucht, der Zug stand zur Abfahrt bereit. Anne verzog das Gesicht, als der Lärm über uns zusammenschlug.
    »Sie sehen auch anders aus, Tom«, sagte sie, als es wieder still wurde. »Sie sind so dünn geworden. Und es ist seltsam, Sie in Uniform zu sehen. Von allen haben Sie immer am wenigsten militärisch gewirkt.«
    Jahrelang hatte ich kaum an Anne Gregory gedacht, freute mich aber ungemein über das Wiedersehen. Die Einsamkeit, die ich in London empfunden hatte, verflüchtigte sich allmählich.
    »Und was ist mit Ihnen, Anne? Wie ich hörte, waren Sie Pflegerin im Lazarett.«
    »Krankenschwester«, korrigierte sie mich. »Wie Sie vielleicht noch wissen, habe ich vor meinem Leben in Hannesford eine Ausbildung zur Krankenschwester gemacht. Das war

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