Wildes Begehren
ein Dreieck um Conner und Isabeau. Die Unterhaltung dauerte kaum eine halbe Minute, doch Isabeau lief ein kalter Schauer über den Rücken.
In der Nacht im Angesicht von Feinden von gefährlichen, wilden Tieren umringt zu sein, machte ihr große Angst. Sie wusste, dass Leoparden ein größeres Verbreitungsgebiet hatten als alle anderen Raubkatzen, denn sie waren anpassungsfähiger – listiger und mutiger. Es war bekannt, dass sie sich sogar in Dörfer wagten, wo sie sich einfach in die Häuser schlichen und sich ihre Opfer holten. Aber sie galten als scheue Einzelgänger. Also warum gab es hier gleich drei von ihnen? Sofern sie nicht ebenfalls vom Feuer zum Fluss getrieben worden waren. Isabeau wusste auch, dass Leoparden extrem gefährlich waren – so wie Conner. Vielleicht war er sogar noch gefährlicher, da er auch menschliche Eigenschaften besaß. War er deshalb umso intelligenter? Verfügte über noch mehr Selbstbeherrschung? Und möglicherweise war er ja nicht der einzige Leopard im Team.
Isabeaus Mund war so trocken, dass sie fürchtete, nicht mehr schlucken zu können, und irgendwie hatte sie angefangen zu zittern. Conner kam auf seine geräuschlose Art zu ihr zurück und half ihr aufzustehen. Schmerzen überfielen sie, und in ihrem gestauchten Handgelenk pochte das Blut. Sie wartete still ab, bis Conner ihr die Insekten vom bebenden Körper gewischt hatte. Ein so abenteuerliches Leben war sie nicht gewöhnt, sonst lebte sie einsam in ihrem geliebten Regenwald, versteckt vor dem Rest der Welt, und arbeitete mit ihren Pflanzen. Die meiste Zeit war sie allein oder nur mit einem Führer zusammen, doch nie hatte sie etwas mit Drogenkartellen oder gefährlichen Männern zu tun gehabt – bis Conner in ihr Leben getreten war.
»Ich bring dich hier raus«, sagte er.
Seine Stimme wirkte überaus beruhigend auf sie – fast wie eine Droge, etwas, wonach man süchtig wurde, wenn
man es einmal kennengelernt hatte, genau wie sie nach seinen Berührungen süchtig schien. Oder nach seinem konzentrierten, durchdringenden Blick, dessen ganze Aufmerksamkeit auf sein Gegenüber gerichtet war. Es war gleichzeitig faszinierend und beunruhigend. Conners Streicheln ließ sie erschauern, und ihr wurde so siedend heiß, dass ihr innerster Kern sich in flüssige Lava verwandelte. Inmitten von Tod und Gefahr waren ihre Reaktionen heftiger denn je.
»Ich weiß«, erwiderte Isabeau mit leiser Stimme, damit man sie nicht entdeckte. »Das waren Leoparden, oder?«
»Freunde von mir. Ich habe sie gewarnt, dass noch zwei Männer kommen. Rio kümmert sich um Adan.«
»Das sind also keine richtigen Leoparden«, folgerte Isabeau. Sie hätte wissen müssen, dass sich da nur Conners Freunde meldeten. Erleichtert atmete sie auf. Interessant. Mitten in diesem ganzen Wahnsinn waren sie von Freunden umgeben. »Sind sie so wie du?«
»Wie wir«, korrigierte Conner und zupfte einige Blätter aus ihrem Haar. »Sie sind wie wir, Isabeau.«
Sie rührte sich nicht und genoss es, verwöhnt zu werden. Conner vermittelte ihr das Gefühl, außergewöhnlich und liebenswert zu sein – beschützt und behütet -, doch Isabeau wusste, dass das eine Illusion war. Gerade wegen dieser Fähigkeiten hatte sie ihn ja angeheuert – damit er eine andere Frau umgarnte. Nur war sie sich nicht mehr so sicher, ob sie ihm dabei zusehen konnte.
»Ich hätte dich nicht herholen sollen.« Dieses Eingeständnis entschlüpfte ihr ungewollt, obwohl sie sich mit ihm nicht mehr über die Vergangenheit streiten wollte.
Conner legte seine raue Hand an ihre Wange und streichelte sie derart verführerisch mit dem Daumen, dass sie
davon beinah so hypnotisiert war wie von seiner Stimme. »Nein, das hättest du nicht, jedenfalls nicht, wenn du vor mir sicher sein wolltest. Aber jetzt ist es zu spät für Reue. Jetzt sind wir hier und stecken bis zum Hals in der Sache. Wir können diese Kinder nicht bei Imelda Cortez lassen und so tun, als ginge uns das alles nichts an. Mir ist klar, dass du mich hasst, Isabeau, aber du empfindest noch andere Gefühle mir gegenüber, und ich erwarte, dass du ehrlich zu mir bist.«
Da packte sie der Zorn, so leidenschaftlich und heiß, dass es sie schüttelte. »Du erwartest , dass ich ehrlich zu dir bin? Ausgerechnet du?« In ihrer Stimme lag tiefe Verachtung. »Du weißt doch gar nicht, was Ehrlichkeit ist. Wag es bloß nicht, mir zu widersprechen. Du hast mich belogen und benutzt. Mich glauben lassen, dass du mich liebst und dein Leben lang
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