Wilde Flammen
den Blick von ihren Händen zu ihrem Gesicht, musterte sie lange, dann seufzte er schwer. »Und ich dachte schon, ich wäre kuriert.«
Besorgt sah Jo ihn an. »Warst du krank?«
Lachend schüttelte Keane den Kopf, beantwortete jedoch die Frage nicht. »Gib mir deinen Mantel«, sagte er nur.
»Mach dir keine Umstände.« Doch da hatte er ihr schon die Knöpfe geöffnet und den Mantel von den Schultern gestreift.
»Mir ist es lieber, wenn ich weiÃ, dass du keine Erfrierungen hast.« Er brach ab und betrachtete sie von Kopf bis FuÃ. Sie trug einen grünen Angorapullover mit kleinen Perlmuttknöpfen am Ausschnitt und einen engen Wollrock. Das weiche Material schmiegte sich eng um ihre zierliche Figur. Die Schuhe an ihren FüÃen waren hochhackige Pumps, sehr sexy, nur leider für das winterliche Wetter völlig ungeeignet.
»Stimmt etwas nicht?«
»Bisher habe ich dich nur in Jeans oder in einem Kostüm gesehen.«
»Ach so.« Lachend fuhr sie sich mit den Fingern durch das schneefeuchte Haar. »Ich sehe wohl anders aus.«
»Ja, allerdings.« Wieder erschien die Falte auf seiner Stirn. »Du siehst aus wie eine Studentin, die für die Weihnachtsferien nach Hause gekommen ist.« Er hob eine Strähne ihres Haars an, wandte sich dann ab. »Setz dich doch bitte. Ich hole uns Kaffee.«
Seine abrupten Stimmungsumschwünge verwirrten sie ein wenig. Sie wanderte durch den Raum, ignorierte Sofa und Sessel und lieà sich auf eines der groÃen Sitzkissen beim Fenster nieder.
Der Teppich schluckte jegliches Geräusch, dennoch wusste Jo intuitiv, dass Keane mit dem Kaffee zurückkam.
»Es muss wunderbar sein, jedes Jahr einen richtigen Winter miterleben zu können, schon allein wegen des Schnees.« Sie wandte ihm ihr strahlendes Gesicht zu. »Ich habe mich immer gefragt, wie es ist, weiÃe Weihnachten zu feiern, wenn alles verschneit ist und die Eiszapfen von den Dächern hängen.«
Sie richtete sich auf und nahm den Becher mit dampfendem Kaffee von Keane entgegen. »Danke.«
»Ist dir wieder warm?«, fragte er.
Jo nickte und setzte sich in einen der Sessel gegenüber der Couch. In der Stadt zu sein war so neu für sie, dass ihr alles wie ein einziges Abenteuer vorkam.
Keane nahm auf dem Sessel neben ihr Platz, und eine Weile lang tranken sie den Kaffee in einträchtigem Schweigen.
»Worüber wolltest du mit mir reden, Jo?«
Sie schluckte und ignorierte das leichte Flattern in ihrem Magen. »Ãber verschiedene Dinge. Eines davon ist der Zirkus.« Sie drehte sich zu ihm um, damit sie ihm gerade in die Augen sehen konnte. »Ich wollte nicht schreiben, weil ich es für zu wichtig hielt. Aus dem gleichen Grund habe ich auch nicht angerufen. Keane â¦Â« All die sorgfältig zurechtgelegten Ausführungen hatten sich verflüchtigt. »Du kannst den Zirkus nicht so einfach verschenken. Und ich kann ihn nicht annehmen.«
»Wieso nicht?« Mit einem Schulterzucken nippte er an seinem Kaffee. »Wir wissen doch beide, dass der Circus Colossus eigentlich immer dir gehört hat. Ein Stück Papier ändert gar nichts daran.«
»Keane, Frank hat ihn dir vermacht.«
»Und ich habe ihn an dich weitergegeben.«
Jo seufzte frustriert. »Wenn ich das Geld hätte, um ihn dir abzukaufen â¦Â«
»Mich hat mal jemand gefragt, wie hoch der Wert eines Traums ist und welchen Preis man heutzutage für die Fantasie eines Menschen bezahlen muss. Damals hatte ich keine Antwort parat. Hast du heute vielleicht eine für mich?«
Seufzend schüttelte sie den Kopf. »Ich weià nicht, was ich sagen soll. Ein Danke reicht für solch ein Geschenk jedenfalls nicht aus.«
»Selbst das ist nicht nötig«, widersprach Keane. »Ich habe dir nur zurückgegeben, was schon immer dir gehörte. Ãber was wolltest du noch reden? Du sagtest, es gebe verschiedene Dinge.«
Jetzt ist es so weit, dachte sie. Sehr, sehr behutsam stellte sie den Becher ab und stand auf. Sie ging ein paar Schritte, hoffte darauf, dass ihr Magen sich beruhigen würde, holte tief Luft und drehte sich zu Keane um.
»Ich will deine Geliebte werden.« Sie sprach absolut ruhig und betonte jede Silbe klar und deutlich.
»Was?!« Der Schock stand Keane ins Gesicht geschrieben.
Jo schluckte. »Ich will deine Geliebte werden«, wiederholte sie. »Das ist doch die
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