Wikinger meiner Traeume - Roman
andere Königin – ich glaube, es war die Amazone, deren Gürtel gestohlen wurde – heiratete einen Helden, nachdem er sie in einer Schlacht besiegt hatte.«
Rycca verdrehte die Augen. Nachdenklich pflückte sie einen Grashalm und kaute daran. »Obwohl diese Frauen nichts mit Männern zu tun haben wollten, mussten sie dauernd gegen sie kämpfen.«
»Nur in diesen Geschichten. In Wirklichkeit gab es keine solchen Kriegerinnen.«
Lächelnd schaute sie in seine Augen, die voller Belustigung funkelten. »Muss ich Boudicca noch einmal erwähnen? Auf ihrem Streitwagen führte sie Männer – und Frauen – in die Schlacht. Viele Frauen in diesem Land griffen zu den Waffen.«
»Aber ein ganzes weibliches Volk, das ohne Männer leben wollte? Das finde ich unwahrscheinlich.«
Als Rycca sein herausforderndes Grinsen sah, lachte sie. »Nun, vielleicht beschließen wir kampflustigen Frauen, ein oder zwei Männer in unserer Mitte zu dulden. Natürlich nur nette...«
Sie beobachtete das Spiel von Sonnenstrahlen und Schatten, das über sein Gesicht flackerte. Entspannt streckte er sich im Gras aus. Doch sie spürte seine verhaltene Kraft. Seltsam – in seiner Nähe fühlte sie sich beschützt und erregt zugleich. Nur wenige Frauen, die auf Reisen gehen wollten, würden einen solchen Begleiter ablehnen.
Plötzlich hob er eine Hand und strich das Haar aus ihrer Stirn. Die Geste wirkte wie eine Liebkosung. »Da habt Ihr Euch wirklich schlimm verletzt.«
»Oh, ich spüre die Wunde gar nicht mehr...« In diesem Moment hätte man mit einem Stock auf ihren Kopf schlagen können, und es wäre ihr kaum bewusst geworden.
»Trotzdem solltet Ihr’s nicht übertreiben.«
»Also kommt ein Galopp nicht in Frage?«
Dragon rückte näher zu ihr, um ihr Haar etwas genauer zu betrachten, fasziniert vom feurigen Glanz, den die Sonnenstrahlen erzeugten. Träumerisch ließ er eine seidige Strähne zwischen seinen Fingern hindurchgleiten. »Im Wald kann man nicht galoppieren.«
»Aber bei den Klippen wachsen keine Bäume. Wie weit ist es bis dorthin?«
Vorwurfsvoll zupfte er an ihrem Haar und ließ es los. »Ihr wollt zu den Klippen zurückkehren? Nicht zu fassen!«
Seiner Berührung beraubt, ärgerte sie sich über ihre unverständliche Enttäuschung und fauchte: »Glaubt Ihr, ich würde wieder hinunterfallen?«
»Wenn Ihr eines dieser Ungetüme reitet, ist alles möglich.« Dragon zeigte auf die beiden Füchse, die einander spielerisch anstießen, während sie große Grasbüschel aus dem Erdreich rissen.
»Das meint Ihr nicht ernst!«, erwiderte sie verblüfft. »So liebe, süße, brave Geschöpfe!«
»Einfach nur Pferde, und es gibt keinen Grund, ihretwegen in Verzückung zu geraten.«
Diesen Worten folgte ein langes Schweigen, das Rycca schließlich brach. »Ihr mögt keine Pferde.« Maßlos erstaunt, starrte sie ihn an. »Da besitzt Ihr die wunderbarsten Hengste, die ich jemals sah – und Ihr mögt sie nicht?«
»Warum muss ich sie mögen? Genügt es nicht, dass ich gut für sie sorge?«
Dem konnte sie nicht widersprechen. Doch sie wunderte sich immer noch. »Obwohl Ihr Euch nichts aus Pferden macht, seid Ihr ein ausgezeichneter Reiter. Aber Ihr scheint nicht gern zu reiten.«
»Genauso ungern, wie ich meine Feinde auf dem Schlachtfeld töte. Trotzdem muss ich’s tun.«
Sonderbar – ein Krieger, der seine Kämpfe nicht zu schätzen wusste... In Ryccas Familie nutzten die Männer jede Gelegenheit, um das Schwert zu schwingen – zumindest, wenn sie mit einem Sieg rechneten. In letzter Zeit konnten sie sich nur selten an diesem Glück ergötzen.
»Habt Ihr schlechte Erfahrungen mit einem Pferd gemacht?« erkundigte sie sich.
»Ja«, gab er geistesabwesend zu und beobachtete ihre anmutigen Bewegungen, als sie eine bequemere Haltung im Gras einnahm. Die zu große Männerkleidung verbarg nur ihren Körper, nicht die schlanken, wohlgeformten Beine. Mühelos stellte er sich vor, wie himmlisch es wäre, zwischen diesen schönen Schenkeln zu liegen.
»Was ist geschehen?«
»Wann?«
»An jenem Tag, als Ihr eine schlechte Erfahrung mit einem Pferd gemacht habt«, erläuterte sie geduldig.
»Ach, das meint Ihr... Ich bin auf eins gestiegen.«
»Und dann?«
»Es trabte und rannte umher – das Übliche.«
»Seid Ihr im Sattel geblieben?«
»Natürlich. Solange sich das Pferd bewegte, war ich nicht so dumm, hinunterzuspringen.«
Mit schmalen Augen schaute sie ihn an. »Wurdet Ihr abgeworfen?«
»Kein einziges Mal. Das
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