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Wildhexe 2 - Die Botschaft des Falken

Wildhexe 2 - Die Botschaft des Falken

Titel: Wildhexe 2 - Die Botschaft des Falken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lene Kaaberbol
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mir leid, wenn …«
    »Aber das ist nicht das Schlimmste. Das Schlimmste ist …« Jetzt sah sie wieder mich an, mit einem ganz anderen Blick, der mir bis ins Mark ging. Nicht zornig. Sondern verzweifelt. Und plötzlich war es, als könnte sie nichts mehr sagen. Es kamen keine Worte mehr, nur ein leiser, halb erstickter Laut. Und ich sah, dass sie sehr, sehr nah daran war zu weinen.
    »Ich hätte es nicht getan, wenn es nicht wichtig gewesen wäre«, sagte Isa leise. »Wenn es einen anderen Ausweg gegeben hätte. Aber es gab keinen.«
    »Isa hat uns geholfen «, sagte ich. »Mama, es ist okay. Wir sind doch wieder zu Hause.«
    Oscar räusperte sich.
    »Äh … Luffe und ich sollten jetzt wohl auch besser gehen …«
    Meine Mutter schüttelte den Kopf. »Nein. Ihr schlaft heute Nacht hier. Ich habe das mit deiner Mutter so besprochen. Sie weiß nicht, dass ihr … dass ihr weg gewesen seid. Ich hatte keine Ahnung, wie ich ihr erklären sollte, dass Claras Tante Isa eine …« Wieder fehlten ihr die Worte, aber dieses Mal konnte ich besser verstehen, warum. Mir wäre es auch schwergefallen, Oscars strenger Juristenmutter zu erklären, dass meine Tante eine Wildhexe war, die mit Tieren sprechen und auf den wilden Wegen reisen konnte, sodass ein paar Hundert Kilometer Entfernung keine große Rolle spielten.
    »Das ist bestimmt auch besser«, sagte Oscar schnell.
    Meine Mutter schüttelte den Kopf. »Daran ist überhaupt gar nichts besser «, sagte sie. »Und ich will nicht, dass du unseretwegen deine Mutter anlügen musst. Ich wusste nur einfach nicht, wie ich sie davon überzeugen sollte, dass …«
    »Nein«, sagte Oscar. »Sie hat’s nicht so mit dem Übernatürlichen. Sie kann sich furchtbar darüber aufregen, dass die Leute Horoskope lesen.«
    »Ich muss jetzt gehen«, sagte Isa. »Aber, Milla … die Kinder haben nichts Falsches getan. Im Gegenteil. Sie haben mit Stärke, Mut und Umsicht gehandelt. Ist das so schlimm?«
    Mein Kopf wurde ganz rot. Ich fühlte mich weder stark noch mutig oder klug. Vor allem nicht mutig, gerade jetzt, wo ich es abgelehnt hatte, Shanaia zu helfen.
    Mama schaute Tante Isa an.
    »Du solltest ihr nur beibringen, sich zurechtzufinden«, sagte sie. »Sonst nichts. Sie sollte nicht … wieder in Gefahr geraten. Du solltest sie mir nicht wieder wegnehmen. Sie zu … zu etwas anderem zu machen, als sie ist.«
    Tante Isa schüttelte den Kopf. » Ich mache gar nichts aus ihr«, sagte sie. »Ich habe kein Recht, darüber zu bestimmen, wer oder was Clara wird. Und, Milla … du auch nicht.«
    »Geh jetzt«, sagte Mama müde. »Und lass Clara in Frieden.«
    Ich rechnete mit der Standpauke des Jahrhunderts, als Tante Isa gegangen war. Aber Mama sagte fast nichts mehr. Sie holte nur noch das Bettzeug, damit Oscar und Luffe in meinem Zimmer auf dem Fußboden schlafen konnten, und fragte sogar, ob wir hungrig seien. Oscar aß eine Portion Cornflakes, aber ich bekam keinen Bissen runter, obwohl mein Magen knurrte. Ich hasste es, wenn Mama traurig war. Das piekte und kribbelte in mir drinnen, und ich versuchte immer, sie so schnell wie möglich wieder aufzumuntern. Aber dieses Mal wusste ich nicht, wie.
    Als mein Wecker am nächsten Morgen klingelte, war ich todmüde. Es war so ein altmodischer Wecker, der nicht digital oder elektrisch funktionierte, sondern den man jeden Tag aufziehen musste. Beim Wecken schrillte er wie ein Feuermelder. Aber da er auch schwarze Micky-Maus-Ohren, eine Schnauze und Augen hatte und ich ihn schon besaß, seit ich ganz klein war, hatte ich mich mit dem Feueralarm abgefunden. Nur an diesem Morgen hätte ich gut darauf verzichten können, nicht zuletzt, weil Luffe aufsprang und anfing, den Wecker aufgeregt anzubellen. Ich machte ihn aus und versuchte, Luffe vom Bellen abzuhalten.
    »Luffe. Sei still!«
    Er setzte sich kleinlaut hin. Oscar hingegen schlief unbeeindruckt weiter.
    Ich richtete mich auf und stupste ihn mit dem großen Zeh.
    »Oscar«, sagte ich. »Wir müssen aufstehen.«
    Ohne wach zu werden, rollte er sich einfach auf die andere Seite. Was brauchte man, um diesen Kerl aufzuwecken? Eine Panzerabwehrrakete?
    Ich stand langsam auf und ging ans Fenster. In der Nacht hatte es angefangen zu schneien – nicht viel, aber eine feine Schicht Pulverschnee hatte unsere sonst ziemlich langweilige Gartenanlage in ein Winterwunderland verwandelt. Die Wäscheleinen hatten ein weißes Fell bekommen, und die braune Buchenhecke sah aus, als wäre sie mit Puderzucker bestäubt

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