Wikinger der Liebe
sehne ich mich nach einem ruhigen, beschaulichen Leben hinter Klostermauern. Aber bisher wurde ich von meinen Pflichten auf Hawkforte festgehalten. Jetzt nachdem Hawk geheiratet hat, kann ich endlich dem Ruf meines Herzens gehorchen.«
Da ihre Worte so ernsthaft klangen, zweifelte Krysta keine Sekunden lang an Darias Aufrichtigkeit. Diese Enthüllung erklärte die Verbitterung der Frau, statt ihrer wahren Berufung zu folgen, hatte sie den Haushalt ihres Halbbruders führen müssen. Bedauerlicherweise durfte sie sich ihren Wunsch erst jetzt, nach so vielen Jahren erfüllen. Aber welch ein Segen, dass sie ein glückliches Hawkforte zurücklassen würde. Das schien ihr große Freude zu bereiten, denn ihre Augen leuchteten geradezu.
Erleichtert atmete Krysta auf. »Es ist sehr freundlich von Euch, mir Eure Hilfe anzubieten.«
»Oh, das Mindeste, was ich tun kann! Immerhin bot mir Hawk in all den Jahren ein Zuhause, seit mein armer Gemahl viel zu früh den Tod gefunden hatte. Bevor ich abreise, sollte ich Euch vielleicht herumführen und Euch dies oder jenes zeigen, das Euch interessieren könnte?«
Obwohl Krysta die Festung zur Genüge besichtigt hatte - erst mit Edvard, dann mit Aelfgyth - wollte sie Lady Daria nicht kränken. Und so ging sie auf den Vorschlag ein. »O ja, das wäre wundervoll. Sagt mir doch einfach, wann Ihr Zeit dafür finden würdet.«
»Bald. Noch etwas, meine Liebe... Wenn es Euch nichts ausmacht, erzählt bitte niemandem von meinen Plänen. Ich fürchte, Hawk könnte davon hören und glauben, ich würde aus anderen Gründen abreisen, und sich unnötige Sorgen machen. Bevor ich mit ihm rede, möchte ich alle erforderlichen Vorbereitungen treffen.«
»Natürlich werde ich Stillschweigen bewahren. Aber Ihr dürft nichts überstürzen.«
»Nun, das ist sehr nett von Euch, Lady Krysta. Allerdings muss ich zugeben, ich fühle mich zur Eile gedrängt.« Darias Lächeln vertiefte sich. »So lange musste ich warten.«
Gerade wollte Krysta fragen, ob der Rundgang am nächsten Morgen stattfinden sollte, als gellendes Geschrei auf den Wachtürmen erklang. Sie entschuldigte sich bei Daria, rannte die steinernen Stufen zur Mauer hinauf und blickte aufs Meer. Drei Schiffe mit Drachenbug steuerten den Hafen an, zwei davon schwer beladen, offenbar Handelsschiffe. Das andere war unverkennbar ein Kriegsschiff. Da sie das Emblem am Segel erkannte, verflog ihre anfängliche Angst.
Sie lachte leise und malte sich aus, wie erfreut die rothaarige Dienerin sein würde.
Dragon sprang auf den Kai und ergriff die Hände des Festungsherrn, der ihn erwartet hatte. Mit einem breiten Grinsen musterte er die Handelsschiffe. »Sven von Vestfold hat sich anders besonnen.«
Verwundert nickte Hawk. Mit einem Schiff hätte er gerechnet. Aber gleich zwei. »Dass Sven so großzügig ist, hätte ich nicht gedacht. Immerhin musste er Hawkforte in Ketten verlassen.«
»Was Wolf mit maßloser Genugtuung erfüllte.«
»Was hat er mit dem Burschen gemacht?«, fragte Hawk, während sie zur Festung hinaufgingen.
»Er verbannte ihn. Dadurch verlor Sven seinen gesamten Besitz. Seine zwei reizenden, blutjungen Schwestern sind mit Männern verheiratet, die Svens ehemalige Ländereien verwalten. Zuletzt wurde er kurz vor seiner Reise nach Jerusalem gesehen, über die er sich bitter beklagte. Zweifellos wird er den Göttern immer noch die Ohren voll jammern. Nun bringe ich dir seine Münzen, sein goldenes Geschirr, Pelze und alles Mögliche - die Mitgift der bezaubernden Lady Krysta, die du hoffentlich inzwischen geheiratet hast.«
»Vor vierzehn Tagen in Winchester.«
Mit dieser Erklärung handelte sich Hawk kraftvolle Schläge auf den Rücken und gute Wünsche ein, die erst verstummten, als sie an den Wachtürmen vorbeigingen und Krysta begegneten. Ohne Zögern nahm Dragon sie in seine Arme, hob sie empor und küsste sie. Nur ein keuscher Kuss auf die Stirn... Trotzdem zog Hawk die Brauen zusammen, als der Freund sie wieder auf die Füße stellte. Bei diesem Anblick konnte Dragon seinen Lachreiz nicht bezwingen. »Bist du etwa eifersüchtig? Ausgerechnet du, der sich so gegen die Heirat gesträubt hat?«
»Dagegen hat er sich gesträubt?«, fragte Krysta, zu überrascht, um den Mund zu halten. »Ich war es doch, die erklärt hat, wir dürften nicht heiraten.«
»Tatsächlich?« Wie Dragons unverhohlene Neugier verriet, würde er nicht ruhen und rasten, ehe er die ganze Geschichte gehört hatte. Stöhnend scheuchte Hawk die
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