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Wilder als der Hass, süsser als die Liebe

Titel: Wilder als der Hass, süsser als die Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Jo Putney
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damals schriebst und sagtest, du wolltest schon so jung heiraten, hielt ich dich für verrückt«, erinnerte er sich. »Als ich dann zur Hochzeit erschien und Ross kennenlernte, dachte ich, er müßte verrückt sein, um die kleine Wildkatze zu heiraten, die meine Schwester war.«
    Verletzt versuchte Juliet sich von ihm loszumachen, aber ihr Bruder hielt sie nur fester. »Zeig dem Oberhaupt unserer Familie ein bißchen mehr Respekt, Hexe«, befahl er mit einem Hauch gutmütigen Spottes. »Tatsache ist, daß ihr zwei auf einzigartige Weise füreinander gemacht seid. Es war richtig, ihn zu heiraten, und jetzt ist es dies um so mehr. Laß nicht etwas, das so kostbar ist, einfach im Sande verlaufen, ohne nicht alles Menschenmögliche zu versuchen, um es zu halten.«
    Nicht länger in der Lage, sich zu beherrschen, begann Juliet zu weinen, und tiefe, qualvolle Schluchzer erschütterten ihren ganzen Körper. Der andere Arm ihres Bruder umschlang sie warm und tröstend. Trotzdem er noch so dünn war, fühlte er sich kräftig wie ein Stahlseil an.
    Ian hielt sie fest, bis ihre Tränen ein wenig nachließen. Dann murmelte er: »Als wir klein waren, warst du das mutigste Wesen der Welt, und ich mußte alles an Courage aufbieten, um mit dir mithalten zu können. Benutze deinen Mut jetzt wieder. Laß dich nicht von deiner Angst daran hindern, Ross die Wahrheit zu erzählen. Er könnte dich überraschen.«
    Juliet stieß einen Laut aus, der irgendwo zwischen Lachen und Weinen lag. »Du hieltest mich für tapfer? Immer, wenn ich dir bei deinen Eskapaden hinterherlief, hatte ich Angst, traute mich aber nie, es zuzugeben, weil ich fürchtete, du würdest mich dann verachten und nie wieder mitnehmen.«
    »Tatsächlich? Dann ist es ein echtes Wunder, daß wir bei den  Versuchen, uns gegenseitig unsere Tapferkeit zu beweisen, nicht umgekommen sind.« Er wischte ihr mit den Fingerknöcheln eine Träne von der Wange. »Geh und sei tapfer, Juliet. Feigheit kostet mehr und tut heftiger weh.«
    Sie schloß die Augen und lehnte ihren Kopf an seine Schulter - in der Hoffnung, etwas von seiner Kraft würde auf sie überfließen. Ross zu sagen, was damals geschehen war, war nicht das, was den meisten Mut kostete, obwohl Gott allein wußte, wie entsetzlich schwierig ihr das Geständnis fallen würde.
    Und doch, sie mußte es tun. Weil das Thema so quälend war, daß sie es nicht vernünftig durchdenken konnte, hatte sie erst jetzt, da Ian es ihr deutlich gemacht hatte, begriffen, wie selbstsüchtig ihre Geheimniskrämerei war. Sie wollte sicher nicht, daß Ross sie haßte, aber Haß  war jedenfalls das, was die Ehe schließlich auseinanderbringen konnte.
    Wie er gesagt hatte, schuldete sie Ross die Wahrheit, und in einem sehr realen Sinn der Worte würde sie ihn befreien. Sich nicht, denn sie war in ihre eigene Schuld eingesperrt, aber um seinetwillen mußte sie ihm all das beichten, was damals auf Malta geschehen war. Nicht nur, daß es ihn befreien würde - er mußte dann auch nicht mehr in der quälenden Ungewißheit leben.
    Es würde ein seltsames Geschenk ihrer Liebe sein, aber es war das größte, das Juliet geben konnte. Sie öffnete die Augen.
    »Also gut, Ian, du hast mich durch deinen Glauben, ich sei mutiger, als ich wirklich bin, ziemlich beschämt. Ich werde tun, was ich schon lange hätte tun sollen.«
    »Braves Mädchen. Ich wußte ja immer, daß du alles schaffen kannst.«
    »Wieder daneben«, berichtigte sie ihn und seufzte tief auf. Dann, plötzlich, in einem Überschwang von Zärtlichkeit rief sie aus: »O Ian, ich bin so froh, daß du lebst!«
    »Ich auch.« Er knuddelte ihre Schultern. »Bei dieser ganzen hochdramatischen Flucht aus Buchara habe ich dir niemals vernünftig Danke gesagt, aber glaub' mir bitte, ich bin unendlich dankbar für das, was Ross und du und auch Mutter für mich getan habt. Ich bin froh, eine solche Familie zu haben.«
    Mehr Worte waren nicht nötig, denn das Schweigen war voll  Wärme und Nähe, die Juliet fast verloren geglaubt hatte. Wenigstens das, wenn auch nichts anderes in dieser Nacht, machte sie zutiefst glücklich.
    In dem Wissen, daß ihr Entschluß nicht lange halten würde, blieb  Juliet gerade lange genug in ihrem Zimmer, um  sich zu kämmen, kaltes Wasser ins Gesicht zu spritzen und sich  mit einigen Taschentüchern auszurüsten. Dann nahm sie eine  Öllampe und machte sich durch die dunklen Flure auf zu Ross'  Schlafzimmer.
    Die Tür war nicht verschlossen, also trat sie ein,

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