Wildes Blut
vorübergegangen war, daß sie seine chaotische, ungezügelte Wut überlebt hatten. Überrascht hörte Rachel ihrer beiden Herzen immer noch schlagen und spürte Slades warmen Atem auf ihrer Haut. Sie waren also noch am Leben.
Eine Flut nie gekannter Gefühle durchströmte sie jetzt, heftig und bebend wie der Tornado selbst. Sie fühlte sich wie eine Göttin, nachdem sie das überlebt hatte – unbeschadet. Unbeschadet! Das Blut rauschte in ihren Ohren, strömte lebensspendend durch ihren Körper wie eine mystische Kraft, und dann drehte sie sich langsam zu Slade und sah in seinen funkelnden Augen, daß auch er es fühlte und begriff. Als Revolvermann mußte er das oft erlebt haben, mußte oft dem Tod ins Gesicht geschaut haben. Aber für Rachel war es eine berauschende neue Erfahrung, und sie wollte sie mit ihm teilen. Mit ihrer ganzen Seele und ihrem ganzen Herzen wollte sie ihn.
Der Tornado hatte ihr wieder gezeigt, wie schnell und gnadenlos der Tod kommen konnte – für sie und für die, die sie liebte. Deshalb hatte sie nur einen Wunsch: Wenn Slade im kommenden Duell mit Digger Thibeaux getötet werden sollte, wollte sie die Erinnerung haben, ihn im süßen Sommergras geliebt zu haben. Sie wollte sie für alle Zeit mit sich tragen. Sie wollte wissen, daß er, wenn auch nur für kurze Zeit, ganz der ihre gewesen war – gleichgültig, was danach passierte.
»Ich will dich, Slade«, hauchte sie. »Nimm mich. Liebe mich.
Bitte.«
Einen Augenblick lang starrte er sie wortlos an. Er musterte ihr strahlendes Gesicht, die zerzausten Haare, die wie verworrene Weizengarben aussahen, in denen er sein Gesicht begraben, die er packen und um seinen Hals schlingen wollte. In diesen grünen, schimmernden Tiefen ihrer Augen könnte ich ertrinken, dachte Slade. Die Nasenflügel ihrer fein modellierten Nase bebten vor Freude, überlebt zu haben, und jetzt auch vor freudiger Erwartung. In ihr erwachte etwas, ließ ihren Atem schneller werden, ließ ihr Herz immer schneller klopfen …
Lust und Verlangen. Es war, wie Rachel gesagt hatte. Sie wollte ihn. Slade fühlte es an der Art, wie sie unter ihm zitterte. Sie war eins mit dem Land, und sie vibrierte so vor Leben, daß es beinahe aus ihr herausbarst, sich in einem Sturzbach aus ihr ergießen wollte, und sie suchte instinktiv Erklärung. Das verstand Slade Maverick, genau wie er ihre Reaktion in der Nacht, in der Toby gestorben war, verstanden hatte. Aber heute gab es keine Trauer, keine Schwäche, keine Scham. Dieses Geständnis der Leidenschaft würde sie nicht bereuen.
Seine Augen verdüsterten sich, und in diesem Moment wußte Rachel, daß er sich ihr nicht verweigern würde. Eine wilde Erregung packte sie. Ihre Lippen öffneten sich in atemloser Erwartung, als Slade sich mit einem leisen Knurren blindlings auf sie stürzte und sich brutal ihres Mundes bemächtigte. Mit jeder Faser ihres Wesens warf sie sich ihm entgegen, öffnete sie sich ihm, empfing sie ihn mit begierigen Lippen und ausgebreiteten Armen, schmiegte sie ihren Körper an seinen. Wie gut ihre Körper zusammenpaßten, sie schienen wie füreinander geschaffen.
Küssend und umarmend rollten sie über den Boden und rissen sich gegenseitig die Kleider vom Leib, bis sie nackt und ohne Scham auf der Erde lagen. Slade stockte der Atem, als er Rachel ansah, golden wie die Ebene, schöner, als er sich es je hätte träumen lassen. Begierig griff er nach ihr, und sie kam in seine Umarmung, genauso begierig, und ihre Körper wurden eins. Haut verschmolz mit Haut – schmeckend, berührend, gebend, nehmend.
Die Heftigkeit ihrer Lust, ihrer Leidenschaft, ihres Verlangens überwältigte Rachel. Sie hatte nicht geahnt, daß es so sein würde, eine Wildheit, ein Wahnsinn, der sie verzehrte, all ihre Schutzwälle niederwalzte, sie entblößte und verletzlich machte – und es war ihr gleichgültig. Ihr Herz flatterte in ihrer Brust, es raste, hämmerte in ihren Ohren und in ihrem Hals, es war ein Gefühl wie der Schwindel nach einem atemlosen Lauf. Wie im Fieberwahn drängte sie sich an Slades lüsternen Mund, an seine Zunge und seine Hände; sie wollte mehr.
Seine Finger gruben sich in ihr gelöstes Haar, hoben ihr Gesicht zu seinem. Seine Zunge neckte frech ihre Lippen, zog ihre Konturen nach, lockte die Winkel, bevor sie den Mund zwang, sich zu öffnen und ihm das süße Innere preiszugeben. Sie tauchte immer wieder gierig in ihren Mund, plünderte die dunkle, feuchte Höhle meisterlich, bis Rachel stöhnte und
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