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Wilde Chrysantheme

Wilde Chrysantheme

Titel: Wilde Chrysantheme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Feather
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gerade mit der Kutsche aus York angekommen.« Juliana versuchte es mit einem freundlichen Lächeln.
    Der Mann beäugte sie argwöhnisch in der trüben Atmosphäre, und sie zog ihren Umhang unwillkürlich fester um sich.
    »Lassen Sie mal erst Ihr Geld sehen«, knurrte er.
    Juliana griff in ihre Tasche und zog einen Shilling hervor. Sie knallte die Münze auf die Theke und funkelte den Mann grimmig an, wobei ihre jadegrünen Augen plötzlich Funken versprühten.
    Der Wirt wich überrascht einen Schritt zurück vor ihrem jähen Zorn. Er schnappte sich die Münze, warf Juliana erneut einen forschenden Blick zu und fauchte die immer noch den Fußboden wischende Küchenmagd an: »Ellie, geh in die Küche und bring dem Gentleman seine Eier und seinen Toast.«
    Die Magd ließ ihren Mop derart ungeduldig in den Eimer fallen, daß ein Schwall Wasser über den Rand schwappte, dann schlurfte sie mit einem tiefen Aufseufzen hinter die Theke und verschwand in der Küche.
    Die schmalen, blutunterlaufenen Augen des Wirts verengten sich. »Einen Humpen Ale, junger Herr?«
    »Nein, nur Tee, bitte.«
    Sein schlauer Blick wanderte über die verräterischen Rundüngen ihrer Figur. »Tee wird dir nur den Magen verkorksen, Jungchen. Ist ein Getränk, das für Weiber taugt. Hat dir denn keiner beigebracht, Ale zum Frühstück zu trinken?«
    Juliana sah ein, daß ihre Verkleidung doch nicht ausreichend überzeugte, aber bis zu diesem Zeitpunkt hatte sie ihrem Zweck durchaus gedient. Sie wiegte sich in dem Glauben, daß keiner im »Rose and Crown« einen zweiten Gedanken an sie verschwendet hatte, und für diesen Wirt hier war sie gerade mit der Postkutsche aus York angekommen – was schließlich am anderen Ende des Landes, also kurz vor der schottischen Grenze lag.
    »Ich bin auf der Suche nach Unterkunft und Arbeit«, sagte sie beiläufig und bestätigte damit kampflos seinen Verdacht. »Wissen Sie vielleicht von irgendeiner Stellung hier in der Gegend?«
    Der Mann rieb sich nachdenklich übers Kinn. »Tja, mal überlegen, vielleicht fällt mir dazu was ein. Aber zuerst woll'n wir doch sehen, was Sie unter der Mütze da haben.«
    Juliana zuckte die Achseln und zog sich die Wollmütze vom Kopf. »Wie Sie meinen. Mir ist allerdings schleierhaft, was mein Haar mit der Frage zu tun hat, ob ich eine Anstellung bekomme oder nicht.«
    In dem Moment kehrte Ellie mit dem Frühstück zurück, und ihr blieb der Mund offenstehen, als sich die feurige Masse von Locken, aus der engen Mütze befreit, aus ihren Nadeln löste und über Julianas Schultern und Rücken floß.
    »He, wieso läufst du in Jungskleidern 'rum?« Sie setzte den Teller mit einem dumpfen Knall vor Juliana auf der Theke ab.
    »Es erleichtert das Reisen«, erwiderte Juliana, als sie ihren Toast in das Eigelb tauchte. »Und könnte ich bitte noch meinen Tee haben?«
    »Oh, wir markieren die feine Dame, wie?« gab Ellie frech zurück. »Ich wette, du bist auch keine Heilige.«
    »Halt den Mund und hol den Tee, Mädchen«, befahl der Wirt und machte eine drohende Handbewegung in ihre Richtung.
    Ellie duckte sich, schniefte verächtlich und rannte in die Küche zurück.
    »Also, wie kommt's dann, daß sich eine junge Frau in Burschenkleidung allein auf Reisen begibt?« erkundigte sich der Wirt wie nebenbei, während er einen stumpfen Zinnkrug an seinem Ärmel polierte.
    Juliana wischte hungrig den letzten Rest des Eigelbs mit einem Stück Toast auf und legte dann ihre Gabel nieder. »Ich suche Arbeit, wie ich Ihnen schon sagte.«
    »Sie sprechen wie 'ne Lady«, beharrte er. »Ladies laufen nich' so in der Gegend rum und suchen Arbeit.«
    »Ladies, die eine Pechsträhne haben, könnten unter Umständen dazu gezwungen sein.« Sie schenkte sich Tee aus der Kanne ein, die Ellie unwirsch neben ihrem Ellenbogen abgestellt hatte, setzte die Kanne wieder ab und verfing sich prompt mit einer Falte ihres Umhangs in der Tülle, als sie den Arm bewegte. Die Kanne wackelte und kippte auf der Theke um, doch Juliana gelang es, ihr Kleidungsstück zu befreien, ohne allzuviel von der heißen Flüssigkeit zu verschütten.
    »Tja, ich schätze, das mag wohl sein«, stimmte der Wirt zu, während er ihren Kampf mit der Teekanne beobachtete.
    »Also, wissen Sie zufällig von irgendeiner Erwerbstätigkeit?«
    »Könnte sein. Warten Sie hier einfach 'ne Weile, und ich will sehen, was ich tun kann.«
    »Danke.« Sie lächelte strahlend, und er zwinkerte mit seinen Schweinsäuglein, bevor er in den hinteren

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