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Wilde Rosen: Roman (German Edition)

Wilde Rosen: Roman (German Edition)

Titel: Wilde Rosen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katie Fforde
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erwiderte Mays Blick mit ihren dunklen Augen.
    »Kein Wunder, daß du einen Mordsschreck bekommen hast, als du ihr in James’ Wohnung begegnet bist.«
    Sally lachte. »Sie ist ein richtiger Schatz, wenn man sie erst einmal kennt. Alles angeschnallt?«
    Sally startete den Motor und fädelte sich geschickt in den Verkehr ein. »Jetzt fahren wir erst mal zur Farm, und später bring’ ich euch ins Ferienhaus. Es gehört Lucy, eine von James’ Schwestern. Sie ist älter als er, aber jünger als Liz, die die Kleider näht. Sie kommt heute abend rüber, um zu sehen, ob alles paßt und die Säume richtig sind und so weiter. Ich hätte euch auch im Haus unterbringen können, aber da wimmelt es nur so von Verwandten, und ich hätte gar keine Zeit für euch.«
    »Was hat dieses Gerede über Kleider zu bedeuten, Sal?« fragte May. »Ich bin keine Brautjungfer. Ich hab’ mir von meiner Mutter einen schicken Hosenanzug geborgt. Marineblau mit kleinen weißen Punkten. Absolut hochzeitstauglich.«
    Sally sah in den Rückspiegel. »Harriet, du solltest doch mit ihr reden.«
    »Ich weiß. Aber es schien nie der richtige Moment«, gestand Harriet. »May, Sally möchte, daß wir ihre Brautjungfern sind. Das ist dir doch recht, oder?«
    May seufzte. Über die letzten vier Monate hatte sie sich so sehr daran gewöhnt, immer das zu sein, was gerade von ihr erwartet wurde, Vermittler, Vormann, Tischlergeselle oder einfach Mädchen für alles. Warum sollte sie Einwände haben, Sallys Brautjungfer zu sein?
    »Das Kleid würde keiner anderen passen«, sagte Sally. »Das heißt, ich weiß nicht mal, ob es dir paßt. Wir mußten bei deinen Maßen schätzen.«
    »Nun, wenn ich zu schrecklich darin aussehe, mußt du dich mit Harriet begnügen«, antwortete May.
    »Sie sind wunderschön, nicht rosa oder purpur«, sagte Sally, bog in den Weg zur Farm ein, und als Harriet aus dem Wagen sprang, um das Gatter zu öffnen, brüllte sie ihr zu: »Einfach die Drahtschlinge vom Pfosten lösen! Und wenn wir durch sind, fest zuschlagen.«
    Sie passierten die Farmhunde unbeschadet, die sehr viel friedfertiger waren, seit sie von Sally gefüttert wurden, und kamen schließlich in die Küche.
    »Sie ist wunderschön!« sagte May. »Wie aus einer Zeitschrift.«
    »Sie ist gut geworden, nicht? Die Küche hab’ ich als erstes renoviert. Die meisten Möbel, wie die Anrichte und der Tisch, waren schon hier. Sie mußten nur ein bißchen aufpoliert werden.«
    Sie betrachtete ihr Werk mit Stolz. Die sonnengelbe Farbe der Wände bewirkte eine harmonische Verbindung des Alten mit dem Neuen, der Raum war funktional und doch wohnlich. »Hier drin spielt sich praktisch unser häusliches Leben ab. Es ist der wärmste Raum des Hauses, das ist vor allem im Winter wichtig, und hier essen wir und erledigen alle Büroarbeit. Darum wollte ich, daß der Raum gemütlich ist. Ich hab’ den Küchenschrank selber abgeschliffen und gewachst.«
    »Ich hätte dich niemals gehen lassen, wenn ich gewußt hätte, daß du so ein Geschick für Maler- und Holzarbeiten hast, Sally«, sagte May.
    Sally grinste. »Es hätte mir Spaß gemacht, wenn wir nicht genau zu der Zeit zwei kranke Lämmer zu füttern gehabt hätten, so daß ich die Arbeit andauernd unterbrechen mußte, Handschuhe ausziehen, Hände waschen und Fläschchen fertigmachen. Irgendwann war ich so durcheinander, daß ich mir die Hände gewaschen hab’, ehe ich zum Schmirgelpapier griff.«
    »Was ist mit deinen Nägeln?« wollte Harriet wissen.
    Sally hob gleichmütig die Schultern. »Manchmal überleben sie, manchmal nicht.«
    »Du klingst schon wie eine richtige Farmersfrau, Sal«, meinte May. »Stehst du wirklich bei Morgengrauen auf und fütterst die Hühner oder so?«
    Sallys Grinsen sagte, daß sie bei Tagesanbruch manchmal andere Dinge zu tun fand. »Na ja, nicht immer. Aber ich liebe meine Hühner heiß und innig. Und ich besuche landwirtschaftliche Kurse.« Sie nahm ein paar Becher von ihren Haken am Küchenschrank. »Die Schauspielerei hat mir Spaß gemacht, wenn es gut lief, aber Landwirtschaft ...« Sie suchte nach dem richtigen Wort. »erfüllt mich mehr, wenn ihr versteht, was ich meine.«
    May nickte. »Und was sagt deine Mutter dazu?«
    Sally schenkte lachend den Tee ein. »Na ja, sie ist natürlich absolut hingerissen von James. Klar, sie ist enttäuscht, daß ich die Schauspielerei aufgegeben habe. Aber im Grunde weiß sie, daß ich es niemals wirklich geschafft hätte. Ich wollte es nicht genug, so wie sie es

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