Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wildwasserpolka

Wildwasserpolka

Titel: Wildwasserpolka Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michaela Kuepper
Vom Netzwerk:
erkläre, ich würde ihr eine Quittung zukommen lassen. Man soll mir schließlich keine Schwarzarbeit vorwerfen können.
    »Schicken Sie mir bloß keine Rechnung ins Haus«, witzelt sie, und ich frage mich plötzlich, ob sie sich nicht schon die ganze Zeit über heimlich amüsiert hat. Nur weiß ich verdammt noch mal nicht, worüber. »Bemühen Sie sich nicht, ich finde allein heraus.«
    Die Kaulquappe glaubt mir offenbar nicht und begleitet mich zur Hintertür, durch die ich auch hereingekommen bin. Von hier aus gelangt man über eine großzügige Terrasse in den Park, dem sich unmittelbar der Wald anschließt.
    »Vielen Dank, dass Sie mich so schnell informiert haben«, meint sie brav zum Abschied, offenbar ist ihr doch an einer versöhnlichen Trennung gelegen.
    »Seien Sie vorsichtig«, mahne ich. »Im Zweifelsfall sollten Sie sofort die Polizei einschalten. Und mich auf jeden Fall benachrichtigen.«
    »Selbstverständlich«, sagt sie. »Mir kommt kein Wort über unser Gespräch über die Lippen, schon gar nicht gegenüber meinem Mann. Und sollte mir der leiseste Zweifel kommen, mache ich alles genau so, wie Sie es mir geraten haben.«
    Wer’s glaubt, wird selig.

    Ratlos und verwirrt, mit dem unklaren Gefühl, in die Pfanne gehauen worden zu sein, verlasse ich ihr Haus, durchquere die Parkanlage, quetsche mich durch die Koniferenhecke und schlage mich durchs Unterholz. Auf der Kuppe des bewaldeten Hügels treffe ich auf einen Forstweg, der auf das Feld hinausführt, an dessen Rand mein Mondeo parkt. Ein letzter Sonnenstrahl hat sich im Seitenspiegel verfangen und lässt ihn aufblitzen wie einen Fingerzeig Gottes – der bei dieser Geschichte aber wohl kaum seine Hand im Spiel haben dürfte.
    Sorgfältig taste ich Kotflügel und Stoßstangen ab und halte es in Anbetracht der Umstände für ratsam, einen Blick auf den Unterboden zu werfen. Mit einer Plastiktüte unter dem Rücken und einer leistungsfähigen Mag-Lite in der Hand, die ich für Zweifelsfälle aller Art im Handschuhfach aufbewahre, rutsche ich unter den Wagen, kann jedoch nichts Auffälliges entdecken. Der Vollständigkeit halber schaue ich obendrein in den Motorraum, finde aber auch dort nichts. Schließlich steige ich ein und fahre los. Auch mein Mobifinder, ein Detektor für GSM-Funksignale, ortet während der Fahrt nichts, das auf ein verborgenes Standorterkennungsmodul deutet. Immerhin in diesem Punkt kann ich also einigermaßen beruhigt sein. Höchste Zeit, über meine eigene, reichlich prekäre Lage nachzudenken.
    Mag die Kaulquappe behaupten, was sie will, mag sie ihren Ehemann noch so sehr in Schutz nehmen, die Situation ist und bleibt gefährlich – vor allem für mich. Schließlich bin ich Zeugin eines Mordkomplotts geworden, und man weiß ja aus dem Fernsehen, wohin das führen kann.
    Wie zum Teufel ist das Verhalten der Kaulquappe zu erklären? Stecken die Waskovics unter einer Decke? Ist diese Frau an den Machenschaften ihres Mannes beteiligt? Dann hätte sie wohl kaum einen Detektiv engagiert. Nein, sie kann nichts gewusst haben. Es muss diese verquere Art Treue sein, die manche Frauen sogar an Vergewaltiger und Kindsmörder kettet. Soll der Göttergatte doch die ganze Welt ausrotten, Hauptsache, er geht nicht fremd – oder plant zumindest keine neue Ehe.
    Aber auch diese Variante erscheint mir wenig wahrscheinlich, die Kaulquappe wirkte zu gefasst, als sie die Fotos der Mädchen sah.
    Oder reichen ihr genau diese Bilder, um ihn unter Druck zu setzen? Hat sie deshalb alles andere von sich gewiesen? Ich werde einfach nicht schlau aus dieser Geschichte. Vor allem quält mich die Frage, ob ich nicht bereits verbrannt bin, ob Waskovic mich nicht seinerseits beschatten lässt, schließlich ist er ein Profi in jeder Beziehung, wie ich nun weiß, ob es ums Fremdvögeln geht oder um Mord. Und mit Sicherheit ist er nicht scharf auf eine Zeugin.
    Vielleicht ist er längst hinter mir her, vielleicht lässt er mich in diesem Augenblick verfolgen. Dass ich keinen Peilsender oder dergleichen an meinem Wagen gefunden habe, muss nichts besagen. Es ist kein Geheimnis, wo ich wohne. Und womöglich hat es sich Salatohr-Ernie bereits auf unserer Gästecouch bequem gemacht.

4
    Der Feind geht um und suchet, wo er sich einen fange.
    Clemens Brentano

    Zuhause ist alles dunkel. Ich stelle den Wagen im Hof ab und betrete das Haus durch den Hintereingang, gerüstet mit meiner Mag-Lite-Stablampe. Bereit, jeden x-beliebigen Fremden niederzuknüppeln, wage ich

Weitere Kostenlose Bücher