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Wildwood - Das Geheimnis unter dem Wald: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)

Wildwood - Das Geheimnis unter dem Wald: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)

Titel: Wildwood - Das Geheimnis unter dem Wald: Roman (Heyne fliegt) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Meloy , Carson Ellis
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wiederholen, und wir müssen bereit sein für den morgigen …« Er verstummte, da er etwas bemerkt hatte, und hob die Hand. »Halt. Da kommt was.«
    Curtis und Septimus erstarrten, sie hatten nichts gehört. Septimus hob die Nase kurz in die Luft, dann krabbelte er an Curtis ’ Hosenbein und Jacke hoch und setzte sich auf seine Schulter. Erneut schnupperte er. »Vogel?«
    Brendan, die Hand immer noch oben, nickte. »Und zwar ein großer.«
    Plötzlich ertönte ein lautes Krachen in den Baumwipfeln über ihnen und verscheuchte einen aufgeregt zwitschernden Schwarm kleinerer Vögel. Ein Regen von zerbrochenen Ästen prasselte auf die Straße. Die Pferde scheuten und wieherten, und Brendan griff instinktiv nach seinem Säbel. Aus dem Himmel stürzte ein zerknautschtes blau-grau gefiedertes Etwas und knallte mit einem schmerzerfüllten Kreischen auf den Boden. Bei seiner Landung spritzte eine Fontäne von Erde und Schnee auf.
    Stille. Dann rief Brendan: »Wer ist da? Nenn deinen Namen!«
    Der Federklumpen zitterte schwach, ohne aufzustehen. Endlich hob sich der lange Hals vom Körper wie die Gelenkantenne eines Mondautos, und der vornehme Schnabel eines Reihers wurde erkennbar. Der Vogel schüttelte den Kopf und pickte an dem Dreck, der seinen Flügel beschmutzte.
    »Geht es dir gut?« Das war Curtis, der sich allmählich von der Überraschung erholte.
    Die Reaktion des Reihers war unerwartet. Er klang gereizt, fast peinlich berührt. »Mir geht’s wunderbar, danke«, sagte er beißend. »Ganz wunderbar.«
    »Wer bist du?«, wollte Brendan erneut wissen. »Und was hast du in Wildwald zu schaffen, Wasservogel?«
    Als wollte er die Frage des Räuberkönigs gänzlich ignorieren, stand der Reiher in aller Ruhe aus dem Schnee auf. Die majestätische Erscheinung des Geschöpfs flößte Curtis Ehrfurcht ein. Als es sich schließlich zu seiner vollen Größe aufgerichtet hatte, war es, als hätte eine Verwandlung stattgefunden – was vorher ein schmutzig grauer Klumpen gewesen war, hatte nun plötzlich die hochgewachsene, anmutige Gestalt eines der schönsten Vögel, die Curtis je gesehen hatte: Ein länglicher Kopf mit schlankem Schnabel saß auf einem s-förmigen Hals, der Körper sah aus wie ein großes Ei und war in wimpernartige weiße und graue Federn gehüllt. Getragen wurde das Ganze von zwei dürren Beinen. Als der Vogel den Hals zu voller Länge ausstreckte, um seine neue Umgebung zu betrachten, war er mindestens so groß wie Curtis.
    »Mein Name ist Maude«, erwiderte der Vogel schließlich. »Und mich schickt der Kronprinz des Vogelfürstentums.« Sie drehte den Kopf herum und sah Curtis direkt in die Augen. »Ich bin deinetwegen gekommen, Junge. Deine Freundin, das Mädchen McKeel, scheint sich in ernsthafter Gefahr zu befinden.«

    Als die Autoreifen den vertrauten Asphalt verließen und auf den feuchten Kies der Nebenstraße knirschten, verstummten die Passagiere. Elsie Mehlberg, neun Jahre alt, nestelte am Schulterriemen ihres Sicherheitsgurts und beobachtete die immer bleicher und besorgter werdenden Gesichter ihrer Eltern. Sie sah ihnen an, dass sie mit der Entscheidung rangen, die sie getroffen hatten – aber was blieb ihnen schon anderes übrig? Elsie machte ihnen keinen Vorwurf. Und ihre ältere Schwester Rachel hatte sich zwar anfangs heftiger gewehrt, am Ende aber ebenfalls widerstrebend eingewilligt.
    Der Schnee war von einem schweren, kalten Regen abgelöst worden, und die Tropfen zogen breite Schlieren über die Fenster des Wagens und verzerrten die ohnehin imposanten Metallgebäude zu wulstigen und schiefen Gebilden. Vor einiger Zeit bereits hatten sie die Grenze zur Industriewüste überquert. Elsie war noch nie an diesem Ort gewesen, er war kalt und bedrohlich. Die verrosteten weißen Chemietanks, die die Kiesstraßen säumten, mit ihren gewundenen Treppen und verschlungenen Rohren und Leitungen, sahen in ihrer Fremdheit beinahe aus wie die Kulissen eines Science-Fiction-Films. Irgendwo tief im Bauch der klappernden Maschinerie stellte sie sich bärtige Zwerge bei der Arbeit vor, die schon lange vom Sonnenschein der Oberwelt abgeschnitten waren – nur dass sie statt Schwertern und Streitäxten Kühlschranktüren und Motorrad-Nockenwellen herstellten.
    Elsie betrachtete wieder ihren Vater vor sich auf dem Fahrersitz, wie er den Familienwagen über die schmalen Wege der Industriewüste steuerte. An den Schläfen hatte er bereits ein paar graue Haare. Elsie war sicher, dass sie im letzten

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