Wilder Engel (German Edition)
Es waren ja zumindest Auszüge aus Angelas gesammelten Tagebüchern auf dem Laptop gespeichert.
Vielleicht hatte sie sich nur wieder in die Bewusstseinsebene ihrer »Doppelgängerin« eingeklinkt? Vielleicht war die Schwarzhaarige eine Freundin Angelas oder stand zumindest in irgendeiner engeren Verbindung zu ihr?
Angie rief die Datei Angela Engels Tagebuch 1 auf und surfte ein wenig darin herum. Bis ihr Blick von einem Satzfetzen festgehalten wurde: »karibisches Abenteuer«.
Ach nee, dachte Angie und begann interessiert zu lesen. Den größten Teil der Story kannte sie in der Tat bereits, bis zu der Stelle, wo Angela und der Fremde sich unter den leise raschelnden Palmwedeln am Strand noch einmal lieben.
Die Geschichte ging aber noch weiter. Angela schrieb:
Als ich viel später ins Hotelzimmer zurückschlüpfte, war Berthold wach.
»Wo warst du?«, erkundigte er sich gähnend.
»Schwimmen!«, sagte ich. Was schließlich nicht gelogen war. »Das Wasser ist herrlich.« Wieder die Wahrheit, nichts als die nackte Wahrheit. Ich war wahrhaftig stolz auf mich!
»Du entwickelst neue Neigungen, wie?« Berthold streckte die Hand nach mir aus.
Ich versuchte, seinem Griff zu entkommen. »Nicht, Berthold! Ich brauche jetzt eine heiße Dusche und dann …«
Er ließ mich nicht ausreden. »Gleich, mein Schatz, gleich. Die Dusche nehmen wir hinterher gemeinsam!«, schnaufte er, während er mit der rechten Hand in mein feuchtes Haar griff und versuchte, meinen Hals zu küssen.
Ich bog instinktiv den Kopf zur Seite, und er steckte seine Nase dafür in meine Haare.
»Übrigens habe ich morgen gegen Mittag einen Termin mit einem unserer amerikanischen Geschäftspartner«, nuschelte er.
Ich wunderte mich ein bisschen. »Was! Im Urlaub?«
»Ich hatte vergessen, es dir zu erzählen. Es war kurz vor unserer Abreise, als er in der Firma anrief. Er erwähnte nebenbei, dass er einige Tage auf Antigua verbringen werde. Da habe ich natürlich nachgefragt. Alles reiner Zufall, Schatz. Er war übrigens auch der Meinung, unter diesen Umständen sei ein Treffen, selbst im Urlaub, mehr als gerechtfertigt. Wir kennen uns ja bis jetzt nur vom Telefon. Du bist doch nicht böse, Engelchen? Es dauert auch nicht lange!«
»Nein, ich bin nicht böse«, versicherte ich rasch und versuchte erneut, mich Bertholds Klammergriff zu entziehen.
Leider vergeblich.
Er zog mich zu sich aufs Bett und bedeckte mein Gesicht und meinen Hals mit diesen ekligen Schlabberküssen.
»Berthold!«, japste ich verzweifelt. »Du benimmst dich wie der Bernhardiner meiner Eltern, also ehrlich!«
Ich hatte ihn schon so oft gebeten, darauf Rücksicht zu nehmen, was ICH mochte: nämlich harte, trockene Küsse von heißen Männerlippen. Keine feucht-schlabberigen und vor allem kalte. Bäh!
Aber natürlich hörte Berthold gar nicht zu, er war jetzt nämlich richtig in Fahrt. Deutlich konnte ich seine ausnahmsweise mal brettharte Latte spüren, die gegen meinen Bauch klatschte.
Da begriff ich, dass er die Gunst der Stunde nutzen musste. Koste es, was es wolle. Immerhin passierte ihm das nicht so oft! Er war ja zu Hause immer sooo gestresst, der Arme.
Er warf mich – reichlich brutal für meinen Geschmack – auf den Rücken und versuchte, meine Beine zu grätschen.
Natürlich stellte ich mich ziemlich an, immerhin tropfte mein Möschen noch vom Saft des Fremden. Das Allerletzte, was ich jetzt brauchte, war eine zusätzliche Ladung von Bertholds Sperma.
Du lieber Himmel! Sollte ich gar hinterher in anderen Umständen schweben, ich wüsste ja noch nicht mal, VON WEM!!!
Tja, und dann passierte – zum Glück!, zu meinem Glück, fairerweise! – wieder einmal das, was Berthold von Anfang an ziemlich häufig (zu häufig, wie ich auch sagen muss) passiert war: Es ging nämlich die Post ab bei ihm. Volles Kanonenrohr! Über meine Oberschenkel und den Unterbauch. Es klebte, natürlich. Aber das war mir dieses Mal vor lauter Erleichterung völlig egal. Wozu gab es schließlich Duschen.
»Auwauweia, Schätzle«, sagte Berthold. »’tschuldige, du! Das tut mir aber jetzt echt leid.«
»Mir nicht!«, rief ich fröhlich. »Mach dir nichts draus, Berthold, kann doch mal passieren.« Mit diesen Worten sprang ich rasch auf und aus dem Bett.
»Ich gehe du-huhu-schen!«, trällerte ich noch, ehe ich die Tür des Badezimmers sanft hinter mir ins Schloss gleiten ließ.
Bis ich den etwas dürftigen Wasserstrahl endlich richtig eingestellt hatte, hörte ich aus dem Zimmer
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