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Wildwood

Wildwood

Titel: Wildwood Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Meloy
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zum Anlass, um mir die Macht zu rauben. Und dafür werden sie bezahlen. Mit ihrem Leben. Und dem ihrer Familien.« Die Gouverneurin fing sich wieder etwas; in der Hand hielt sie den Dolch bereit. Mac weinte immer noch auf ihrem Arm, er war inzwischen tiefrot angelaufen. »Es ist wirklich so einfach.«
    Plötzlich schüttelte Prue ihre Angst ab, rannte los und warf sich zwischen Alexandra und den Sockel. Sie drückte ihren Rücken an den kalten Stein der niedrigen Säule. »Aufhören!«, rief sie.
    Alexandras feine Porzellangesichtszüge verzerrten sich vor Zorn. Sie schwang den Dolch schräg von ihrem Körper weg und traf Prue
mit der flachen Seite der Klinge. Die Wucht des Hiebs schleuderte Prue seitlich in ein Efeukissen. Ein heftiger Schmerzensstich brannte auf ihrer Wange; ein Rinnsal Blut befeuchtete ihre Lippe.
    »Tu das nicht «, sagte Alexandra nachdrücklich. »Halt mich nicht von meiner Aufgabe ab.«
    Die Sonne hatte ihren Zenit erreicht. Es war Mittag. Prue spürte, wie der Efeu sich langsam unter ihr regte.

    »… drei«, zählte der Fuchs.
    Die in der Turmruine verschanzten Überreste der Wildwald-Freischärler stießen ein lautes Geheul aus und sprangen aus ihrem Versteck hinter der niedrigen Steinmauer.
    Schwaden von Kugeln und Schießpulver erfüllten die Luft, als sie zum letzten Angriff stürmten.
    Curtis riss seine Machete aus dem Gürtel und jagte unter wildem Gebrüll die Stufen hinunter.
    Vor ihnen erhob sich eine Mauer von Kojotensoldaten aus ihrer Deckung und zielte auf sie.
    Die Krähen stiegen aus den umstehenden Bäumen auf und tauchten im Sturzflug hinab in die Schlacht.
    Ein neben Curtis laufender Räuber bekam eine Kugel in die Brust und fiel auf den Rücken.
    Ein Bauer taumelte mit einem Pfeil in der pelzigen Kehle zu Boden.

    Curtis wappnete sich innerlich für den Treffer, der auch ihn zu Fall bringen würde, und rannte weiter.
    Die Zeit blieb beinahe stehen.
    KIE-JEP! KIE-JEP!
    Über den Köpfen der Freischärler tauchte unvermittelt ein riesiges Geschwader von Adlern auf, das aus der Luft hinter dem Felsvorsprung herabstieß. Der blassgraue Himmel wurde von einem wahren Meer von Flügeln verdunkelt.
    »Die Vögel!«, rief Sterling.
    Die fliegende Verstärkung stürzte sich auf die vor Angst und Schmerz kreischenden Krähen. Auf dem Boden hielten alle Kämpfer inne, um völlig gebannt das unglaubliche Schauspiel über sich zu betrachten. Von Süden her kamen noch mehr Vögel; eine Flut von Falken und Fischadlern, Eulen und Bussarden. Ihre mannigfachen Stimmen vereinten sich zu einem ohrenbetäubenden Schlachtruf.
    Sterling riss sich als Erster aus seiner Schockstarre. »Attacke!«, brüllte er, und mit neuem Schwung nahmen die Freischärler ihren Angriff wieder auf.
    Mit den Krähen wurde die gefiederte Armee schnell fertig – wer nicht von den gefährlichen Krallen der Greifvögel zerrissen wurde, floh so schnell ihn seine Flügel trugen in die umliegenden Wälder. Dann waren die Kojoten dran. Vor Angst wie versteinert, befanden sie sich in einem Zwiespalt: Denn sobald sie ihre Gewehre in das
Gewirr von Flügeln über ihren Köpfen richteten, wurden sie von den Räubern und Bauern niedergemacht, die am Boden in ihre Reihen vorstießen.
    Da raste ein Kojote mit blitzendem Dolch genau auf Curtis zu; Curtis riss seine Machete hoch und wehrte den donnernden Hieb gerade noch mit der Klinge ab. Kaum hatte er das geschafft, tauchten zwei gelbe Klauen über der Schulter des Kojoten auf, und der Soldat wurde von einem gewaltigen Steinadler in die Luft gehoben. Curtis stolperte rückwärts in einen Laubhaufen und stieß einen lauten, triumphierenden Jubelschrei aus, als er den Vogel mit seiner Beute in den Himmel entschwinden sah.
    Bald schon war die Luft eine einzige Wolke aus kreisenden Greifvögeln, die einen unglücksseligen Kojoten nach dem anderen hochhoben und von weit oben in den Tod fallen ließen. Nach einer Weile hatten die Freischärler mehr damit zu tun, den auf sie herabstürzenden Kojoten auszuweichen, als sie zu bekämpfen. Und es flog immer noch weitere Verstärkung heran, bis schließlich die beiden Armeen vereint zum Kamm und der dahinter liegenden Basilika vorrücken konnten.

    Die Gouverneurin hörte den Schrei der Adler und wandte das Gesicht mit einem Ruck gen Himmel. Es war ein gespenstischer Ton: tausend Tiere, die wie aus einer Kehle riefen. Prue richtete sich halb auf und suchte den Horizont ab.

    »Die Vögel«, flüsterte Alexandra wütend vor sich hin. »Diese

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