Wildnis: Thriller - Band 2 der Trilogie
Polizei zugezogen. Oliver brauchte für den Coup in der Mine eine beträchtliche Anzahl Männer, einige von ihnen wird das FBI unweigerlich fassen und damit auch ihm näher kommen. Der letzte Hinweis auf seine Anfälligkeit ist, dass ihn einer seiner engsten Gefährten, der ihn persönlich kennt, verraten hat. Die Ratten verlassen das sinkende Schiff – und heute wäre das Schiff auf Grund gelaufen, wenn du dich nicht aufgeopfert hättest. Dann säße er nun vor mir.“
Sie schwiegen. Ein Klopfen. Die Tür öffnete sich.
11. Kapitel
Hernandez trat mit einem Tablett ein. Im Dämmerlicht war nicht zu erkennen, was darauf stand. Er setzte es am Rande des Tischchens ab, stützte es mit einer Hand und servierte mehrere Schälchen mit Oliven, Schinkenrollen und frittierten Sardellen, gefüllten Paprika und Tortilla. Daneben stellte er zwei Gläser und eine Karaffe Wasser.
„ Danke.“ Albert nickte freundlich. Hernandez bückte sich, lehnte Alberts Stock seitlich an den Sessel und ging.
Das Lächeln blieb auf Alberts Lippen, während er sich vorbeugte und mit dem Blick bei jeder Speise verweilte. Er bediente sich mit der linken Hand, während die rechte, wie schon beim Gespräch, regungslos blieb.
„ Mariangeles ist eine exzellente Köchin.“ Albert biss in ein Tortilla-Häppchen. „Hernandez‘s Frau. Wir leben hier zu viert. Judy hast du auch noch nicht kennengelernt, sie ist meine Leibwächterin.“ Er säuberte seine Lippen und trank einen Schluck. „Fußsoldaten halte ich mir keine. Sollte Oliver mich finden, könnten sie mich doch nicht schützen. Willst du nicht probieren?“
Jan nahm eine Serviette und trocknete sich damit die verschwitzten Hände. Seine Nerven waren überstrapaziert. Als es geklopft hatte, hatte er damit gerechnet, dass Hernandez eine neue Nachricht von Logann bringen würde.
Wie konnte Albert in dieser Situation das Essen zelebrieren? Jan war die Vorstellung unerträglich, irgendetwas zu sich zu nehmen. Er dachte an Anna.
Albert lehnte sich zurück. „Hast du keinen Appetit? Du hast lange nichts gegessen.“
„ Ich habe keinen Hunger.“
„ Ich hätte dir gerne ein Glas Rioja angeboten. Hoffentlich haben wir bald einen Grund zu feiern und du kannst dir eine Flasche aus meinem Weinkeller aussuchen. Meine Sammlung ist bemerkenswert.“
„ Wenn wir Anna befreit haben, will ich nur noch nach Hause.“
„ Möchtest du einen Kaffee? Einen Espresso?“ Albert richtete ein Schälchen so aus, dass es mit drei anderen ein Trapez bildete. „Dazu einige hausgemachte Kekse?“
Jan schüttelte den Kopf. Wieso ging Albert nicht auf ihn ein? Bislang hatte Jan nur an Oliver und Anna gedacht, nun erst setzte er sich mit der anderen Seite seiner Entdeckung auseinander: Was folgte daraus für Albert und ihn selbst? Dass er hinter AFI steckte, hatte Albert bestätigt. Aber als Jan den Drogenboss erwähnte, hatte er nicht reagiert, und die politische Verschwörung war nicht angesprochen worden. Möglicherweise waren Alberts Geschäfte legal. Andererseits hatte er Gangster engagiert, um Oliver zu fassen. Das betraf zwar seine Privatfehde, dennoch zeigte es, dass er über kriminelle Kontakte verfügte. Und Jan erinnerte sich nur zu gut, wie brutal Hernandez ihn in die Kiste gestopft hatte. Albert hatte sich dafür nicht entschuldigt – er hatte es einfach übergangen, vermutlich war es ihm unangenehm. Jan konnte seine Lage nicht einschätzen.
„ Wir können nur warten.“ Albert lächelte matt. „Man gewöhnt sich daran.“ Er rückte an den Schälchen.
„ Ich will wissen, was du mit mir vorhast!“
Erneut ein Klopfen. Hernandez eilte zu Albert und reichte ihm ein gefaltetes Blatt.
Albert überflog es.
Die beiden tauschten einen Blick wie alte Kampfgefährten, die von einem siegverheißenden Durchbruch an der Front gehört haben.
„ Wer ist einsatzbereit?“ Alberts Stimme klang ungewöhnlich voll.
„ Die drei Whitesmiths, Fletcher und Lucky. Der Flug aus San Diego landet in drei Stunden, der aus Mexiko in dreieinhalb.“
„ Fünf Mann genügen. Ich brauche ihn nicht lebend. Wenn es sich einrichten lässt, umso besser, aber sie dürfen kein Risiko eingehen, dass er entkommt.“
„ Soll ich den Jungen mitnehmen?“
„ Nein, wir unterhalten uns noch. Fang an, ich komme sofort.“
Hernandez verschwand durch eine Seitentür hinter dem Schreibtisch, die Jan bislang entgangen war.
Jan traute Alberts Killern zu, dass sie Oliver zur Strecke brächten. Doch würde es ihnen
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