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Wilde Rosen: Roman (German Edition)

Wilde Rosen: Roman (German Edition)

Titel: Wilde Rosen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katie Fforde
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um ihretwillen, um sie zu beruhigen, hatte May versucht, erst Reiseleiterin, dann Zahnarzthelferin und schließlich Hotelmanagerin zu werden. »Meine Eltern fanden, es seien vernünftige Berufe.«
    Der Mann betrachtete sie unverwandt, sein intensiver Blick hatte etwas Entnervendes. Schließlich sagte er: »Nun, May, wenn Sie auch abgerissen aussehen, so verstehen Sie sich doch auszudrücken. Sehr gut sogar.«
    May schnappte nach Luft.
    »Außerdem haben Sie eine gute Allgemeinbildung, und da Sie eine Uniform bekommen, ist Ihre Kleidung kein Problem.«
    »Oh, gut.«
    »Sie haben die Annonce gelesen, also werden Sie wissen, daß ich hier einen neuen Unternehmenszweig aufbauen will. Ich beabsichtige, meine Geschäfte dahingehend zu erweitern, daß ich einen Reinigungsdienst für eine gehobene Kundschaft anbiete. Die Firma soll Quality Cleaners heißen. Das ist der Grund, warum ich junge Ladys suche.«
    May vertuschte ihr Zusammenzucken mit einem unechten Lächeln.
    »Meine Kunden erwarten etwas mehr als die gute, alte Mrs. Mop. Vielleicht ist auch mal ein Blumenarrangement gefragt, ein bißchen Catering, servieren, all diese Dinge. Dienstleistungen, die Sie meiner Einschätzung nach anbieten können.«
    »Ich verstehe überhaupt nichts von all diesen Sachen!« Sie sah Zweifel im Gesicht des Mannes aufflackern und damit die Chancen für ihren Job schwinden, darum fügte sie eilig hinzu: »Aber ich bin sicher, ich kann es lernen.«
    »Ich bin überzeugt, Sie können eine perfekte junge Lady sein, wenn Sie sich darauf konzentrieren.« Sein Lächeln jagte May einen eisigen Schauer über den Rücken. »Also, sagen Sie mir, meine Liebe: Wenn ich Ihnen einen Job anböte, würden Sie ihn annehmen?«
    »Als Reinigungskraft?«
    »Selbstverständlich. Ich würde nichts von Ihnen verlangen, dem Sie sich nicht gewachsen fühlen.«
    »Und ich müßte nicht nachts arbeiten oder so was?« Nach der Unterhaltung im Warteraum fand May, sie sollte lieber auf Nummer Sicher gehen.
    Die leutselige Maske zeigte erste Risse. »Es mag vorkommen, daß nach den üblichen Bürostunden noch gearbeitet wird, aber dabei geht es um nichts Ungewöhnliches, nichts, das nicht koscher wäre. Ich habe mich immer im Rahmen der Gesetze bewegt. Wenn ich Stellen für Reinigungskräfte ausschreibe, dann will ich auch Reinigungskräfte.«
    »Ja, natürlich«, sagte May demutsvoll.
    »Also, wollen Sie diesen Job nun oder nicht?«
    May räusperte sich. »Heißt das, Sie bieten ihn mir an?«
    Er schüttelte den Kopf. »Ich frage, ob Sie ihn wollen.«
    »Ja. Ja, ich will ihn haben. Unbedingt.«
    Offenbar betrachtete der Mann dieses Eingeständnis als Unterwerfung, und er lächelte wieder. »Gut. Wenn draußen noch jemand ist, schicken Sie sie bitte herein. Andernfalls warten Sie bitte.« May schlich davon und fragte sich, ob der Job als Politesse nicht vielleicht doch die bessere Lösung wäre.

Kapitel 2

    N un, meine Damen, ich bin überzeugt, Sie werden froh sein zu hören, daß ich Ihnen allen eine Anstellung bei Quality Cleaners anbieten kann.«
    Die drei jungen Frauen, die inzwischen alle Hoffnung aufgegeben hatten, jemals zu erfahren, ob sie denn nun Jobs hatten oder nicht, hoben die Köpfe.
    »Ich habe Verträge für Sie vorbereitet.« Er reichte jeder einen Stapel Papier mit Durchschlägen.
    Harriet, die Leseratte, blätterten ihren durch. Ungefähr sieben Seiten Kleingedrucktes. Bei genauerem Hinsehen entdeckte sie zahllose Tippfehler. Der chemische Geruch, der dem selbstdurchschreibenden Papier entströmte, verschlimmerte ihre Übelkeit.
    »Vielleicht würden Sie sie lieber erst in Ruhe durchlesen«, sagte ihr neuer Arbeitgeber. »Es wird zwar ein Weilchen dauern, aber«, hier zeigte er ein hämisches, wissendes Lächeln, »vernünftige junge Ladys wie Sie werden nichts unterschreiben, was Sie nicht vorher gelesen haben.«
    Das schaff’ ich jetzt nicht, dachte May. Es geht einfach nicht. Es handelt sich vermutlich sowieso nur um solches Zeug wie freiwillige Rentenbeiträge, und ich habe nicht die Absicht, so lange zu bleiben.
    Ich weiß, ich sollte den Vertrag lesen, dachte Harriet. Aber ich werde nur Kopfschmerzen davon bekommen. Er kann mich doch sicher an nichts allzu Schreckliches binden.
    »Sie könnten sich natürlich auch entschließen zu glauben, daß ich vertrauenswürdig bin und Ihnen gute Jobs zu guten Konditionen anbiete ...«
    »Ich werd’ Ihnen einfach trauen«, sagte Sally, die ihre Verträge noch nie durchgelesen hatte und heute ganz

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