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Wiedersehen in Hannesford Court - Roman

Wiedersehen in Hannesford Court - Roman

Titel: Wiedersehen in Hannesford Court - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: dtv
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die Stechpalmenzweige, die den Kamin von Hannesford Court schmückten. Und als ein fröhlicher Bursche, der die Fahrkarte über den Kanal schon in der Tasche hatte, seine Verwandten in Devon erwähnte, dachte ich an die Stansburys. Mir würden bei Devon immer die Stansburys einfallen.
    Während ich gegen Ende des Jahres in Dieppe noch immer auf meine Demobilisierung wartete, kam der Brief von Freddie Masters. Ein seltsamer Brief, in dem es um den Tod von Professor Schmidt ging. Der Professor war in jenen letzten Monaten vor dem Krieg, als Deutschsein in Großbritannien noch nicht als Verbrechen galt, in Hannesford zu Gast gewesen; ein sanfter Mann, der sich für Motten und englische Dorfkirchen interessierte und auf dem Höhepunkt des berühmten Rosenballs an einem Herzinfarkt gestorben war. Masters erkundigte sich ganz beiläufig, ob mich jemals etwasam Tod des Professors beunruhigt habe. Es war eine absurde und ziemlich bizarre Frage. Sein Tod war nicht geheimnisvoll gewesen. Sein Herz hatte ausgesetzt. Ich hatte ihn sterben sehen.
    Masters war ein geschwätziger Narr.
    Doch als ich im Winter 1919 an Deck stand, während die belgische Küste zum Abschied ironisch im Sonnenlicht aufblitzte, war ich mir über meine Pläne noch immer nicht im Klaren. Auf einer Postkarte aus Cap Martin hatte meine Mutter geschrieben, sie habe einen neuen Roman begonnen. Meine Schwester wollte Weihnachten bei der Familie ihres Mannes in Perthshire verbringen und wäre mit Kindern, Besuchern und angeheirateten Verwandten beschäftigt. In wenigen Tagen würde ich nach fünf Jahren meine Uniform ablegen und die Armee verlassen. Der Gedanke war seltsam beunruhigend.
    Also beschloss ich, zunächst nach London zu fahren, und ließ mir meine Sachen ins Mecklenburg schicken. Ich wollte etwas Anständiges essen und ein sehr, sehr ausgiebiges Bad nehmen. Nach dem luxuriösen Bad erwarteten mich drei Briefe: säuberlich beschriftete Umschläge von drei verschiedenen Absendern. Ich sah auf den ersten Blick, dass einer von Margot Stansbury stammte. Obwohl meine Finger kurz darüber verweilten, öffnete ich ihn nicht als Erstes. Ich wartete, bis ich mich in einem der straff gepolsterten, grünen Ledersessel in der Hotelbibliothek niedergelassen hatte, und widmete mich zunächst dem Schreiben, mit dem ich schon gerechnet hatte: einer Nachricht von Lady Stansbury auf festem cremefarbenem Papier, in der sie mich einlud, Weihnachten in Hannesford Court zu verbringen. Seit ich die Stansburys kannte, hatte ich jedes Jahr eine solche Nachricht erhalten, bis der Exodus der jungen Männer diese Tradition beendete. Die gleiche Handschrift, das gleiche Briefpapier, sogar der gleiche, ganz schwache Hauch von Veilchen.

    Lieber Tom,
    wir hoffen sehr, dass Sie uns hier besuchen …
    Es waren mehr als fünf Jahre vergangen, seit ich zuletzt dort gewesen war. Danach hatten die undurchschaubaren, komplizierten Mechanismen der Militärmaschinerie eine solche Reise stets verhindert. Entweder bekam ich Urlaub, wenn die Stansburys verreist waren, oder die Zeit war einfach zu knapp. Doch davor, vor den Feindseligkeiten, hatte ich nur selten die Gelegenheit verpasst, das neue Jahr gemeinsam mit Margot Stansbury und ihren Geschwistern zu begrüßen.
    Margot. Ihr Brief wartete auf der Armlehne meines Sessels, während ein sehr betagter Kellner mir umständlich ein Glas des Mecklenburg’schen Hausbrandys servierte. Nein, danke, sonst nichts. Ja, Frankreich. Ja, es war schlimm. Ja, vielleicht wird jetzt alles besser … Ich wartete, bis der Mann davongeschlurft war, bevor ich Margots Brief öffnete.
    War ich enttäuscht? Vielleicht, obwohl ich nicht mehr genau weiß, was ich erwartet hatte. Der Stil war lakonisch, ein bisschen belustigt, leicht respektlos. Typisch Margot.

    Du musst kommen, Tom. Mutter besteht darauf, die Tradition weiterzuführen, und du bist doch praktisch Bestandteil der Tradition. Außerdem müssen wir irgendwie den Gedenkgottesdienst für Harry überstehen, da können wir jede Aufmunterung gebrauchen. Es wird grauenhaft , wenn du nicht dabei bist …
    Es gab keine Anspielung auf vergangene Ereignisse, auf unsere letzte Begegnung. Auch das war typisch Margot.
    Der dritte Brief war sehr viel überraschender. Ich hatte Freddie Masters klar und deutlich mitgeteilt, dass mich die Art und Weise, in der Professor Schmidt gestorben war, nicht im Geringsten beunruhigte; aus irgendeinem Grund hatteMasters es jedoch für nötig befunden, mir noch einmal zu

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