Wikinger der Liebe
lagen ihre Hände im Schoß, und die innere Anspannung lockerte sich. Nach dem fünften Kampf jubelte sie sogar. Und sobald der sechste beendet war und keine weiteren Gegner bereitstanden, rannte sie mit einem Freudenschrei auf den Turnierplatz. Vor aller Augen küsste sie ihren verschwitzten, schmutzigen, triumphierenden Krieger.
Am Morgen vor der Abreise verabschiedete sie sich tränen- überströmt von der Königin. »Keine Mutter könnte ihrer Tochter gütiger begegnen als Ihr mir , Mylady. Das werde ich niemals vergessen.«
Auch in Eahlswiths’ Augen glänzten Tränen. »Mein liebes Kind, Euch werde ich ebenso schmerzlich vermissen wie meine Töchter. Ihr habt mich daran erinnert, dass die Liebe der Quell aller Kraft und allen Mutes ist.«
»Bald kommen wir wieder«, versprach Hawk, als er den Kummer der Frauen mit ansah.
Damit trösteten sie sich ein wenig. Aber Krysta drehte sich zwei Mal im Sattel um und winkte der Frau, die eine Lücke in ihrem Leben füllte, wenn sie auch niemals zugegeben hatte, die Liebe einer Mutter würde ihr fehlen.
Kurz bevor sie den Hafen von Hamtun erreichten, entdeckte Hawk weiter vorn auf der Straße eine Bewegung, die ihn veran- lasste, sein Pferd zu zügeln. Die Krieger und Krysta folgten seinem Beispiel. Jetzt sah auch sie, was seine scharfen Augen zuerst entdeckt hatten. Auf einem zottigen Pony ritt ihnen Thorgold entgegen. Fröhlich sprang der Hund, den Udell geschlagen hatte, an seiner Seite dahin.
»Oh, ich habe mich schon gefragt, wohin du verschwunden bist.« Hawk begrüßte Thorgold so freundlich, dass sich Krystas Herz erwärmte. Lächelnd beobachtete sie den Hund, der um ihre Stute herumrannte und begeistert mit dem Schwanz wedelte.
»Wie schön, er ist genesen! Wirst du ihn behalten, Thorgold?«
»Fragt ihn lieber, ob er mich behalten will, mein Mädchen. Aber ich glaube, wir beide geben ein nettes Paar ab.«
»Das finde ich auch«, stimmte Hawk zu. »Bei unserer Hochzeit haben wir dich vermisst, Thorgold.«
»Natürlich war ich da. So ein fabelhaftes Fest würde ich mir niemals entgehen lassen. Aber ich blieb lieber im Hintergrund. Und jetzt bin ich froh, dass Ihr’s endlich hinter Euch gebracht habt, Mylord.«
Von Thorgold begleitet ritten sie weiter. Bald erregten die Raben, die am Straßenrand von Baum zu Baum flatterten, Hawks Aufmerksamkeit. Aber er sagte nichts. Er schwieg auch, als ein Rabe bis Hamtun an ihrer Seite blieb. Über gewisse Dinge verlor ein kluger Mann kein Worte.
Im Hafen warteten die beiden Schiffe. Während die Pferde an Bord gebracht wurden, saß Krysta auf einem Heuballen und schaute zu. Obwohl die Tiere perfekt ausgebildet und an See- reisen gewöhnt waren, musste man bei dieser Prozedur mit einigen Gefahren rechnen. Ein falscher Schritt, und ein Pferd konnte ins Wasser stürzen und sich verletzen. Wenn ein Tier in Panik geriet und ausschlug, würden auch die Männer Schaden nehmen. Hawk kümmerte sich um seinen Hengst und Krystas Stute, dann half er seinen Leuten, die anderen Pferde an Deck zu bringen. Zuletzt trippelte Thorgolds zottiges Pony die Laufplanke hinauf, als wäre es ein geborener Seefahrer. In strahlendem Sonnenschein segelten sie aufs Meer hinaus.
Während Hamtun und die Straße nach Winchester aus dem Blickfeld verschwanden, seufzte Krysta wehmütig. Dann besserte sich ihre Stimmung, denn Hawk überließ das Ruder einem seiner Männer und setzte sich zu ihr in den Bug. »Bald kommen wir zurück, meine Süße«, versicherte er und wärmte sie mit seinem Umhang. »Die Weihnachtstage verbringe ich lieber auf Hawkforte. Aber vielleicht werden uns Alfred und Eahlswith schon vorher besuchen.«
»Oh, das wäre wundervoll. Und im Frühling verbringen wir ein paar Wochen bei den beiden.«
Darauf gab Hawk keine Antwort. Im Frühjahr würde Krystas Zustand keine Reise gestatten. Zweifellos würde sie glauben, sie könnte nach wie vor schwimmen und reiten und segeln. Er musste gut auf sie aufpassen, und diese zusätzliche Mühe störte ihn kein bisschen. Ganz im Gegenteil, es würde ihm Freude bereiten, für seine Frau zu sorgen.
Da sie in letzter Zeit so viel durchgemacht hatte, wollte er ihr die Reise so angenehm wie möglich machen. Am späten Nachmittag des ersten Tages ließ er das Schiff zur Küste steuern. Als Krysta erstaunt die Brauen hob, erklärte er: »Die Pferde brauchen ein bisschen Bewegung.«
»Die hast du ihnen auf der Fahrt nach Hamtun nicht gegönnt.«
»Weil die Zeit knapp war, wegen der
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