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Wildhexe 2 - Die Botschaft des Falken

Wildhexe 2 - Die Botschaft des Falken

Titel: Wildhexe 2 - Die Botschaft des Falken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lene Kaaberbol
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Rücken zu, ohne mich weiter darum zu kümmern, was aus den drei lebenden Tieren wurde.
    Sie lag auf dem Boden unter dem Felsvorsprung, gegen den sie geprallt war, ein kleines, verlorenes Geschöpf, das nie richtig lebenstüchtig gewesen war. Trotzdem konnte ich den Gedanken kaum ertragen, dass sie gestorben war, ohne je selbst herausgefunden zu haben, was Worte wie Freiheit, Freunde und Freude eigentlich bedeuteten. Ich kniete mich neben sie und berührte vorsichtig ihr schmutziges, nasses Gefieder. Natürlich war sie warm, so schnell verlässt die Lebenswärme den Körper nicht. Aber … war da nicht auch …
    Doch. Da war es. Ein flaches Atmen, ein zarter, stolpernder Herzschlag. Sie lebte.
    »Rette sie«, bat ich diese neue, uralte Stimme in mir, denn ich wusste selbst nicht, wie es ging, und ich hatte das Gefühl, dass sie auch in diesem Punkt klüger war als ich.
    Bist du sicher, dass es das ist, was sie will?
    Ich musste nachdenken, bevor ich antworten konnte. Es gab nichts, das Nichts leichtfiel. So wie sie geschaffen war, so wie Chimära sie geschaffen hatte, gab es nicht viel, was sie alleine tun konnte.
    »Kann man ihr nicht helfen?«, sagte ich halblaut. »Ihr vielleicht … ein Paar ordentliche Beine geben. Oder Flügel, mit denen sie richtig fliegen kann.«
    Wessen Leben willst du nehmen, um ihr das zu geben?, fragte die Stimme kühl. Und hast du überhaupt gefragt, ob sie das will?
    Ich fühlte mich, als hätte ich in meinem Kopf eine Ohrfeige verpasst bekommen. Sehr unangenehm. Aber ich begriff plötzlich, dass ich nicht viel besser wäre als Chimära, wenn ich anfing, Nichts zu verändern, ohne sie um Erlaubnis gefragt zu haben.
    »Chimära war es gleichgültig, ob sie tot oder lebendig ist«, sagte ich, um mich selbst zu verteidigen. »Aber mir ist es nicht egal.«
    Was will das kleine Wesen selbst?
    »Sie hat vorhin gesagt, es sei schwer, mit dem Leben aufzuhören, wenn man erst mal damit angefangen hat«, sagte ich. »Und vielleicht … vielleicht kann sie wirklich lernen, was frei sein bedeutet. Und Freunde zu haben.«
    Meine Hände bewegten sich, ohne dass ich sie darum gebeten hätte. Sanft legten sie sich auf die feuchte Federbrust, die eine Hand über die andere. Und plötzlich sang ich. Ein wortloses Summen, hoch und tief, als sänge ich zwei Töne zugleich. In meinem Kopf brummte und drehte sich alles, und für einen Augenblick stockte ich, als mir bewusst wurde, dass das Wildgesang war, der da aus mir strömte, Wildgesang, genau wie der von Tante Isa.
    Jetzt hör schon auf, dagegen anzukämpfen, Mädchen! , sagte die Stimme gereizt. Wir sind beide müde, und es ist so schon schwer genug .
    Ich hatte so viele Fragen, auf die ich gerne Antwort bekommen hätte. Was war mit mir passiert? Wer war die alte, barsche Stimme, und was hatte sie in meinem Kopf zu suchen? Konnte ich sie wieder loswerden? Und falls ich das konnte – wollte ich das überhaupt?
    Aber alle Fragen mussten warten, wenn ich Nichts retten wollte. Wenn wir Nichts retten wollten. Denn alleine konnte ich es nicht.
    Ich schloss die Augen und ließ den Wildgesang kommen, wie er wollte.

25  ETWAS IST BESSER ALS NICHTS

    Als ich wieder zu mir kam, war es kalt und dunkel in der Grotte. Trotzdem fühlte ich mich, jedenfalls für den kurzen Moment, bevor ich ganz wach war, warm und geborgen.
    Ich war nicht alleine. An meinen Rücken schmiegte sich ein vertrauter, struppiger Körper, und an meinem Bauch lag eine schlaffe, aber warme und lebende Federkugel von der Größe eines Fußballs. Kater und Nichts.
    Ich war nicht ohnmächtig geworden oder sonst was Dramatisches. Ich war einfach nur eingeschlafen. Als der Wildgesang mit mir und Nichts fertig war, wurde ich so müde, dass ich mich einfach einen Moment hinlegen musste. Das war jetzt ein paar Stunden her, wie ich auf meiner Uhr ablesen konnte.
    Ich musste hier raus. Aber wie? Ich konnte mir nicht so richtig vorstellen, dass es möglich war, mich auf dieselbe Weise in Vestmarks Wohnzimmer zurückzuzaubern, wie ich hergekommen war, und ich hatte auch nicht die Bohne Lust, es auszuprobieren.
    Die Stimme in meinem Kopf hatte keine hilfreichen Kommentare parat. Da drinnen blieb es alles in allem ziemlich still.
    »Hallo?«, sagte ich vorsichtig. »Ist hier jemand?«
    Erst als ich mich selbst reden hörte, wurde mir bewusst, dass es wirklich ziemlich verrückt war, zu versuchen, ein Gespräch zu führen mit … mit … mit …
    Mit Viridian. Denn mit einem Mal hatte ich keinen Zweifel

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