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Wildwasserpolka

Wildwasserpolka

Titel: Wildwasserpolka Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michaela Kuepper
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Frau Schiller!«
    Nein, ich werde mich nicht provozieren lassen. »Warum wollten Sie Tondokumente?«, bohre ich weiter. »Fotos hätten schließlich als Beweismittel gereicht.«
    Das habe sie mir alles bereits bei der Auftragsvergabe erklärt, schnappt sie. Sie habe wissen wollen, ob sich ihr Ehemann lediglich amüsiere oder ob er ernsthafte Absichten hege, und da würden Fotos allein nun einmal nicht weiterhelfen. »Ich wollte die ganze Wahrheit wissen«, resümiert sie, jetzt wieder leidlich gefasst, und setzt nach einer kurzen Pause hinzu: »Ich will nicht, dass mein Mann schlauer ist als ich, okay?«
    Okay, das Anliegen ist nachvollziehbar, und ich bringe durchaus Verständnis dafür auf, trotzdem will sich meine Unruhe nicht legen. Die Kaulquappe sieht es mir an.
    »Ich wiederhole nochmals: Mein Mann sagt unschöne Dinge und hat oft einen rauen Ton am Leib, aber er ist kein Mörder.«
    »Na gut«, lenke ich ein. »Vielleicht hören Sie sich erst noch diese unschönen Worte an, den eigentlichen Grund, weshalb ich gekommen bin.« Ich spiele ihr den Rest der Aufnahme vor, die entscheidenden beiden Sätze, die ihre Person betreffen.
    »Was sagen Sie dazu?« Ich kann meinen Triumph kaum verbergen, doch zu meiner Überraschung zuckt sie nur ungerührt die Achseln. »Zwischen meinem Mann und mir steht es momentan nicht zum Besten, wie Sie wissen. Er hat sich über mich geärgert, weiter nichts.«
    »Er lässt Sie beschatten!«, entfährt es mir.
    »Na und? Ich ihn doch auch!«
    Schon wieder ein Tor für die Kaulquappe, dieses ganze Spiel droht vollkommen aus dem Ruder zu laufen. Aber noch will ich mich nicht geschlagen geben.
    »Ich dachte, dieser Kemper ist Personalchef«, sage ich. »Aber Sie gehören doch gar nicht zum Personal. Oder liegt seine Aufgabe womöglich darin, das Personal anzuheuern, das sich um Sie kümmern soll?«
    »Sie stellen Fragen! Woher soll ich das wissen?«
    »Sie sollten die Angelegenheit nicht auf die leichte Schulter nehmen«, beharre ich. »Womöglich wird Ihr Mann bald wieder a bisserl derb – und dann lässt er Sie ausschalten, Frau Waskovic.«
    »I wo!« Sie lacht auf, und ihre prallen Lippen spannen sich bedenklich. »Um mich brauchen Sie sich nicht zu sorgen!«
    Also gut. Dann werde ich damit aufhören. Auf der Stelle. Game over. »Ich schließe daraus, dass Sie mich nicht zur Polizei begleiten werden?«
    »Zur Polizei? Nein, Frau Schiller, ich werde nicht zur Polizei gehen. Und wenn Sie auch nur einen Funken Verstand haben, werden Sie das genauso wenig tun. Sagten Sie nicht, Sie haben Familie? Denken Sie an Ihre Verantwortung!«
    »Das lassen Sie mal meine Sorge sein, Frau Waskovic. Ich gehe davon aus, dass Sie unsere Zusammenarbeit als beendet betrachten?«
    »Das scheint mir in der Tat das Beste zu sein«, stimmt die Kaulquappe zu. »Zumal Sie Ihrer Aufgabe nicht nachgekommen sind.«
    »Wie bitte?« Ich fahre aus dem Sessel hoch.
    »Sie hatten einen klaren Arbeitsauftrag, stattdessen tischen sie mir Klatschgeschichten aus dem Firmennähkästchen auf! Sie sollten mir sagen, mit wem sich mein Mann im Hotel trifft – und kommen mir mit dem dicken Kemper. Darum hatte ich Sie nicht gebeten!«
    »Nein, das hatten Sie nicht, aber ich bin kein Wunschautomat!«, empöre ich mich. »Das heißt – Moment mal, da haben wir doch noch was!« Ich lasse den Magnetverschluss meiner Handtasche aufschnappen, ziehe einen Stapel Fotos heraus und knalle sie auf den Tisch: Obenauf liegen Waskovic und die kleine Blonde, die sich gerade auf Zehenspitzen zu ihm hochreckt, ein Bein anmutig abgewinkelt und ihn aufs Kinn küsst, während er seine Hände gemütlich auf ihrem Hintern platziert hat. Darunter Waskovic und die Brünette, die gerade Victoria-Beckham-like seinem BMW entsteigt: Man sieht deutlich ihren Slip unterm Röckchen.
    Die Kaulquappe greift nach den Fotos und begutachtet sie mit Kennerblick, als gelte es, das schönste Motiv für eine Klatschillustrierte auszusuchen. Unvermittelt schiebt sie die Bilder beiseite und steht auf.
    »Sie bekommen Ihr restliches Honorar.«
    ›Das können Sie sich sonst wohin schieben!‹, rutscht es mir beinahe heraus, doch ich kann mich gerade noch beherrschen. Sie holt eine Geldkassette hinter der protzig-geschmacklosen Hausbar hervor und zählt zehn 200-Euro-Scheine auf den Tisch.
    »Reicht das vorerst? Mehr habe ich leider nicht im Haus.«
    Mehr habe ich leider nicht mal auf meinem Sparkonto, aber das sage ich nicht, sondern schnappe mir die Scheine und

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