Wilde Glut - Singh, N: Wilde Glut
nicht von den beiden Ratsmitgliedern. Ihr war noch nie eine solch kalte Person wie Nikita Duncan begegnet. Selbst Anthony Kyriakus war trotz all seiner Macht ihrer Wölfin nicht so unangenehm.
»Jemand sollte das Wort ergreifen«, sagte Sascha in die Stille hinein.
Nikita nickte kurz. Doch dann kam ihr Lucas zuvor. »Der Grund unserer Zusammenkunft ist ja kein Geheimnis. Jedem von uns gehört Land in diesem Staat.«
Nikita sah das Alphatier der Leoparden direkt an. »Der nun bedroht wird.«
Indigo spürte, welche Willenskraft es Hawke kostete, sich seine instinktive Abneigung gegen die Ratsmitglieder nicht anmerken zu lassen. Der Rat hatte die Wölfe einmal fast ausgelöscht, niemand von ihnen würde je wieder einem Ratsmitglied vertrauen.
»Sie beide«, sagte Nikita und sah dabei Lucas und Hawke an, »sind Ziele von Angriffen gewesen, weil ihr Tod die Rudel zeitweise in Verwirrung gestürzt hätte.«
Die Alphatiere äußerten sich nicht dazu, zu dem Schluss waren sie selbst schon gekommen.
»Wenn man die Wölfe und Leoparden ausschaltet«, fügte Anthony ruhig hinzu, »steht die Stadt schutzlos da.«
Indigo ließ sich von dem äußerlich sanften Auftreten des zurückhaltenden Ratsherrn nicht in die Irre führen. Ihren Nachforschungen zufolge verfügte er über ein Netzwerk von V-Medialen, das seinesgleichen suchte. Anthony Kyriakus kannte mehr Geheimnisse als jeder andere der hier Versammelten, und Indigo war sicher, dass er dieses Wissen auch nutzen würde, wenn es ihm notwendig schien.
Riley schaltete sich ein. »Wir haben Informationen darüber, dass im Rat ein Krieg ausgebrochen ist.« Das war ein Versuchsballon. Judd hatte die Gerüchte bereits bestätigt. Indigo war gespannt, was Nikita dazu sagen würde.
Saschas Mutter blinzelte nicht einmal, als sie antwortete. »Henry, Shoshanna und vielleicht auch Tatiana haben beschlossen, Silentium unter allen Umständen aufrechtzuerhalten. Sie wollen jeden eliminieren, der gegen diese Aufrechterhaltung vorgeht.«
Wieder ergriff Riley das Wort, er sprach so ruhig, als ginge es nur um einen Schichtwechsel der Wachen. »Warum geben Sie so etwas preis, da der Rat doch sonst alles tut, um seine Geheimnisse zu wahren?«
»Die Scotts konzentrieren ihre Aktivitäten auf diesen Staat, weil Nikita und ich hier leben«, antwortete Anthony. »Und außerdem die beiden mächtigsten Gestaltwandlerrudel. Fällt diese Stadt, fällt das ganze Land.«
Stimmt , dachte Indigo. Denn selbst wenn Nikita oder Anthony den Angriff überleben sollten, hätten Henry und seine Mitstreiter ihre Stärke bewiesen und würden sich Stadt um Stadt, Staat um Staat unter den Nagel reißen.
»Warum sind wir überhaupt ins Fadenkreuz ihrer Aufmerksamkeit geraten?«, fragte Hawke, der jetzt sicher alle Möglichkeiten mit kühlem Kopf abwog. Das machte ihn zu einem guten Leitwolf, selbst bei heftigsten Gefühlen schaltete er den Verstand nicht aus. »Wie kommen die Scotts darauf, dass ein interner Machtkampf im Rat uns irgendwie schert?«
Darauf gab Sascha die Antwort, während ihre Augen Nikitas Blick suchten. »Meinetwegen und Faiths wegen.« Ruhige Worte einer Frau, die von der Ratsfrau ihr gegenüber einst brutal zurückgewiesen worden war. »Denn unsere emotionale Bindung zu den Leoparden macht es dem Rudel unmöglich zuzusehen, wenn man unsere Eltern tötet, und das werden sie bedacht haben.«
»Es steckt aber mehr dahinter«, sagte Max. Drew verlagerte sein Gewicht auf das andere Bein.
Indigo rückte etwas nach links, um ihn wenn nötig zu stützen. Liebe pulsierte durch ihr Band wie eine Liebkosung, in der sie Drew spürte. Diese enge Verbindung war immer noch etwas Neues für sie, aber doch schon so sehr ein Teil ihres Lebens, dass sie sich gar nicht mehr vorstellen konnte, wie sie ohne das Band hatte existieren können.
Sie zog die Liebe ihres Gefährten wie einen Mantel um sich. Nikita warf ihrem Sicherheitschef einen kalten Blick zu, aber der Mensch schüttelte den Kopf und reckte entschlossen sein Kinn vor. »Wir müssen ihnen alle Informationen geben«, sagte er zu Nikita. »Sonst wird uns Hawke mit Freuden den Wölfen vorwerfen«, schloss er mit einem schiefen Grinsen.
Nikita überlegte ein paar Sekunden. »Mr Shannon hat vielleicht nicht ganz Unrecht. Also dann: Ein Grund für diese Angriffe ist, dass ich aufgrund meiner Geschäftsbeziehungen zu Ihnen als zu liberal gelte.« Wieder zögerte sie, dann sah sie ihre Tochter an. »Ein zweiter, dass ich nicht länger hinter
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