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Wilde Rosen: Roman (German Edition)

Wilde Rosen: Roman (German Edition)

Titel: Wilde Rosen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katie Fforde
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war ein drolliges, altmodisches Wort, und Harriet erkannte, daß sich unter dem anarchischen Künstlerimage ein Herz voll drolliger, altmodischer Ritterlichkeit verbarg. Wenn sie ihn wollte, mußte sie härter kämpfen.
    »Aber vielleicht schaffe ich niemals den Durchbruch als Künstlerin, und dann hätte ich nicht einmal ...« Ihre Stimme brach ab, aber sie beendete den Satz in Gedanken: die eine, schöne Erinnerung an einen Augenblick wahrer Leidenschaft.
    Er legte seine Hand auf ihre; die Geste hatte etwas gräßlich Onkelhaftes. Harriet fragte sich einen Moment, ob er gelogen hatte, als er sagte, er wolle sie, ob er das nur behauptet hatte, damit sie sich besser fühlte.
    »Du wirst es schaffen. Ich komme zu deiner Ausstellungseröffnung, und wenn die Kritiker dein Talent anerkennen, dann werde ich dich vielleicht beim Wort nehmen. Aber niemand soll sagen, du hättest es dahin gebracht, weil du mit mir geschlafen hast. Ist das klar?«
    Harriets Kehle hatte sich zusammengezogen. Sie nickte.
    »Gut. Das Bad ist ein Saustall. Könntest du dich darum kümmern?«
    Während Harriet ihre Frustration an Leos Scheuerleisten ausließ, machte Sally der ihren mit Pinsel und Farbe auf einer Leiter Luft: Sie strich ein Sims. Bis sie aus dem Fenster sah und James entdeckte, der mit May am Kai stand.
    Ihr erster Impuls war, zu ihm zu laufen, so schnell sie konnte, aber sie unterdrückte ihn. Bislang war immer sie diejenige in ihrer Beziehung gewesen, die angerannt kam. Jetzt war er an der Reihe, seinen Eifer unter Beweis zu stellen.
    May brachte James zu Sally herauf. »Hi, Sally, sieh mal, wen ich draußen aufgelesen habe. Gehen Sie nicht weg, ohne mir Bescheid zu geben, James, Sie müssen mir mal kurz helfen.« Sally fühlte sich sehr verloren und nervös da oben auf ihrer Leiter. Sie betrachtete James. Er wirkte so groß und gutaussehend wie eh und je. Tatsächlich fragte sie sich, wie sie an seinem guten Aussehen hatte zweifeln können, als sie ihn zum ersten Mal gesehen hatte. Jetzt erschien diese hünenhafte Gestalt in der schäbigen Farmermontur ihr wie der Inbegriff männlicher Schönheit.
    »Hallo.« Er klang scheu. »Ich hätte nicht gedacht, dich hier zu finden. Ich glaubte, du bist irgendwo in Yorkshire und stehst vor der Kamera.«
    »Nein.«
    »Warum nicht? Hast du die Rolle nicht bekommen?«
    »Ich bin nicht zum Vorsprechen gegangen.«
    »Aber warum nicht? Ich dachte, die Rolle war dir so gut wie sicher?«
    »War sie auch. Aber ich habe festgestellt, daß ich sie nicht wollte.«
    »Wieso?«
    »Ich habe beschlossen, daß ich keine Schauspielerin mehr sein will, deswegen.«
    »Nein? Sondern was willst du sein? Anstreicher und Dekorateur?« Er zeigte mit dem Finger auf ihren trocknenden Pinsel, ihr halb gestrichenes Sims.
    Sally schüttelte den Kopf. »Nein. Farmer.«
    Langsam malte sich ein Lächeln in James’ Mundwinkeln ab, wurde breiter, bis sein Grinsen Zahnpastareklame hätte machen können. »Dazu braucht man lange Erfahrung. Manche Leute sagen, man muß dafür geboren sein. Ich nehme nicht an, daß du als Kompromiß bereit wärst, es als Farmersfrau zu versuchen?«
    Sally machte große Augen und starrte ihn mit einstudierter Unschuld an. »Das hängt entscheidend davon ab, wer der Farmer wäre ...«
    Der einzige anwesende Farmer verlor die Geduld. Er trat mit großen Schritten an die Leiter, hob Sally herunter und umarmte sie, bis sie zu ersticken drohte. »Oh, Sally«, murmelte er an ihrem Hals. »Ich hab’ dich so vermißt. Clodagh hat nach dir gejammert. Die Farm wirkt so verlassen ohne dich, es schien gar keinen Sinn mehr zu haben weiterzumachen.«
    »Oh, James ...«
    »Ich bin nach London gekommen, um deine Adresse ausfindig zu machen und meinen Anwalt zu fragen, wie bald ich die Farm verkaufen kann.«
    »Du darfst die Farm nicht verkaufen! Sie ist dein Leben!«
    »Aber nicht ohne dich. Ich dachte, ich könnte sie verkaufen und einen anderen Weg finden, meinen Lebensunterhalt zu verdienen. Irgendwas, so daß wir in London wohnen können, wenn das für deine Karriere nötig ist.«
    »Aber was ist mit Clodagh? Es wäre grausam.«
    »Sie hätte sich schon daran gewöhnt. Und wenn ich damit bessere Chancen gehabt hätte, daß du mich heiratest, wäre es das Opfer wert gewesen.«
    »Oh, Liebster! Wie konntest du so dumm sein? Ich hätte niemals verlangt, daß du all diese Opfer für mich bringst. Ich will doch nur dich!«
    »Wirklich? Genug, um dein aufregendes Stadtleben aufzugeben und statt dessen in einem

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