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Wildnis: Thriller - Band 2 der Trilogie

Wildnis: Thriller - Band 2 der Trilogie

Titel: Wildnis: Thriller - Band 2 der Trilogie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Valentin Zahrnt
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Verbrecher beschäftigt. Wir wissen von dem blonden Schönling, und für die Logistik brauchte er mindestens ein oder zwei zusätzliche Helfer. Das bedeutet, dass er jemanden schicken kann, der dich dabei filmt.“
    Jan stellte sich vor, wie Anna nackt auf einer erhöhten Bühne tanzte, bis Ralph seine Hand hob und Daumen und Zeigefinger abspreizte. „Zweitens könnte er uns daran gewöhnen wollen, auf sein Geheiß Risiken einzugehen. Er senkt unsere Hemmschwelle, und beim nächsten oder übernächsten Mal hofft er, dass er tatsächlich zuschlagen kann. Und drittens könnte er unsere Frustration ausnutzen wollen. Wir haben zig Mann in Bewegung gesetzt, wir sind heiß, wir wollen das Endspiel – aber er taucht nicht auf. Wenn er uns direkt nach dem Strip-Club eine Alternative bietet, könnte er erwarten, dass wir leichtfertig darauf eingehen.“
    „ Das klingt durchdacht“, sagte Anna. „Was ist das für ein Club?“
    „ Deep Pogo, der abgefahrenste der drei Clubs in Fairbanks. Und das will was heißen in einer Arbeiterstadt. Harte Kerle aus der Öl- und Gasindustrie, aus den Minen. Holzfäller, Trucker, die Soldaten vom Armeestützpunkt. Habe ich noch welche vergessen? Ja, die Goldschürfer, Jäger und Sonderlinge, die im Sommer ihr Glück in der Einsamkeit suchen und sich die langen Winter mit Frauen vertreiben, solange das Geld reicht.“
    „ Ein charmantes Publikum. Eine Ballettvorführung kann ich mir wohl sparen.“
    „ Der Club liegt zwar nur ein halbes Stockwerk unter der Straße, aber das künstlerische Niveau ist unter aller Sau, habe ich mir sagen lassen. Der Name kommt übrigens von der Pogo-Mine, in der seit 80 oder 90 Jahren Gold abgebaut wird. Vor einem halben Jahr haben die japanischen Besitzer die Mine dichtgemacht.“
    „ Und wie wollt ihr mich schützen?“
    „ Ein paar Agenten werden sich vor uns unter die Gäste mischen. Kein großes Aufgebot im Vorfeld, keine Videokameras, nichts, was den Mörder hoffen lässt, dass sein Plan aufgeht. Dann schneien wir herein. Eine freudige Überraschung, die ihn zu einer Unvorsichtigkeit verleiten könnte, und sei es auch nur zu einer kleinen, indirekten: irgendeine Spur, die er hinterlässt, wenn er uns kontaktiert.“ Ralph führte die drei ausgestreckten Finger in einer Greifbewegung zusammen. „Sobald wir drin sind, umzingeln wir das Gebäude möglichst unauffällig. Danach müssen wir sehen, wie es läuft. Auf jeden Fall werden wir alle Besucher festhalten und ihre Identität prüfen. Und selbst wenn sich aus der Aktion nichts ergibt, haben wir ihm zumindest signalisiert, dass wir ihn verstanden haben, dass wir willens sind, mit ihm zu kommunizieren, dass er also nicht weiter morden muss. Wenn wir nicht gehen, bin ich mir ziemlich sicher, dass wir dein Double in den nächsten zwölf Stunden tot auffinden.“
    Anna starrte vor sich hin. Jan war sich unsicher, welche Entscheidung er herbeiwünschen sollte.
    „ O.k.“, entschied Anna. „So machen wir es.“
    Ralph schaute ihr in die Augen und nickte. „Wir bringen diese Bestie zur Strecke!“
    „ Wann fahren wir los?“, fragte Jan, der sich ausgeschlossen fühlte.
    „ In zwei Stunden.“ Ralph stand auf und zwinkerte ihnen zu. „Jetzt muss ich mich von euch loseisen und das Rendezvous vorbereiten. Ich war noch nie so gespannt auf einen Mann.“
    Ganz seriös hatte Ralph nicht bleiben können. Trotzdem war Jan beeindruckt von Ralphs analytischer Schärfe und beruhigt, dass Ralph wirklich mehr als ein Clown war.
    Als Ralph die Tür hinter sich geschlossen hatte, sagte Jan: „Als heute Morgen gleich zwei Frauen verschwunden waren, da hat er endlich mal einen Schreck bekommen. Aber den scheint er völlig weggesteckt zu haben. Eine eigenartige Mischung: cool und zugleich im Jagdfieber.“
    „ Lass ihn doch!“, erwiderte Anna. „Ich wünsche mir auch, dass es endlich losgeht.“
    „ Du wirst dich nicht ausziehen, oder?“
    „ Natürlich nicht. Das habe ich Ralph schon gesagt. Und das brauchen wir auch nicht für den Plan.“
    Sie versuchten zu dösen, ertrugen keine Sitzposition mehr lange, liefen den Gang auf und ab, streckten sich. Die Sandwiches, die ihnen ein Agent servierte, aßen sie lustlos. Jan wurde es unerträglich, herumzuhängen und zu wissen, dass jede nutzlos verstrichene Minute sie der Gefahr näher brachte. Er malte sich aus, dass Anna entführt würde und er warten müsste, bis ihre Leiche auftauchte. Es war fürchterlich, dass Laura dem Wahnsinnigen ausgeliefert war, aber

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