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Wildnis: Thriller - Band 2 der Trilogie

Wildnis: Thriller - Band 2 der Trilogie

Titel: Wildnis: Thriller - Band 2 der Trilogie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Valentin Zahrnt
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klopfte spürbar. „Tut gut, eine heiße Dusche.“
    „ Ja.“
    „ Brauchst du einen Moment für dich?“
    „ Geht schon.“ Sie rollte die Ärmel des Bademantels über die Handgelenke, zog den Stuhl vom Tisch heran und setzte sich.
    „ Wie war das Proben heute?“
    „ Lasch. Aber nachdem ich mir gesagt habe, dass das Ganze nichts mit Ballett zu tun hat, war es nett. Die Mädels waren ziemlich aufgeregt wegen des FBI und fanden mich mutig.“ Sie wischte sich eine nasse Strähne aus der Stirn.
    Jan suchte nach einer neuen Frage, doch Anna redete weiter: „Mein Double war auch da. Am ähnlichsten ist die Farbe ihrer Augen – wegen der gefärbten Kontaktlinsen. Wenn mich der Mörder wirklich mit ihr verwechselt, kannst du ihn das nächste Mal ganz einfach identifizieren: Er trägt einen Stock und eine gelbe Armbinde mit drei schwarzen Punkten.“
    „ Also keine Gefahr, dass ich mich in dein Double verliebe?“ Die Waghalsigkeit ließ sein Herz noch schneller schlagen.
    Anna lachte. „Schwer wäre es nicht, sich in die zu verlieben. Sie schaut dich an, als habe sie gerade etwas ausgefressen und Lust, gleich noch einen draufzusatteln. Bloß könnte sie am Morgen danach feststellen, dass sie deinen Namen vergessen hat. Nicht so dein Typ, glaube ich.“
    „ Da bevorzuge ich das Original.“
    „ Die dich nur im Schlafanzug in ihr Bett lässt, wenn sie dich nicht lieber auf eine Matratze daneben verbannt?“ Anna zwinkerte ihm zu und stand auf, nahm ein Handtuch aus dem Schrank und rubbelte sich damit die Haare.
    „ Wie ist eigentlich Paris?“ Die Frage, deretwegen er gekommen war.
    „ Zum Verlieben! Die Cafés, die Plätze, die Brücken, alles so gediegen und lebendig.“ Sie wickelte das Handtuch um den Kopf. „Wie steht mir der Turban? Warst du schon einmal im Musée des Arts premiers? Ein moderner Bau mit all der indigenen Kunst, die sich die Franzosen in ihrem Kolonialreich zusammengeraubt haben.“
    Jan hätte sich gerne auf ein Gespräch über Museen eingelassen, aber er hatte sich vorgenommen, mannhaft zu sein. „Und du? Wie lebst du so?“
    „ In Les Lilas, ein bisschen außerhalb. Paris ist teuer. Zum Glück habe ich nur zwei kleine Fenster, so schlecht, wie die abgedichtet sind, hätte die Gasheizung sonst null Chance.“
    „ Da wirst du nicht viel in deiner Wohnung rumsitzen. Hast du sympathische Leute kennengelernt?“
    „ Ob ich mich integriert habe? Besser als in unsere Gruppe im Sommer? Als in der Schule?“ Sie setzte sich auf den Tisch, weiter von ihm entfernt als zuvor. „Weißt du, das macht mir weniger aus als dir. Du fühlst dich verpflichtet dazuzugehören, selbst wenn du eigentlich sehen müsstest, dass die Leute so miteinander umgehen, dass du gar keinen Bock hast mitzuhalten. Ich suche mir die Menschen raus, mit denen ich etwas anfangen kann, und der Rest ist mir egal. Das Problem ist, dass die Leute damit nicht leben können. Wenn sie merken, dass sie mir egal sind, werden sie gehässig. Zum Glück kann ich keine Gedanken lesen, sonst würde ich mich nicht mehr in die Ballettschule trauen ... Aber ich habe dort auch eine Freundin gefunden, und in meinem Haus wohnt eine Mutter mit zwei Kleinkindern. Wir kochen manchmal zusammen, Grießbrei und Crêpes, und zur Abwechslung Kartoffelpuffer.“
    „ Und ... sonst?“
    „ Immer nur das!“ Sie verdrehte die Augen. „Ich glaube, wir haben sie konditioniert. Sobald ich die Küche betrete, wollen sie etwas Süßes.“
    „ Und sonst so?“ Er schluckte und versuchte, sich lässig zu geben. „Wie sind die französischen Lover?“
    Die Wärme, die mit den Kleinkindern in Annas Ausdruck getreten war, erlosch. Sie blickte einfach nur vor sich hin. Andere Menschen hielten mit ihrem Gesprächspartner freundlichen Augenkontakt, während sie nachdachten. Doch Anna wandte sich unerschütterlich nach innen und mutete ihrem Gegenüber zu, ihre momentane Gleichgültigkeit zu ertragen. Unbehaglich rutschte Jan in eine andere Position.
    „ Ich habe einen Pianisten kennengelernt. Und davor einen Studenten, aber mit dem habe ich mich zerstritten.“
    „ Pianist“, stieß Jan hervor, nickte und verzog die Lippen zu einem Lächeln. Seine Wangen bebten.
    „ Du weißt, wie viel du mir bedeutest. Wir sind uns so nahe gekommen, ich kann dir über mein Leben erzählen, vielleicht nicht viel, aber mehr, als ich Anderen sage. Ich vertraue dir. Im Sommer, da hast du zu mir gehalten, obwohl du zur Gruppe gehören wolltest. In der Gewitternacht warst du

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