Wikinger der Liebe
solche Dinge sprach. Auch dafür fehlte ihm die Geduld. Aber die musste er aufbringen, weil er seiner Schwester halbwegs freundlich begegnen wollte.
»Hier wirst du auch weiterhin ein Zuhause finden.« Keine besonders taktvolle Formulierung. Aber irgendwie musste er ihr mitteilen, dass er sie nicht davonjagen würde. Immerhin war sie sein Fleisch und Blut, und wenn er sie auch nicht mochte und mit Krysta ein neues Leben begann, er würde stets für Daria sorgen.
»Ein Zuhause?«, wiederholte sie, schaute ihn fragend an, und er dachte an das Glück, das ihm dieses Wort schenkte. Empfand sie ähnliche Emotionen?
»Aber jetzt ist Lady Krysta meine Gemahlin. In Zukunft wird sie mir den Haushalt führen, und du musst ihr die Schlüssel übergeben.«
In Darias Augen schien irgendetwas zu flackern. Um das zu übersehen, war er ein zu erfahrener Krieger. Doch sie senkte sofort die Lider und nickte. »Das hatte ich ohnehin vor, und ich werde es unverzüglich tun. Natürlich werde ich ihr helfen, so gut ich es vermag.«
Hawk hatte mit ihrem Protest gerechnet und überlegt, welche Argumente er anführen sollte, um seinen Willen durchzusetzen. Das ersparte ihm Darias prompte Zustimmung, sein müheloser Erfolg verblüffte ihn.
Z u mühelos?
Schon wieder so ein seltsamer Gedanke, den er ärgerlich verdrängte. »Gut, dann hat alles seine Ordnung.«
Schweigend und reglos stand Daria im Weihrauchduft, die Arme vor der flachen Brust verschränkt, die Hände in den Ärmeln verborgen. Deshalb sah Hawk ihre bebenden Fäuste nicht.
Am nächsten Morgen ging Vater Elbert in die Küche, die Krysta mit Aelfgyth und der kleinen Edythe aufgesucht hatte. An ihrem ersten Tag auf Hawkforte nach der langen Abwesenheit genoss sie die Arbeit in diesem Raum, wunderte sich allerdings, weil Daria nirgends zu sehen war.
»Das soll ich Euch geben«, erklärte der Priester und legte den Schlüsselbund in Krystas Hand. Dabei achtete er sorgsam darauf, sie nicht zu berühren - eine Frau, eine Heidin, wenn sie sich auch eine Christin nannte, und demzufolge doppelt unrein. Nachdem er die unangenehme Aufgabe erfüllt hatte, wollte er möglichst schnell das Weite suchen, fühlte sich aber zu einer Erklärung bemüßigt: »Lord Hawks Schwester legte sehr hohe Maßstäbe an ihre Haushaltsführung. Hoffentlich werdet Ihr der Lady darin nacheifern.«
Diese Maßstäbe fand Krysta nicht besonders hoch, zumindest, was die Behandlung der Dienstboten betraf. Doch es wäre un- höflich gewesen, das auszusprechen. »Natürlich will ich mich bemühen«, versicherte sie und seufzte erleichtert, als er die Küche mit ebenso düster gefurchter Stirn wie bei seiner Ankunft verließ.
Kaum war er verschwunden, hüpfte Aelfgyth glückstrahlend auf und ab. »O Mylady, ich wage es gar nicht zu glauben, jetzt seid Ihr wirklich die Herrin von Hawkforte! Gott sei Dank!«
Die Herrin von Hawkforte, dachte Krysta und versuchte, das Lächeln des Mädchens zu erwidern, aber sie empfand ein wachsendes Unbehagen. Noch nie hatte sie einem so großen Haushalt vorgestanden. Ihr einstiges Heim in Vestfold war viel kleiner gewesen. Wie sollte sie mit so vielen Hundert Leuten zurechtkommen, die sie aufmerksam beobachten und abwarten würden, ob sie sich richtig verhielt? Musste sie befürchten, ihren Gemahl zu enttäuschen?
»Schaut nicht so ängstlich drein, Mylady!«, mahnte Aelfgyth, als sie Krystas Gedanken erriet. »Ihr werdet alles ganz großartig machen. Dafür wollen wir sorgen. Nicht wahr, Edythe?«
»O ja«, stimmte ihre kleine Schwester zu. »Außerdem müsst Ihr Euch nicht fürchten, Mylady. Mutter sagt, Lord Hawk ist so verliebt in Euch, dass Ihr ihm einen Monat lang Salzlake zum Abendessen auftischen könntet, und er würde es gar nicht merken.«
»Edythe!«, schimpfte Aelfgyth, erschrocken über diese freimütigen Worte. Aber sie konnte ihre Belustigung nicht verbergen. »Tut mir Leid, Mylady, sie muss noch lernen, ihre Zunge zu hüten.«
»Warum soll ich so was verschweigen?«, beschwerte sich Edythe. »Wo’s doch die reine Wahrheit ist! Das wissen alle. Vorhin hörte ich die Frau des Bäckers sagen, so einen zufriedenen Mann wie Seine Lordschaft hat sie noch nie gesehen. Obwohl er sich kaum auf den Beinen halten konnte. Was sie damit meinte, verstehe ich nicht, aber...«
»Jetzt reicht’s«, unterbrach Aelfgyth das kleine Mädchen und versuchte erfolglos, eine strenge Miene aufzusetzen.
Krystas Wangen brannten. Einerseits geriet sie in tiefste Verlegenheit,
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