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Wildes Blut

Wildes Blut

Titel: Wildes Blut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Brandewyne
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loslassen.
    Doch schon bald hatte die Realität sich wieder eingeschlichen, und Rachel mußte daran denken, wie es wäre, Slade zu verlieren nach dem, was sie geteilt hatten, und sie verfluchte seine Vergangenheit und seinen Stolz, obwohl sie den Mann geschaffen hatten, den sie liebte.
    »Ich liebe dich, Slade«, murmelte sie wütend. »Ich liebe dich, und ich will dich nicht verlieren!«
    »Oh, Rachel, mein Schatz«, flüsterte Slade mit zärtlicher Stimme. »Bis zum heutigen Tag hätte ich alles darum gegeben, das aus deinem Mund zu hören. Aber nicht jetzt. Es wäre mir lieber, wenn du mich jetzt hassen würdest, weil ich nicht möchte, daß du um mich trauerst, wenn ich getötet werde …«
    »Nein, sag das nicht! Sag das nicht! Du wirst nicht sterben! Nein, das wirst du nicht! Du hast gesagt, du ziehst wie der Blitz, Slade! Und ich hab’ dich gesehn, Slade! Ich hab’ dich am 4. Juli in der Stadt schießen sehen. Du hast kein einziges Mal das Ziel verfehlt, und du warst auch der Schnellste!«
    »Ja, schnell bin ich schon«, stimmte er skeptisch zu. »Aber Digger war immer schneller.«
    Jetzt wußte Rachel, was ihr an der Geschichte von Slades Vergangenheit solche Angst gemacht hatte. Wenn Slade zuerst geschossen hätte, wäre Thibeaux nicht am Leben geblieben, um Thérèse Duvalier zu erschießen. Digger hatte schneller gezogen als Slade.
    »Aber – aber, als du dich damals mit Digger duelliert hast, Slade, habt ihr doch normale Duellpistolen gehabt, da muß man nicht ziehen, nicht wahr?« Slade schaute lächelnd zu ihr hinunter und küßte ihre Nasenspitze.
    »Schätzchen, du bist die gescheiteste Frau, die ich kenne. Du hast absolut recht, und darauf zähle ich auch – daß Digger nicht schneller zieht als ich.«
    Doch zwischen ihnen lag die unausgesprochene Frage: Was wird sein, wenn er es doch kann?
    Rachels Herz stockte bei dem Gedanken. Vor ihrem inneren Auge sah sie Slade fallen, Blut durchtränkte den Boden unter ihm, während Digger Thibeaux lachte und seinen Revolver herumwirbelte. Ihr Traum. Ihr Alptraum. Jetzt wußte Rachel, ohne einen Schatten des Zweifels, was Thérèse Duvalier in dieser Nacht unter den Ulmen in New Orleans empfunden hatte: Angst um Slade, Angst um den Mann, den sie liebte, Angst, er könnte getötet und für alle Zeit von ihr genommen werden. Und am Ende hatte sie nicht mehr gedacht, war nicht mehr fähig zur Vernunft gewesen. Sie hatte nur gehandelt – blindlings, aus Angst – und war dafür getötet worden, ermordet von Digger Thibeaux. Rachel zitterte, und Slade drückte sie fester an sich.
    Er küßte sie zärtlich. Dann nahm er sie wortlos noch einmal, sanfter diesmal, und da war kein Schmerz, nur die bittersüße Wehmut, daß er sie vielleicht das letzte Mal in seinen Armen hielt, sie küßte, sie ins Sommergras drückte, und sie zu den Sternen und zurück brachte. Als es zu Ende war, standen sie auf und zogen sich an.
    »Rachel«, sagte er leise. »Ich habe es dir nie gesagt, weil ich irgendwie nicht die richtigen Worte finden konnte. Aber jetzt sollst du wissen, daß ich dich liebe. Ich liebe dich schon lange, und ich wollte nur nicht von Thérèse lassen, weil ich glaubte, ihr etwas zu schulden. Aber heute wird meine Schuld beglichen werden.« Er hielt kurz inne und fuhr dann fort.
    »Es ist merkwürdig, aber ich habe schon seit langer Zeit das Gefühl, daß sie hier in meinem Herzen ist und versucht, mir etwas zu sagen, und jetzt verstehe ich, was sie mir sagen will. Sie will sagen, daß sie tot ist und daß nichts sie zurückbringen kann, egal, was ich tue; und ich soll die Vergangenheit vergessen und ein neues Leben mit einer anderen Frau beginnen. Denn wenn man jemanden liebt, möchte man, daß er glücklich ist und nicht den Rest seines Lebens in Trauer verbringt. Weißt du, was ich dir damit sagen will, Rachel? Wenn ich nicht zurückkomme, vergiß mich nicht, aber ziehe dich auch nicht ganz zurück. Mach mich nicht zum Heiligen. Versprichst du mir das, mein Schatz?«
    »Oh, Slade, nein! Wie könnte ich?«
    »Du kannst es. Du wirst es. Weil du stark bist und ich dich liebe und ich das für dich will, wenn ich nicht zurückkomme. Also versprich es mir. Bitte.«
    »Gut, Slade«, schluchzte Rachel leise. »Ich verspreche es.«
    Er lächelte sie zärtlich an, und aus seinen Augen strahlte die Liebe. Sanft küßte er die Tränen weg, die über ihre Wangen liefen.
    »Thérèse hätte dich gemocht, Rachel«, sagte er mit belegter Stimme. »Sie hätte dich sogar sehr

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