Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Wilder als der Hass, süsser als die Liebe

Titel: Wilder als der Hass, süsser als die Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Jo Putney
Vom Netzwerk:
solltest, gibt es doch immer Möglichkeiten, den Fehler zu beheben, und ich bin ganz sicher, daß du sie genau kennst!« Er wirbelte wieder herum und bewegte sich auf die Tür zu. »Wenn du feststellst, daß du dummerweise schwanger bist und beschließt, dem ein Ende zu machen, dann sag's mir nicht. Ich will es nicht wissen!«
    Endlich war es um Juliets Entschlossenheit geschehen. Dieser ganze qualvolle Kampf schien von Anfang an nur darauf zugesteuert zu sein, an einem Punkt unmißverständlich und unwiderlegbar zu bestätigen, daß ihre Beziehung jenseits aller Möglichkeiten zur Gesundung war.
    »Bitte, sag so etwas nicht«, flehte sie, und ihre Worte kamen direkt aus ihrem gequälten Herzen. »Du machst alles nur tausendmal schlimmer.« Dann brach sie vollkommen zusammen. Ohne ein weiteres Wort herauszubekommen, sank sie auf die Knie, vergrub ihren Kopf zwischen den Armen und weinte unkontrolliert.
    »Verdammt!« fluchte Ross mit brüchiger, hilfloser Stimme. Dann war er neben ihr, drückte sie fest in seinen Armen und wiegte sie hin und her, als wäre sie ein unglückliches Kind. »Es tut mir leid, Juliet«, flüsterte er eindringlich auf sie ein. »Es tut mir so leid. Ich wollte dir nicht so weh tun, aber ich finde die ganze Situation so unbegreiflich, daß ich am liebsten die ganze Welt aus dem Weg räumen möchte. Wenn ich dich liebe und du mich, warum können wir denn dann bloß nicht Zusammensein?«
    Ein kaltblütiger Teil ihres Bewußtseins, der wenig mit der schluchzenden Frau in Ross' Armen zu tun hatte, wußte, daß sie diesen Moment ausnutzen konnte, daß sie sein Schuldgefühl dazu verwenden konnte, ihn von der Suche nach der ganzen, vernichtenden Wahrheit abzulenken. Sie war nicht stolz darauf, dieses Wissen zu nutzen, aber sobald sie wieder zusammenhängend sprechen konnte, tat sie es.
    »Wir müssen aufhören, uns gegenseitig zu zerfleischen, Ross.« Dann setzte sie sich auf, um ihm ins Gesicht zu sehen. »Bitte akzeptiere, daß es so sein muß, damit wir  friedlich voneinander gehen können, statt in Bitterkeit und Wut.« Vorsichtig streckte sie den Arm aus und nahm seine Hand.
    »Komm ins Bett, wo wir ein paar von den Wunden heilen können, dir wir uns gegenseitig zugefügt haben. Bleib noch ein wenig länger in Serevan, bis die Erlebnisse der letzten beiden Monate ein wenig verblassen können. Dann kannst du gehen, ohne daß es weh tut.«
    »Du verlangst nicht gerade viel, nicht wahr?« Müde berührte er den Verband an seinem Kopf. »Ich erwarte nicht, daß meine Liebe  zu dir verblaßt. Trotz allem, was geschehen ist, ist sie in zwölf Jahren nicht schwächer geworden. Und obwohl ich es vernünftig finde, uns gütlich zu einigen, anstatt uns in Stücke zu reißen, kann ich unmöglich mit dir schlafen, wenn ich weiß, daß es das letzte Mal ist. Es war hart genug heute morgen, als ich noch ein wenig Hoffnung hatte, aber jetzt ist es unmöglich.« Er lächelte freudlos. »Offenbar arbeitet mein Selbstschutzprogramm noch. Ich habe meinen Anteil an schwierigen und gefährlichen Aufgaben bereits hinter mir, ich möchte nicht, daß du mein Herz zerbrichst und dann noch darauf herumtrampelst.«
    Ein eiskalter Schauder lief durch Juliet, und sie begann erneut zu zittern. Also war das Ende gekommen.
    Ross stand auf und zog sie an einer Hand auf die Füße. Dann küßte er einmal zärtlich ihre Finger, bevor er sie losließ. »Ich schlafe in dem Zimmer, das du mir bei meinem ersten Besuch gegeben hast. Wenn du mir eine Eskorte mitgibst, reise ich morgen früh nach Teheran ab. Je eher wir einen Schlußstrich ziehen, desto besser.«
    Sie biß sich auf die Lippen, um nicht zu weinen, nickte aber zustimmend.
    Ross drehte sich um und ging durch den Raum, seine Schritte lautlos auf den dicken Teppichen. Sie beobachtete seinen Rückzug und speicherte jedes Detail. Seine Größe und seinen geschmeidigen, ausgreifenden Gang; die] Art, wie der braune Chapan von seinen breiten Schultern floß; die goldenen Wellen seines Haares, das dringend einen Schnitt brauchte und schon fast auf seine Schultern reichte.
    Dann fiel die Tür hinter ihm zu.
    Es war vorüber.

Kapitel 27
    Juliet wusste nicht, wie lange sie schon auf dem Diwan saß und blicklos durch den Raum starrte. Das Wissen, daß sie all die harten Worte verdient hatte, die er ihr gesagt hatte, machte es nicht erträglicher. Es war seltsam, wie viele Arten von Elend nebeneinander existieren konnten. Und noch seltsamer, daß es inmitten von all dem Schmerz,

Weitere Kostenlose Bücher