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Wildnis: Thriller - Band 2 der Trilogie

Wildnis: Thriller - Band 2 der Trilogie

Titel: Wildnis: Thriller - Band 2 der Trilogie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Valentin Zahrnt
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Er presste die Hände gegen die Tischkante, seine Fingernägel verfärbten sich weißlich. „Jetzt, gerade jetzt sind die Verschwörer verletzlich! Sie müssen Spuren hinterlassen haben, an die sich das FBI geheftet hat. Ich will einen Durchbruch erzielen. Jetzt!“
    Jan und Anna tauschten verunsicherte Blicke aus.
    „ Warum seid ihr hier? Warum interessieren sich Kriminelle, die um Milliarden spielen, für gewöhnliche Abiturienten aus Europa?“ Oliver packte die Teekanne und schenkte ein. Wieder fiel Jan die eigenartige Brutalität seiner Bewegungen auf. „Es wird eine lange Nacht werden. Als Erstes zeige ich euch einige Bilder von Wilken. Ich bin ihm in den letzten beiden Jahren oft gefolgt und habe ihn fotografiert. Geht die Bilder durch und sagt mir, falls ihr jemanden erkennt. Den Einsiedler oder den Indianer aus dem Chix-Tal oder jemanden vom FBI.“ Er lächelte gezwungen. „Seid ihr damit einverstanden?“
    „ Ja“, sagte Jan schnell, um Anna zuvorzukommen.
    Oliver holte die Fotos aus dem Rucksack und lud sie auf dem Tisch ab. Jan nahm sich einen Stapel und legte die Bilder einzeln zurück. Wilken mit Männern. In Restaurants, beim Golfen, vor einem Segelboot, in einem Hoteleingang. Meist in Hemd und Jackett, immer tadellos frisiert. Der nächste Stapel: Wilken mit hübschen Frauen. In einem Cabrio, vor einer Strandbar, an einem Whirlpool. Der dritte Stapel: Wilken mit Geschäftspartnern. Bei einem Sektempfang. An einem Flughafen. Und dann erkannte Jan den Einsiedler.
    „ Was ist?“, fragte Anna. Jan hielt den Blick auf den Einsiedler geheftet, den Mann, der Sarah, die Eiskunstläuferin und die Gelegenheitsstripperin, die Tanzlehrerin und wer weiß wie viele andere Frauen auf dem Gewissen hatte. Der Mann, in dessen Fängen Laura litt. Da saß er in einem Café, gepflegter als damals in ihrem Tal, Bart und Haare grau meliert, mit einer Sonnenbrille im Kragen seines stahlblauen Pullovers – und lächelte. Jan versuchte, den Ausdruck der Augen abzulesen, doch das Foto war unscharf, wie durch Glas hindurch aufgenommen. Trotzdem war jeder Zweifel ausgeschlossen. Neben dem Einsiedler saß Wilken, auf eine Zeitung gestützt gestikulierend, eine Haartolle vom Wind angehoben. Im Hintergrund blühten Büsche, weiter entfernt flogen Möwen.
    „ Das ist der Einsiedler“, sagte Jan. „Wann hast du das Bild gemacht? Und wo?“
    Oliver verengte die Augen, zeigte sonst aber keine Regung. „Ende Mai, an der Südostküste. Wilken hat dorthin einen Sonntagsausflug unternommen und am Vormittag gefischt. Zu Mittag hat er mit diesem Mann gegessen und anschließend noch einen Kaffee getrunken. Ich habe den Mann sonst nie gesehen, vermute aber, dass das Treffen wichtig war. Sonst wäre Wilken nicht extra angereist, fischen kann er auch von Anchorage aus. Und in jenen Wochen hat ihn der Job besonders gefordert.“
    „ Kannten sie sich?“
    „ Ich hatte den Eindruck. Sie haben sich gut verstanden, viel geredet, gelacht. Als wären sie alte Freunde.“
    Anna betrachtete das Bild aus der Nähe und ließ es sinken. „Wie hast du es geschafft, vor Ort zu sein? Wilken steht sonntagmorgens auf, fliegt in ein entlegenes Nest – und schon bist du da. Warst du sein Pilot?“
    Oliver überhörte ihre Gereiztheit. „Er ist selbst geflogen.“
    „ Und du hast dich an den Heckflügel geklemmt, ohne dass er dich gesehen hat?“
    „ Nachher erzähle ich von mir, jetzt reden wir von den Bildern.“
    „ Weswegen könnten sie sich getroffen haben?“, intervenierte Jan.
    „ Du willst wissen, ob sie geplant haben könnten, was sich drei Monate später im Chix-Tal ereignet hat?“
    Jan nickte.
    „ Da ich im Vorfeld nicht wusste, wo sie sich aufhalten würden, konnte ich keine Wanzen installieren. Und es war windig, ich kam nicht ausreichend nah an sie heran, um sie abzuhören. Ich konnte aus dem Gerausche, das ich aus einiger Distanz aufgezeichnet habe, nur wenige halbwegs zusammenhängende Sätze herausfiltern, aus denen ich nicht klug wurde.“
    „ Sie können das nicht geplant haben“, sagte Anna, „Wilken war total überrascht, als er uns in seinem Haus vorgefunden hat. Meinst du echt, dass er das simuliert haben kann?“
    Jan versuchte, sich an Details zu erinnern. Wie Anna und er durch den Wald gerannt waren, um die Anderen vorzuwarnen, dass ein Flugzeug im Anflug war, Wilken jedoch bereits vor dem Haus gestanden und geschimpft hatte. Wie Wilken Anna entdeckt, plötzlich Sarah erwähnt und wirr vor einem Mann gewarnt

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