Wilder Engel (German Edition)
behalten. Ich musste sogar aus demselben Grund eine Nacht in Allisters Bett verbringen …«
Cameron schüttelte sich noch jetzt im Nachhinein bei der bloßen Erinnerung.
Dieses Mal war es Angie, die schallend lachte. Ehe sie fragte: »Und was machen wir beide in Irland so in Zukunft?«
»Was wir vorher auch machten im Leben, lediglich unter anderen Pseudonymen. Nämlich Chaosforschung betreiben. Herauszufinden versuchen, wie viel Zufall und wie viel Vorsehung tatsächlich hinter allem stecken mag. Dann schreiben wir Bücher und Artikel über diese Forschungsergebnisse. Das macht in Irland besonders viel Spaß, weil Schriftsteller auf der Grünen Insel dankenswerterweise von der Steuer befreit sind. Außerdem werde ich Kumuluswolken fotografieren. Als Beispiele für natürliche Fraktale. Ich bin total versessen auf Wolken mittlerweile.«
»Wir könnten eigentlich noch ein weiteres Forschungsgebiet dazunehmen«, sagte Angie nachdenklich.
»Aha! Und welches?«
»Beziehungsmuster. Dabei handelt es sich ebenfalls um chaotische Systeme. Durch Angelas Tagebücher und den Umstand, dass ich sozusagen eine Weile ihr Klon war, habe ich viel dazugelernt. Ich verspüre den unbezähmbaren Drang in mir, andere an dem Gelernten teilhaben zu lassen.«
»Dann fang schon mal damit an, Engelchen! Bei mir nämlich«, sagte Cameron mit diesem unglaublich frechen Grinsen im Gesicht. »Wir haben immerhin noch gute drei Stunden Zeit bis zur Landung.«
Das ließ Angie sich nicht zweimal sagen. Dieses Mal war sie es, die mit dem Küssen anfing. Und als Camerons Hand sich erneut fest um ihre Brust legte, stieß sie ihn nicht zurück. Im Gegenteil, sie dirigierte die Hand unter das knappe Top.
Er begann zu stöhnen. »Du hast die hübschesten Titten der Welt, Süße. Ich bin verrückt nach dir.«
Eine kleines Weilchen später saß Angie rittlings auf ihm und kreiste mit den Hüften.
Cameron stöhnte lauter, doch plötzlich stieg sie vom Thron.
»He«, protestierte er, »was machst du denn, Engelchen? Ich dachte, du wärst gleich so weit …«
»Wir haben Zeit.« Sie beugte sich herunter und nahm ihn in den Mund. Er fing wieder zu stöhnen an, und wieder unterbrach sie an dieser Stelle.
»Engelchen! Angie«, jammerte er.
»Jetzt musst du zuerst eine letzte Frage zu meiner Zufriedenheit beantworten. Warum hast du getan, was du getan hast? In Anbetracht der Umstände hätte jeder andere Mann mich vermutlich fallen gelassen, anstatt so verbissen zu kämpfen.«
»Verdammt, Tüpfelchen!«, schrie er, »ich liebe dich!«
Die Wolke glitt weiter am Himmel dahin in Richtung Irland. Als ob nichts geschehen wäre, wie das Wolken eben so machen.
Von unten betrachtet glich sie allerdings einem altmodischen, bauchigen Segelschoner, der momentan etwas heftig auf den Wellen zu schlingern schien.
Der Copilot einer vorüberziehenden Boeing 747 auf ihrem Weg von Berlin nach Teneriffa bekam einen ziemlichen Schreck, als er zufällig einen Blick aus dem kleinen Seitenfenster neben seinem Copilotensitz warf.
Was er sah, konnte er nicht glauben.
Er schob es auf seine blühende Phantasie. Immerhin war Holger Thorsten frisch verliebt und stand unter dem Einfluss einer vermehrten Testosteronproduktion.
Ich kann anscheinend derzeit nur noch an Sex denken, dachte er, fast beschämt. Jetzt sehe ich doch tatsächlich schon Pärchen, die es auf Wolken treiben! Wird Zeit, dass ich nächste Woche endlich Urlaub habe. Mit Nicole auf den Seychellen …
Als Holger einen weiteren Blick aus dem Fenster der Pilotenkanzel warf, war die Wolke natürlich längst auf und davon.
EPILOG
A ngie und Cameron geht es gut in Irland. Das Leben auf der Grünen Insel verläuft wie geplant und zu ihrer beider vollsten Zufriedenheit.
Obwohl sie seit der »Flucht« auf der Wolke und der Ankunft an der westirischen Küste ihren Sonderstatus verloren haben. So wurden etwa die Kreditkarten ungültig, außerdem unterliegen Angie und Cameron wieder völlig den irdischen Gesetzen, was den Prozess des Alterns und Ablebens angeht.
Was sie beide nicht besonders stört, verständlich nach dem, was sie bereits alles erlebt haben. Außerdem war Cameron gewitzt genug, noch während der Tage auf Teneriffa per Internetverbindung ein Nummernkonto in der Schweiz zu füllen.
Diese Summe war Angies und sein Startkapital in Irland.
Angela und Allister sind auf dem besten Wege, ein sehr, sehr glückliches Paar zu werden.
Mama Ingeborg ist, nachdem sie sich von ihrer Gehirnerschütterung
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