Wikinger meiner Traeume - Roman
verschwand die Sonne hinter den Bergen im Westen, eine kühle Brise kräuselte das Wasser. Dragon wollte trotzdem im Teich bleiben, dann sah er seine Frau erschauern und besann sich anders. Eine kleine Weile schwammen sie noch umher. Entzückt über ihre neu erworbenen Fähigkeiten, spürte Rycca die Kälte nicht, bis sie erbärmlich fror. Da ließ sie sich lachend aus dem Wasser tragen, in ein großes Leintuch hüllen und abtrocknen. Nachdem sie in ihr Kleid geschlüpft war, fühlte sie sich etwas wohler. Sie beobachtete,
wie Dragon eine saubere Hose anzog. Auf die Tunika verzichtete er.
»Ist dir nicht kalt?«, fragte sie und packte die Seife, das Badetuch und seine Kleider zusammen.
»Im Sommer? Natürlich nicht, meine Süße.«
»O Gott, ich will mir gar nicht vorstellen, wie es im Winter ist!«
»Davor musst du dich nicht fürchten«, erklärte er und berührte ihre Nasenspitze. »In warme Pelzdecken gewickelt, wirst du am Feuer sitzen.« Lächelnd zog er sie an sich und flüsterte ihr ins Ohr: »Die Winternächte sind sehr lang. Also müssen wir uns irgendwie beschäftigen.«
In seiner Fantasie erschien das Bild ihres Körpers, nicht von Pelzen verborgen. Stattdessen lag sie darauf, ihre rosige Haut schimmerte im Flammenschein, und für ihn gab es nichts anderes zu tun, als die Freuden der Liebe mit ihr zu teilen. Konnte sich ein Mann auf dieser Welt – oder vielleicht in der nächsten – etwas Schöneres wünschen?
Aber während sie den Hang hinaufstiegen, wurde er an andere Dinge erinnert. In der Nähe des Grats kam ihnen Magnus entgegen, auf der Seite des Teichs. Entschuldigend lächelte er Rycca an und wandte sich an seinen Jarl. »Verzeih mir die Störung, Dragon. Soeben ist das Schiff aus Gallien eingetroffen.«
»Und die Fracht?«
»Wenn ich auch nicht mit dem Kapitän gesprochen habeich glaube, alles ist in Ordnung.«
»Gut, ich werde sofort zum Hafen reiten. Tut mir Leid, Rycca, ich muss dich verlassen. Auf dieses Schiff warte ich seit Monaten. Bring meine Lady nach Hause, Magnus. Ach ja, Rycca, sag Magda, der Kapitän und seine Besatzung werden heute Abend an unserer Tafel sitzen. Sie kennt Paulo und weiß, was er gern isst.«
Eifrig wie ein kleiner Junge eilte er über den Grat, um zu
bewundern, was immer das Schiff nach Landsende befördert hatte, und ließ sie mit Magnus allein.
Mit dem vertrauenswürdigen Stellvertreter meines Mannes sagte sie sich. Trotzdem gab sie vor, die Hand nicht zu bemerken, die er ihr reichte, und überquerte die Anhöhe. Im Abstand einiger Schritte folgte er ihr.
Auf der Seite des Teichs war er ihnen entgegengegangen. Vorhin hatte er erklärt, das Schiff sei soeben eingetroffen. Um den Hügel von der Stadt aus zu erreichen, brauchte man eine ganze Weile. Also hätte er seinen Herrn und dessen Gemahlin auf der anderen Seite treffen müssen. Oder war er schon früher hierher gekommen, ohne sich bemerkbar zu machen?
Hat er uns beobachtet, fragte sich Rycca. Dieser Gedanke jagte ihr einen noch kälteren Schauer über den Rücken als das kühle Wasser... Hör auf damit, ermahnte sie sich. Ihr Argwohn könnte dem Mann Schwierigkeiten bereiten. Das wollte sie nicht. Außerdem – vielleicht war ihr Verdacht unbegründet.
Jetzt beschleunigte er seine Schritte und holte sie ein. »Beunruhigt Euch irgendetwas, Mylady?«
»Nein«, erwiderte sie so freundlich, wie es ihr Unbehagen gestattete, »ich war nur in Gedanken.«
»Natürlich, hier stürmen so viele neue Eindrücke auf Euch ein.«
»Allerdings, aber die Leute waren sehr nett.«
»Das freut mich. Falls Ihr Probleme habt- ich würde Euch gern helfen.«
Lüge.
Wie ein schwarzer Schatten lastete die Erkenntnis auf Ryccas Seele, und ihr war elend zumute. Nach einem kurzen Blick in Magnus’ Richtung ging sie etwas schneller weiter.
Nichts in seiner Miene zeugte von charakterlichen Mängeln,
sein Gesicht war glatt, seine Augen drückten ungetrübte Heiterkeit aus. Vielleicht wirkte er deshalb so jung – als wüsste er nichts vom Leid der Welt.
Und doch – irgendetwas stimmte nicht mit ihm, und Rycca fragte sich vergeblich, woran ihr Misstrauen liegen mochte. Nur eins wusste sie – dass sie sich maßlos erleichtert fühlte, als sie die Stadt sah und in den Schutz der Festungsmauern zurückkehrte.
Geradewegs eilte sie in die Küche, wo sie Magda antraf und ihr die Neuigkeit erzählte. Damit beschwor sie hektische Betriebsamkeit herauf, und bald vergaß sie alles andere.
12
Am nächsten Tag erwachte Rycca
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