Wilde Glut - Singh, N: Wilde Glut
heilen.« Doch die Splitter hatten so schrecklich gewütet, dass selbst Judd nicht mit Sicherheit sagen konnte, ob er jeden Schnitt und Riss gefunden hatte.
Sienna nickte, Hawke sah es nur aus dem Augenwinkel. Dann öffnete sie die Tür und schlüpfte hinein. Erst als sie verschwunden war, drückte er sich von der Wand ab, seine Muskeln waren hart wie Stein.
Am liebsten hätte er dem Wolf in sich nachgegeben und wäre gelaufen, bis die körperliche Erschöpfung alle Gefühle zum Schweigen gebracht hätte, aber er war der Leitwolf. Es gab viel zu erledigen. Am wichtigsten war es, alle Überwachungsgeräte auf ihrem Territorium zu finden und zu zerstören. Zusammen mit den Leoparden hatten sie schon alles durchsucht, aber es bestand immer noch die Möglichkeit, dass sie ein paar übersehen hatten.
»Hast du jemanden, der mit wirklich hundertprozentiger Sicherheit alle Geräte aufspüren könnte?«, fragte er Lucas ein paar Minuten später auf dem Handy. Er hatte dabei an die medialen Gefährtinnen der Leoparden gedacht.
Lucas verneinte, hörte sich aber dennoch um und stellte Hawke eine seltsame Frage. »Hatten die gefundenen Geräte Bestandteile aus Metall?«
Hawke erkundigte sich bei Brenna. »Ja, in jedem steckte zumindest etwas Metall.«
»Ich melde mich gleich wieder.«
Die Hilfe, die Lucas schließlich vorschlug, kam von völlig unerwarteter Seite. Devraj Santos, der Direktor der Shine- Stiftung und einer der Vergessenen – Abkömmlinge von Medialen, die das Medialnet vor der Einführung von Silentium verlassen hatten – , hatte seine Dienste angeboten.
»Wie will er die Kameras denn finden?«, fragte Hawke, sein Wolf wollte das Schicksal des Rudels nicht in die Hände eines Mannes legen, den er nicht einmal kannte. »Und was hat Metall damit zu tun?«
Der Leopard klang genervt, als er antwortete. »Das will er nicht sagen, aber ich vertraue ihm. Die Vergessenen verabscheuen den Rat noch mehr als wir.«
Das stimmte, nur deshalb zog Hawke Santos Angebot überhaupt in Erwägung. »Was verlangt er dafür?« Hawke wusste, was Shine war, Santos war ein mächtiger Mann. Jemand, der so viele Leute vor den Auftragskillern der Medialen schützen konnte, tat nichts ohne Gegenleistung.
»Sie sind bereits mit uns eine Beziehung eingegangen«, sagte Lucas. »Santos möchte eine solche Beziehung auch zu den SnowDancer-Wölfen.«
»Auf keinen Fall eine Allianz.« Diese Art Verbindung ging Hawke nur mit Leuten ein, die er in- und auswendig kannte. »Aber falls er etwas findet, sind wir ihm einen Gefallen schuldig.« Und ein Gefallen der Wölfe war ein wertvolles Gut.
Dev Santos akzeptierte.
Nach einer Woche, in der er achtzehn Stunden täglich selbst in den dunkelsten und entlegensten Ecken gesucht hatte, hatte Devraj Santos das Territorium der Wölfe gesäubert.
Hawke beschloss, dass der Vergessene noch mehr bei ihm gut haben sollte.
»Ab und zu muss ich Leute ›verschwinden‹ lassen, wenn der Rat zu viel Interesse an ihnen zeigt«, sagte der Direktor von Shine . »Mir fällt dafür kein besserer Platz ein als ein Wolfsrudel. Versteckt und verschwiegen. Ich musste drei Unterschriften mit meinem Blut leisten, ehe ich überhaupt auf Ihr Territorium durfte.«
»Versprechen kann ich nichts«, sagte Hawke. »Melden Sie sich, wenn es so weit ist, dann reden wir darüber.« Im Staat gab es viele von Wölfen kontrollierte Orte, an denen jemand unauffindbar verschwinden konnte. Außerdem hatten die Leute von Santos Medialen-Gene, die ganz nützlich sein konnten, wie der Mann ja gerade gezeigt hatte.
Devraj Santos streckte die Hand aus.
Hawkes Wolf war einverstanden, mit dem Mann konnten sie Geschäfte machen. Er schlug ein.
47
Indigo berührte Drews Mund mit ihren Lippen. Weich und warm war er, als würde er sich nur ausruhen. Heute früh hatte Drew überraschend menschliche Gestalt angenommen, alle hofften, dass es ein Zeichen dafür war, dass er langsam aus dem komaähnlichen Zustand erwachte. Indigo mochte es nicht, ihn so still und starr zu sehen.
Drew war nie so still. Er war Unruhe und Ärger, wildes Leben.
»Indigo?«, fragte Lara. »Geht es dir gut?«
»Ja.« Nein. »Was ist das denn?«, versuchte sie die Heilerin abzulenken und deutete auf etwas, das auf Drews Nachttisch stand.
»Was?«
Indigo nahm die kleine gelbe Plastikfigur in die Hand, sie hatte sogar Reißzähne und Krallen.
»Die ist von Ben.« Lara lächelte. »Er schleicht sich immer hier herein und lässt einen seiner Soldaten zurück,
Weitere Kostenlose Bücher