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Wilder Eukalyptus

Titel: Wilder Eukalyptus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fleur McDonald
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nichts zu befürchten hatte, was auch immer geschehen mochte.
    An der Küchentür schlug ihnen ein beißender Geruch
entgegen. »Mist! Das ist meine Bratensoße«, rief Gemma und stürzte an den Herd. Jess - eine fantastische Köchin - musste so sehr lachen, dass ihr fast die Tränen kamen.
    »Deine Kochkünste sind also nicht besser geworden! Was gibt es denn nun zum Abendessen? Ich habe Kohldampf«, sagte Jess, machte den Kühlschrank auf und nahm sich eine Cola heraus. Knackend öffnete sie die Dose und lehnte sich gegen die Küchenanrichte. »Toast mit Rührei? Oder überbackene Sandwiches?«
    »Hör auf! So eine schlechte Köchin bin ich nun auch wieder nicht. Ich koche eben selten, jetzt, wo ich alleine bin. Wir haben ja immer noch den Lammbraten - dann essen wir ihn eben ohne Soße.«
    »Lammbraten? Mmm, Lammfleisch hatte ich schon seit Ewigkeiten nicht mehr!« Jess schob Gemma sacht zur Seite. »Lass mal den Profi ran.« Sie versuchte, von der Soße zu retten, was zu retten war. »Ich glaube, wir müssen mehr davon ansetzen. Wo finde ich Mehl?«
    »In der Speisekammer.« Gemma betrachtete Jess. Ihre roten Haare hingen offen über ihre Schultern, und ihre Sommersprossen und grünen Augen stachen von ihrer blassen Haut ab. »Du hast in letzter Zeit wohl nicht viel Sonne gesehen«, bemerkte sie.
    »Allerdings«, stieß Jess seufzend aus. »Nun ja, ich arbeite im Büro, da bekommt man nicht viel Sonne ab. Aber …«, sie hob den Zeigefinger, »… dafür wurde ja Make-up erfunden.«
    »Du bist so auffallend fröhlich«, sagte Gemma. »Wo drückt der Schuh?«
    »Wie du vorhin schon gesagt hast, lass uns morgen
über diesen Kram reden«, entgegnete Jess, den Kopf in der Speisekammer. »Ich kann hier nirgendwo Mehl entdecken. Nicht zu fassen, dass du keins im Haus hast - oh, da ist es ja. Gemma Sinclair, das Mehl ist bereits seit einem Jahr abgelaufen! Eines Tages wirst du dir noch eine Lebensmittelvergiftung holen. Na ja, in der Not frisst der Teufel Fliegen.«
    »Ich brauche eben kaum Mehl«, rechtfertigte sich Gemma.
    »Na komm, kümmern wir uns um das Essen, und ich erzähle dir den neuesten Klatsch aus der Stadt. Du wirst nicht glauben, wen ich gestern beim Friseur getroffen habe.«
    »Wen denn?«, fragte Gemma.
    »Gabby Clarke. Kannst du dich noch an sie erinnern, damals in der Schule? Blond, Beine bis in den Himmel, superdünn. Ich wollte zuerst gar nicht glauben, dass sie es ist. An ihrem Rockzipfel hingen gleich drei Blagen.«
    »Du veräppelst mich!«, stieß Gemma aus. »Ich wusste nicht einmal, dass Gabby verheiratet ist.«
    »Ja, schon seit fünf Jahren, mit irgendeinem Typen aus der Stadt.« Jess schlug sich theatralisch gegen die Stirn. »Oh, und rate mal, mit wem ich letzte Woche einen trinken war.«
    »Keine Ahnung. Sag mal, gehst du zwischendurch auch arbeiten?«
    »Klar, aber nur, wenn es meine Freizeit erlaubt«, antwortete Jess trocken, lachte aber gleich darauf über ihren Scherz. »Übrigens, du kommst nie darauf, wer seit Neuestem wieder in der Stadt ist«, fuhr sie fort.

    »Wer denn?«
    »Paige Nicholls.« Ein kurzes Schweigen entstand, und die beiden Frauen dachten an die Tragödie, die zwei ihrer Freunde das Leben gekostet hatte, und an die Rolle, die Paige dabei gespielt hatte.
    »Das ist ja interessant. Ich frage mich, warum sie wieder hier ist.«
    Jess zuckte mit den Achseln. »Keine Ahnung. Ist mir auch egal.«
    Sie schwatzten fröhlich den ganzen Abend weiter und genossen ihr Beisammensein. Gegen Mitternacht reckte sich Gemma und sagte: »Mensch, so lange war ich schon seit einer Ewigkeit nicht mehr auf. Ich sollte ins Bett. Morgen früh muss ich mich als Erstes um die Färsen kümmern. Ich habe nämlich Bulla und Garry das Wochenende freigegeben.«
    »Ja, ich bin auch reif fürs Bett. Wo schlafe ich?«
    »Im selben Zimmer wie beim letzten Mal. Zweite Tür rechts. Weißt du noch, wo das Bad ist?«
    »Ja. Was ist mit dem Abwasch?«
    »Der kann bis morgen warten. Möchtest du mich morgen früh begleiten?«
    »Um wie viel Uhr brichst du auf?«
    »So gegen halb sechs.«
    »Vergiss es! Sorry, Gem, aber in diesem Fall fährst du wohl besser ohne mich los.«
    »Schlaf gut, Jess«, sagte Gemma lächelnd. »Schön, dich bei mir zu haben.«
    Jess beugte sich vor, um ihre Freundin zu umarmen. »Ich bin auch froh, hier zu sein. Mein letzter Besuch ist schon viel zu lange her. Gute Nacht.«

    Es ist ein gutes Gefühl, jemanden im Haus zu haben, dachte Gemma, als sie unter ihre Bettdecke kroch.

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