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Wikingerfeuer

Wikingerfeuer

Titel: Wikingerfeuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shirley Waters
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dass du da hinunter kommst, Trollkopf!«
    »Drachenfrau!«
    »Nachtalb!«
    »Hässliche … alte … Norne mit … gemüseverklebten Zähnen!«
    Was? Unwillkürlich fuhr sie sich mit der Zunge über die Schneidezähne. Dann zuckte sie zusammen, als eine Axt über ihren Kopf hinweg flog. »Bei allen Göttern, hinein mit dir, Arien, bevor noch etwas passiert.«
    Erst wehrte er sich, doch als ihn ein Hustenanfall schüttelte, konnte sie ihn mühelos ins Dunkel unter die Decksplanken schieben. Damit er nicht gleich wieder entwischte und in Gefahr geriet, hockte sie sich neben ihn, auch wenn sie es bedauerte, den Kampf zu verpassen. Sie mussten die Köpfe einziehen und sich dicht beieinander kauern, denn hier unten waren Taurollen, Decken, Werkzeuge, Wasserfässer und Proviantsäcke aus geöltem Leder und zwei Kisten festgezurrt, welche die Beute aufnehmen sollten. Bisher waren sie leer.
    Ein einziges Handelsschiff hatten sie auf der Fahrt gesichtet. Dann war urplötzlich der Sturm gekommen. Nicht dass es der Windjägerin und ihrer Besatzung etwas ausgemacht hätte – Rúna hatte wie alle anderen das Gesicht in den Wind gehalten und das Auf und Ab genossen; lediglich Arien war grün im Gesicht geworden. Doch das Beuteschiff war natürlich schnell außer Sicht gewesen.
    Hier, in dem schmalen Zwischenraum unterhalb der erhöhten Ruderplattform, sah man nur die Beine der Kämpfer. Die Decksplanken bebten unter ihren Schritten. Rúna sehnte sich danach, hinauszustürmen und zu kämpfen. Aber ihr Vater hatte sie angewiesen, vorsichtig zu sein. Sie sollte auf ihrer ersten Wikingfahrt zuschauen und lernen und sich als umsichtig erweisen. Sie durfte kämpfen, sollte es sogar. Doch nur, wenn die Lage übersichtlich war. Das war jetzt eindeutig nicht der Fall.
    Rúna legte den Bogen beiseite. Als ein Mann der Länge nach hinschlug, griff sie wieder hastig danach. Er wälzte sich herum und hielt sich das blutige Gesicht. Ein zweiter fiel auf ihn. Blut strömte aus seinem Mund, den er zu einem stummen Schrei geöffnet hatte.
    Rúna ahnte, wer dafür verantwortlich war.
    »Bleib hier«, zischte sie Arien zu und wollte hinaus.
    Nun war es Arien, der sie aufhielt. »Bei den Göttern, geh da nicht raus! Der Engländer tötet auch dich!«
    Seine dünnen Arme waren wie ein Fischernetz, das er über sie geworfen hatte. Sie griff nach ihm, schimpfte, wand sich, und endlich lag er am Boden. Sie drückte seine Hände nieder. »Mit einem gezielten Schuss kann ich den Engländer vielleicht doch töten«, sagte sie. »Also lass mich gehen.«
    Noch zögerte sie allerdings, den Bruder loszulassen. Die Augen hatte er weit aufgerissen, als fürchte er sich. Das war für ihn ungewöhnlich. Oder lauschte er? Auch sie bemerkte, dass es draußen schlagartig ruhig geworden war. Die Schlacht, wenn man diesen einseitigen Kampf so nennen mochte, war vorüber.
    Sie ließ Arien los und kroch ins Freie. Die Männer nahmen sich bereits den Gefallenen an; sie warfen Planen über die Körper, wickelten sie rasch darin ein und legten sie an den Bordwänden nieder. Die anderen Kämpfer ließen schwer atmend die Arme mit den Schilden und den Schwertern und Äxten hängen.
    Sie starrten auf den Engländer, der mit einem langen Schritt von der Bordwand auf die Planken trat.

2.
    Z wei Krieger hielten den Engländer in Schach; ihre Lanzenspitzen berührten seinen Nacken. Aufrecht stand er da, mit leicht gesenktem Kopf. Auf seinem rechten Oberarm klebte Blut – nein, es war eine blutrote Tätowierung, ein seltsames Kreuz mit gespaltenen Enden. Unter den wirren rötlichbraunen Haaren, aus denen Feuchtigkeit tropfte, ließ er den Blick schweifen. Er atmete schwer. Seine Tunika hing nur noch in Fetzen von seinen Hüften, und von der Brust rann der Schweiß. Beide Hände hatte er gespreizt – eine Geste, die besagte, dass er seine Waffen fallen gelassen und sich somit ergeben hatte. Doch er wirkte wie ein Wolf, der sich jederzeit dazu entschließen konnte, mit bloßen Händen anzugreifen.
    Kaum merklich zuckte er zusammen, als eine Truhe neben ihm auf das Deck prallte. Yngvarr sprang daneben auf. Er musterte den Fremden von oben bis unten und richtete sich zu voller Größe auf, die den hochgewachsenen Engländer noch um eine halbe Handbreite übertraf. Langsam zog er ein langes Messer aus der Scheide an seinem Gürtel. Rúna hielt den Atem an, als er mit der Messerspitze zwischen die Augen des Engländers zielte. Der hatte den Kopf in Yngvarrs Richtung gedreht, wich

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