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Wildwood

Wildwood

Titel: Wildwood Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Meloy
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ebenso wie Alexandra von der Ankunft des Königs abgelenkt. Der Baum muss von ganz allein auf die Idee gekommen sein, was sehr seltsam ist. Oder« – die Älteste Mystikerin hielte inne – »er hat die Bitte eines anderen erfüllt.« Sie musterte Prue eingehend. »Aber das ist höchst, höchst unwahrscheinlich.«
    Schüchtern betrachtete Prue ihre Schuhe.
    »Was ist denn nun mit Alexandra passiert?«, warf Curtis ein und deutete auf den Efeu hinter ihnen. Von der Witwe war
keine Spur zu entdecken; es war, als wäre sie vom Erdboden verschluckt.
    »Sie ist jetzt ein Teil des Efeus«, antwortete die Mystikerin. »Ein Schicksal, dem dieses Baby knapp entronnen ist.«
    »Heißt das also, sie ist«, fragte Prue erschrocken, »tot?«
    Iphigenia schüttelte den Kopf. »Oh nein. Nicht tot. Sehr lebendig sogar. Aber handlungsunfähig. Sie ist …« Die Mystikerin suchte nach den passenden Worten. »Sie hat nur die Gestalt gewechselt. Jedes ihrer Moleküle wurde von dieser Pflanze aufgenommen, die nun in ihren Schlummerzustand zurückversetzt ist. Ziemlich handlungsunfähig.« Gedankenvoll blickte Iphigenia in die Ferne. »Ich vermute allerdings, da du es erwähnst, es könnte einen Weg geben … na, seht mal, wer uns besuchen kommt.«
    Am Fuße der Treppe hatte sich ein Trupp Vögel versammelt. Der größte von ihnen, ein Steinadler, trat nun vor und erklomm die ersten Stufen.
    »Ist jemand von euch Prue McKeel?«, fragte er.
    Prue hob den Kopf. »Das bin ich.«
    Der Adler verneigte sich tief. »Mein Name ist Devrim. Ich bin der stellvertretende General der Vogelinfanterie. Soweit ich hörte, bist du vor wenigen Tagen mit einem anderen Adler meines Ranges geflogen.«
    »Ja«, sagte Prue. »Wir wurden abgeschossen. Er hat nicht überlebt.«

    Die Miene des großen Vogels blieb unbewegt. »Das hatten wir befürchtet.«
    Prue wurde schwer ums Herz, und sie setzte schon an, eine Entschuldigung zu stammeln: Welches Unheil sie doch über diese armen Tiere gebracht hatte! Doch ehe sie sprechen konnte, schritt Iphigenia ein, die ihre Nöte offenbar erriet.
    »Guter General«, sagte Iphigenia. »Wie haben Sie von unserer … misslichen Lage erfahren?«
    »Von einer Ammer«, erwiderte er. »Einer jungen Singammer namens Enver. Enver sorgte sich sehr um das junge Außenweltmädchen und holte bei den Vögeln von Wildwald Erkundigungen ein, um ihren Weg nachzuverfolgen. Als die Armee der Witwe sich auf ihren Marsch gen Süden machte, verbreitete sich diese Nachricht sehr rasch. Wir wussten, dass wir einschreiten mussten. Leider«, der General zupfte nachdenklich an der Unterseite seines Flügels, ebenso wie ein Mann vielleicht über seinen Bart streichen würde, »leider sind wir nicht sonderlich viele. Die Verhaftungen in Südwald haben unsere Reihen stark gelichtet.«
    Die Älteste Mystikerin nickte. »Dann«, sagte sie, »ist unser Werk möglicherweise noch nicht vollendet.« Sie wandte sich an Prue und Curtis, hakte sich bei ihnen unter und stand auf. »Helft mir die Treppe hinunter, meine Lieben. Ich möchte dem General einen Vorschlag unterbreiten. Ich hätte gute Lust, einiges in Ordnung zu bringen. Immerhin haben wir eine Armee zu unserer Verfügung.«

ACHTUNDZWANZIG
Wildwald erhebt sich
    E ine stete Brise wirbelte die Reste des Laubs auf der Langen Straße auf und scheuchte es herum. Die Bäume veränderten sich inzwischen von Tag zu Tag stärker; ein weiterer Herbst erreichte seinen Höhepunkt. Bald schon würde der Winter mit seinem düsteren Regen und gelegentlichem Schneefall Einzug halten. Die Bewohner von Südwald füllten emsig ihre Speisekammern mit der Sommerernte auf und musterten die wachsenden Holzstapel, die von ihrem Nachwuchs – wenn auch widerwillig – an trockenen Plätzen sauber aufgeschichtet wurden; wichtig war, dass
das Holz nicht an den Mauern der Häuser lagerte, wo die Schädlinge eindringen konnten.
    Die zwei Wachposten standen zu beiden Seiten des Gatters und lehnten sich auf ihre Gewehre. Sie hielten bereits seit über fünf Stunden die Stellung und freuten sich allmählich auf die Ablösung. Die Sonne wanderte am Himmel hinab; eine frühe Dämmerung stand bevor. Sie konnten schon die ersten Duftwölkchen des Essens riechen, das in den nahe gelegenen Hütten auf dem Herd brutzelte, und ihre Mägen begannen zu knurren. Und zwar genau gleichzeitig. Sie sahen einander an und lachten kurz.
    Da ertönte ein Geräusch in der Ferne. Ein Klappern. Etwas kam über die Lange Straße auf sie zu.
    Sie

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