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Wildes Begehren

Wildes Begehren

Titel: Wildes Begehren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Feehan
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in Zeitlupe nach den kleinen, dolchartigen Metallteilen, die aus seinem Gürtel ragten. Ohne jedes Geräusch zog er mit jeder Hand eins hervor.
    Isabeau hatte diese Ausrüstungsgegenstände nie richtig beachtet, so unauffällig und harmlos sahen sie aus, doch nun erkannte sie, dass Conner tatsächlich zwei tödliche, spitze Dolche gezogen hatte – die Waffen eines lautlosen Jägers. Einen kurzen Augenblick schloss Isabeau die Augen und fragte sich, wie sie eigentlich mit diesem Mann an diesen Ort geraten war. Conner berührte sie am Handrücken und wartete, bis sie den Mut fand, ihn anzusehen. Dann blinzelte er ihr zu und schon war Isabeaus Anspannung wie weggeblasen.
    Im Regenwald wurde es rasch dunkel, und obwohl sie es gewohnt war, während der Arbeit lange Zeit im Zelt zu leben, lag sie dabei nie auf dem Boden und war folglich auch nicht den Millionen von Insekten ausgesetzt, die den Waldboden in einen lebenden Teppich verwandelten. Sie konnte spüren, wie Käfer über ihre Haut krabbelten, und hätte vielleicht versucht, sie zu verscheuchen, wenn Conner nicht ihre Aufmerksamkeit auf sich gelenkt und ihr so lässig und aufreizend zugezwinkert hätte.

    Als kaum einen Meter von ihrem Kopf entfernt zwei große Stiefel auftauchten, hielt Isabeau entsetzt den Atem an, und ihr Körper erstarrte. Conner regte keinen Muskel. Er lag neben ihr und atmete gleichmäßig und ruhig, doch sie spürte seine Anspannung und wie seine Muskeln sich strafften, als er zum Sprung ansetzte. Der Mann vor ihr schlich geduckt durch das Unterholz. Bei jedem Schritt, den er machte, zerteilten seine Stiefel und Waden den Dunst, der vom Waldboden aufstieg.
    Der Anblick hätte ihr Angst machen sollen, doch Conner neben ihr war zu beruhigend, zu sehr der Jäger; er hielt den Blick unverwandt auf seine Beute gerichtet, genau wie ein Raubtier. Seine Augen funkelten gerissen, ihr Bernsteingelb war einem dunklen Gelbgrün gewichen, das vor Jagdeifer blitzte. Dieser Blick war derart fesselnd, dass sie sich kaum losreißen konnte, nicht einmal um zu sehen, mit welchem Ziel der Mann, der durch den Wald streifte, unterwegs war.
    Isabeau hörte ihr eigenes Herz klopfen, doch Conner regte sich nicht, setzte all die natürliche Geduld des Leoparden ein und verharrte völlig reglos. Der Fremde, von einem leisen Geräusch direkt vor seiner Nase angelockt, drehte ihnen den Rücken zu und entfernte sich mehrere Schritte von ihnen. Isabeau hielt den Atem an, als sie Adans Geruch wahrnahm. Er war ganz in der Nähe, und der Mann, der sich im Gebüsch versteckt hielt, hörte ihn kommen.
    Conner kroch vorwärts, schlängelte sich langsam auf dem Bauch über den Boden und schob sich Zentimeter um Zentimeter näher heran. Zwischenzeitlich erstarrte er immer wieder und benutzte die karge Deckung, um sich bis auf Armeslänge an seine Beute heranzupirschen. Je näher er kam, desto langsamer bewegte er sich, setzte die Anschleichjagd
aber fort, bis er den Mann fast berühren konnte. Dabei ließ er das anvisierte Ziel nicht ein einziges Mal aus den Augen. Plötzlich sprang er auf, stürzte sich mit gezückten Dolchen auf seine Beute und stach zu. Dank seiner enormen Kraft fiel es ihm leicht, sein Opfer festzuhalten, obwohl der große Mann sich heftig wehrte. Seinem Gegner entglitt dabei die Waffe, und Conner ließ im keine Chance, um Hilfe zu schreien.
    Isabeau versuchte wegzusehen, doch dieser Kampf auf Leben und Tod faszinierte sie. Hauptsächlich achtete sie auf Conners Gesicht. Sein Ausdruck veränderte sich nicht. Die Augen glühten erregt und hatten diesen seltsamen Goldton angenommen, doch ansonsten zeigte er nichts als ruhige Entschlossenheit. Sie konnte sich nicht vorstellen, dass ihm irgendetwas je gefährlich werden konnte. Conner wirkte unbesiegbar, gnadenlos und tödlich. Und Gott helfe ihr, statt abgestoßen zu sein, wurde sie von ihm angezogen wie die Motte vom Licht.
    Er ließ den Toten leise zu Boden gleiten und gab eine Reihe von heiseren Lauten von sich. Das Husten durchdrang die Nebelschleier, die sie wie Wolken umgaben, hallte in der Dunkelheit wider und mischte sich mit den natürlichen Geräuschen des Dschungels. Aus der Ferne kam eine Antwort, das charakteristische »Prusten« eines Leoparden, das ein wenig an das Schnauben eines Pferdes erinnerte. Ein weiterer Leopard antwortete mit einem Laut, der sich wie eine Mischung aus Taubengurren und Wassergurgeln anhörte. Ein dritter Leopard meldete sich mit einem gedämpften Niesen. Die drei bildeten

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