Wildes Begehren
so auf ihn zu reagieren. Wie entzog man sich seiner Stimme, diesem Charisma, seiner magnetischen Anziehungskraft? Er war der Typ Mann, der in einer Menge herausragte. Wie sollte sie kühles Blut bewahren, nachdem sie mit ihm durchs Feuer gegangen war? Jedes
Mal, wenn er sie ansah, war es wieder da – dieses leidenschaftliche Begehren, das sie nicht abstellen konnte.
Sie hätte es besser wissen müssen. Ein Mann wie Conner fühlte sich doch nicht von dem Typ Frau angezogen, zu dem sie gehörte. Sein Blick war viel zu intensiv gewesen, viel zu sehr auf sie konzentriert, als wäre sie die einzige Frau auf der Welt, als ob er außer ihr niemanden wahrnähme. Das war das Tier in ihm gewesen. Der Leopard, der seine Beute fixierte. Und die Beute war sie. Isabeau entschlüpfte ein einzelner leiser Schluchzer, den sie hastig erstickte.
Sofort blieb Conner stehen, drehte sich so geschmeidig und elegant um, dass es auf dem schmalen Ast beinahe tänzerisch wirkte, und zog sie schützend an sich. »Wovor hast du Angst?«
Vor dir . Der Vorwurf hallte in ihrem Kopf, ihrem Herzen, und – Gott helfe ihr – auch in ihrer Seele wider. Conner war es, der ihr Angst machte; die Art, wie er sich bewegte, der Klang seiner Stimme und die Erinnerung an seine Hände, seinen Mund und seinen Körper. Isabeau schüttelte den Kopf. Ihn zu sehen, ihn zu riechen – sie hatte nicht geahnt, dass das so schwerfallen würde. Seinem wilden, animalischen Duft ausgesetzt zu sein.
»Mir ist einfach nicht ganz geheuer hier oben«, log sie. Aber sie konnte ihm nichts vormachen. Isabeau sah ihm an den Augen an, dass er ihr nicht glaubte.
»Lügen haben einen ganz eigenen Geruch«, erwiderte Conner.
»So? Du hast mir so manches beigebracht, aber das ist mir neu.«
»Es war nicht alles gelogen, Isabeau.«
Sie schüttelte abwehrend den Kopf, ihr Herz tat so weh,
dass sie die Hand auf die Brust drückte. »Ich glaube dir nicht. Aber das spielt jetzt keine Rolle mehr, oder? Wir müssen einen Weg finden, diese Kinder zurückzuholen. Nur das zählt.« Sie zwang sich weiterzureden. Schließlich war sie kein Feigling. »Was meinen Vater angeht, hast du jedenfalls nicht gelogen. Ich habe einige Nachforschungen angestellt und die Wahrheit herausgefunden. Er hatte sich mit den Terroristen eingelassen, die ihr enttarnt habt. Für Geld.« Sie sah Conner in die Augen. »Doch das heißt nicht, dass ich ihn nicht geliebt habe oder dass du richtig gehandelt hast, auch wenn er nicht unschuldig war.«
»Es tut mir leid, Isabeau. Es muss wehgetan haben, das herauszufinden.«
»Nicht so sehr, wie Zeugin seines Todes zu werden.« Oder zu erkennen, dass man für den Mann, den man über alles geliebt hat, nur ein Mittel zum Zweck gewesen ist. Sie hatte ihm völlig vertraut – sich ihm rückhaltlos hingegeben. Und dabei war alles nur Lüge gewesen.
Conners Herz zog sich zusammen. Isabeau würde es nie gelingen, ihre Gefühle vor ihm zu verbergen. Er fand einfach nicht die richtigen Worte für das, was er ihr angetan hatte. Er hatte ihr den Boden unter den Füßen entzogen, ihr alle Illusionen geraubt. Und zu diesem Schmerz kamen noch ihre Schuld- und Schamgefühle. »Es gibt nichts, wofür du dich schämen müsstest, Isabeau. Ich bin derjenige, der sich schäbig benommen hat. Du hast keinen Fehler gemacht.«
»Außer mich in den falschen Mann zu verlieben.«
»Nein, Sestrilla , ich bin der Richtige, wir haben nur den falschen Zeitpunkt erwischt.«
Sie hob kämpferisch das Kinn, und ihre Augen blitzten
zornig. »Fahr zur Hölle, Conner. Diesmal bin nicht ich das Opfer. Mach dir nicht die Mühe, an mir zu üben, das hast du wirklich nicht nötig.«
Ihre Worte trafen ihn wie ein Dolchstoß, Conner zuckte merklich zusammen. Aber er hatte es nicht besser verdient. Düster musterte er Isabeaus Gesicht. Sie war rebellisch, trotzig, und so schön, dass es wehtat. Er hatte sich eingeredet, dass er sie vergessen würde – bloß wie? Wie konnte er sie jemals aufgeben? Seine Liebe zu ihr war so groß, dass es keinen Ausweg mehr gab. Er zog ihre Hand an seine Brust und legte sie auf sein Herz. »Mit dir war es nie der Job, Isabeau.« Er würde eine Möglichkeit finden, ihr Vertrauen zurückzugewinnen. Es musste einen Weg geben.
Sie schluckte schwer und wandte den Blick ab, doch der feuchte Schimmer in ihren Augen entging ihm nicht. »Lass uns einfach weitergehen.«
»Verdammt, Isabeau. Wie können wir darüber hinwegkommen?«
» Hinwegkommen ?«
Wütend entriss sie ihm ihre
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