Wiedersehen in Kairo
nicht der standhafte Adam lässt sich von der Schlange verführen, sondern die leichtfertige Eva. Und was bringt sie der Menschheit dadurch? Die Erbsünde! Die Schlechtigkeit in der Welt haben wir also der Frau zu verdanken. Machos aller Länder, bedankt euch dafür und seid guten Mutes, eure Vorherrschaft ist göttlich abgesegnet.
Nebenbei, auch andere Religionen sind frauenfeindlich, aber das soll nicht der Inhalt dieses Aufsatzes sein.
Die Apfelgeschichte ist wirklich lästig, aber man darf sie nicht übergehen, denn wesentliche Aspekte des christlichen Glaubens sind in ihr verankert. Da ist die ewige Frage nach Gut und Böse. Wie war das doch? Wir erinnern uns: Adam und Eva haben bei ihrer Erschaffung von Gott zwar einen freien Willen bekommen, aber nicht die Erkenntnis für Gut und Böse. Inwiefern konnte ihr Wille dann frei sein? Wofür sollten sie sich entscheiden, wenn sie die Alternative Gut/Böse gar nicht kannten?
Die Schlange sagte: Ihr werdet sein wie Gott und Gut und Böse erkennen, WENN ihr den Apfel esst. Gegen das Gebot Gottes pflückt Eva den Apfel und beißt ab. Sie ist ungehorsam. Ungehorsam gegen Gott ist etwas Böses, aber woher sollte sie das VOR dem Abbeißen wissen? Diese Erkenntnis (!) kann ihr doch erst nach dem Apfelgenuss gedämmert haben. O Pardon, man darf hier keine Logik erwarten.
Warum könnte Eva also gegen das Gebot Gottes gehandelt haben? Wahrscheinlich aus Neugier. Woher kam Evas Neugier? Hat sie diese irgendwo gefunden oder auch vom Baum gepflückt? Nein, es muss eine Eigenschaft gewesen sein, mit der Gott sie von Anfang an beseelt hatte, als er sie aus Adams Rippe formte.
In der ganzen Paradiesgeschichte häufen sich die unlogischen Begebenheiten. Gott (wer sonst?) erschafft extra einen Teufel in Form einer Schlange, damit er den Menschen verführt. Was für ein charismatischer Charakterzug! Das einzige Böse im Paradies war also mit Gottes Zustimmung anwesend. Und er lässt es los auf ein unwissendes Geschöpf wie Eva. Erschwerend kommt hinzu, dass Gott beides, die Neugier und den Teufel, erschaffen hat. Wenn das eine Gehorsamsprüfung sein sollte, so war sie lächerlich. Der Allwissende hatte von Anbeginn gewusst, dass der Teufel es schaffen wird, den Menschen zu verführen. Trotzdem lässt er ihn gewähren und tut dann ganz erstaunt und empört, dass Eva ihm nicht gehorcht hat. Dann straft er dafür die gesamte Menschheit, ja die ganze Schöpfung mit der Erbsünde. Was für eine Farce!
Hätte Gott den Teufel nicht zugelassen, würden die Menschen heute noch im Paradies leben, und er hätte sich später nicht so über die Menschheit ärgern müssen, dass er sie durch die Sintflut vernichtete. Aber wir werden sehen, dass es für den Menschen ein Segen war, aus dem Paradies zu fliegen.
Jeder Mensch fragt sich nach dem Sinn des Lebens. Welchen Sinn hatte das menschliche Leben vor dem Sündenfall? Was für eine Rolle sollte der Mensch auf der Erde oder vor Gott spielen? Ohne die Erkenntnis von Gut und Böse waren Adam und Eva Gottes Marionetten, doch gerade diese Erkenntnis wollte Gott dem Menschen verwehren. An was für ein Zwitterwesen hatte Gott denn gedacht? Vollkommene Wesen, die Engel, hatte er schon. Unbewusst dahin lebende Wesen, die Tiere, gab es auch schon. Was sollte der Mensch verkörpern? Da er Gott absoluten Gehorsam schuldet, war sein Los von Anbeginn das eines Sklaven. Eines glücklichen Sklaven vielleicht, aber mehr nicht. Wenn ich mit meinem Schöpfer aufgrund meiner Gottähnlichkeit (er schuf den Menschen nach seinem Ebenbild) nicht furchtlos reden, streiten und handeln kann, sondern mich ständig in Anbetung üben soll, was bin ich dann vor ihm? Hat Gott womöglich nur Wesen schaffen wollen, die ihn anbeten? Und war er zu diesem Zweck gezwungen, ihnen auch Verstand zu geben, weil sie ihn sonst wie die Tiere weder erkannt noch angebetet hätten? Der Verdacht drängt sich auf.
Richtig ist: Adam und Eva sind erst nach dem Sündenfall richtige Menschen geworden. Denn nur ein Geschöpf, das um das Böse weiß und es dennoch meidet, kann edel und stark genannt werden. Im Paradies konnte es keine guten Menschen geben. Gegen wen hätten Adam und Eva gütig sein sollen? Es gab ja kein Leid, das sie hätten lindern, nichts Böses, das man hätte bekämpfen müssen. Erst als Eva der Schlange gehorchte, tat sie einen selbstbewussten eigenen Schritt nach vorn und befreite sich aus diesem verschwommenen Zustand, der weder Fisch noch Fleisch war. So gesehen ist nicht
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