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Wilde Flammen

Wilde Flammen

Titel: Wilde Flammen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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gespannt war. Die Mendalsons riefen sich Kommandos zu, während die Jonglierkeulen durch die Luft flogen. Die Dressurpferde wurden in ihre Ställe zurückgebracht. Jo erblickte eines der Stevenson-Mädchen, das auf Stelzen balancierte. Die Kleine war jetzt sechs, aber Jo erinnerte sich noch genau daran, wie sie zur Welt gekommen war.
    In jenem Jahr durfte Jo zum ersten Mal allein im Löwenkäfig arbeiten. Sechzehn war sie damals gewesen und hatte noch ein ganzes Jahr warten müssen, bevor sie auch vor Publikum auftreten durfte.
    Ein anderes Zuhause als den Zirkus hatte Jo nie gekannt. Sie war während der Winterpause geboren worden und im Frühjahr im Wagen der Eltern zum ersten Mal mit auf Tour gegangen – wie auch jedes darauffolgende Jahr. Von ihrem Vater hatte sie die Faszination und das Talent für die Arbeit mit den Großkatzen geerbt, von ihrer Mutter die Grazie und Geschmeidigkeit ihrer Bewegungen.
    Inzwischen war es fünfzehn Jahre her, dass sie die Eltern verloren hatte, doch das Erbe würde ihr immer bleiben. Als Kind hatte Jo mit Löwenbabys gespielt, war auf Elefanten geritten und hatte mit Schellen an den Füßen getanzt. Sie lebte in einer Welt der Fantasie, war ständig unterwegs, zog von einem Ort zum anderen.
    Jo sah auf die Narzissen, die vor dem Büro des Colossus -Winterquartiers wuchsen, und lächelte. Sie selbst hatte sie gepflanzt, damals, als sie dreizehn und endlos verliebt in einen Artisten gewesen war.
    Sie erinnerte sich auch gut an jenen Mann, der ihr damals Ratschläge für das Setzen der Zwiebeln und für gebrochene Herzen gegeben hatte. Als sie an Frank Prescott dachte, wurde ihr Lächeln traurig.
    Â»Ich kann immer noch nicht glauben, dass er nicht mehr bei uns ist«, murmelte sie und stieg mit Duffy in den Wagen.
    Der Bürowagen war nur spärlich möbliert mit einem Schreibtisch, metallenen Aktenschränken und zwei abgenutzten Stühlen. Poster bedeckten die Wände, Poster, die das Wunderbare, das Einzigartige, das Unglaubliche versprachen – tanzende Elefanten, fliegende Menschen, Löwen, auf denen man reiten konnte. Akrobaten, Clowns, unbesiegbare Männer und gigantische Damen brachten die verzauberte Atmosphäre der Zirkusarena in den engen Büroraum.
    Als Jo zu der schmalen Tür schaute, folgte Duffy ihrem Blick. »Ich erwarte eigentlich, ihn jeden Moment zu sehen, wie er durch die Tür gestürmt kommt, voller Begeisterung für irgendeine neue, verrückte Idee.«
    Duffy machte sich an der Kaffeemaschine zu schaffen, die sein ganzer Stolz war. »Wirklich?«
    Mit einem Seufzer ließ Jo sich rittlings auf einem der Stühle nieder, faltete die Arme auf der Rücklehne und stützte das Kinn darauf ab. »Er wird uns allen fehlen. Ohne ihn wird es nie mehr das Gleiche sein.« Plötzlich schaute sie mit wütendem Blick auf. »Er war doch noch kein alter Mann, Duffy. Ein Herzinfarkt ist etwas für alte Männer.« Düster starrte sie vor sich hin. Frank Prescotts Tod war so ungerecht.
    Frank war Anfang fünfzig gewesen, und immer hatte ihm ein Lachen auf den Lippen gelegen. Ein Mann von unverfälschter Herzlichkeit, endloser Güte und Wärme. Jo hatte ihn von ganzem Herzen geliebt und ihm bedingungslos vertraut. Die Trauer um ihn war nahezu schlimmer als die um ihre Eltern. Solange sie denken konnte, war Frank das Zentrum ihres Lebens gewesen.
    Â»Es ist jetzt fast sechs Monate her.« Duffys Stimme klang rau, als er ihr einen Becher Kaffee reichte.
    Â»Ich weiß.« Sie nahm den Becher entgegen und hielt ihn mit beiden Händen, um sich zu wärmen. Der frühe Märzmorgen war noch kühl. Resolut schüttelte sie die düstere Stimmung ab. Frank würde nicht wollen, dass man sich seinetwegen grämte.
    Jo starrte in den Kaffee und nippte vorsichtig. Wie erwartet schmeckte er scheußlich. »Stimmt es, dass wir die gleiche Route nehmen wie letztes Jahr? Dreizehn Staaten.« Lächelnd beobachtete Jo, wie Duffy zusammenzuckte und hastig seinen Kaffee hinunterstürzte. »Du bist doch nicht abergläubisch, oder?« Dabei wusste sie, dass er immer ein vierblättriges Kleeblatt in seiner Brieftasche trug.
    Â»Pah!«, schnaubte er verächtlich, lief aber unter den Sommersprossen vor Verlegenheit rot an. Er stellte seinen Becher ab und ging um den Schreibtisch herum, um sich zu setzen. Als er die Hände über dem zerfledderten

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