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Wildwood

Wildwood

Titel: Wildwood Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Meloy
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die Arme aus.
    Prue lehnte das Fahrrad auf den Ständer und ging zu ihr. Das drahtige graue Haar der Mystikerin streichelte Prues Wange und verströmte den üppigen Duft von Lavendel. »Ich weiß nicht, ob ich dich jemals wiedersehe«, sagte Prue tränenerstickt.
    Iphigenia tätschelte ihr den Rücken. »Das wirst du«, sagte sie. »Das wirst du.«
    Schließlich ließen Prue und Curtis den Wohnwagen hinter sich und gingen weiter. Als sie die Kreuzung zur Langen Straße erreichten, drehte Curtis sich zu Prue um und streckte ihr die Hand hin.

    »Na dann«, meinte er. »Machen wir’s kurz und schmerzlos, ohne Gefühlsduselei. Tschüss, Prue.«
    Mit gespieltem Ernst schob Prue ihr Kinn vor. »Tschüss Curtis. Kojotensoldat, Räuber, Revolutionär.«
    Sie schüttelten einander fest die Hände.
    Da begann Curtis’ Kinn zu zittern. »Ach, komm schon«, sagte Prue und breitete die Arme aus.
    Und so standen die Freunde lange Zeit da, mitten auf dem Weg, umgeben vom stetigen Verkehrsstrom der Langen Straße, und umarmten sich. Irgendwann löste Curtis sich von Prue, trat zurück und wischte sich die Nase am Ärmel ab. »Jetzt sieh dir an, was du angerichtet hast«, sagte er. »Meine frische Uniform, voller Rotz.« Er blickte Prue an, und in seinen Augen schwammen Tränen. »Bis dann, Prue.«
    Ohne ein weiteres Wort drehte Prue sich um und lief zu ihrem Fahrrad. Sie gab Mac einen flüchtigen Kuss auf die Wange und überprüfte, ob der Anhänger auch richtig befestigt war; alles war in Ordnung. Dann warf sie ein Bein über die Stange, setzte sich auf den Sattel und stellte die Füße auf die Pedale. Und schon raste sie los.
    »Hey, Prue!«, schrie Curtis ihr plötzlich hinterher. Prue zog an den Bremsen und wandte sich um.
    »Wenn ich dich irgendwann mal brauche«, rief er über den Verkehrslärm hinweg, »dann komm ich dich suchen, okay?«
    »Okay!«, antwortete Prue und radelte weiter.

    »Weil wir Partner sind!«, brüllte Curtis.
    »Was?«, brüllte Prue zurück. Bei dem Krach um sie herum konnte sie ihn kaum mehr verstehen.
    »WIR SIND PARTNER!«, schrie Curtis aus voller Kehle.
    Prue grinste breit. »ALLES KLAR!« Und in diesem Moment machte die Lange Straße eine Kurve und Curtis war nicht mehr zu sehen.
    Es dauerte eine Weile, bis sie die Grenze erreichte, währenddessen sie sich durch den Verkehr schlängelte. Doch dann sahen die Wachen Prue schon von Weitem. Sie stießen das Tor auf und salutierten ihr stolz, als sie langsam unter dem steinernen Bogen hindurchfuhr. Vor ihr dehnte sich die Lange Straße aus und wand sich in die dunstige Ferne. Prue stand auf und trat im Stehen in die Pedale, um mehr Schwung zu bekommen. Der kühle Wind wehte ihr gegen die Wangen. Mac gluckste fröhlich in seinem Anhänger und wedelte mit der Holzschlange über seinem Kopf, als würde sie selbst wild die Straße hinunterschwingen.
    »Auf nach Hause, Mac«, rief Prue.

    Zu Hause in St. Johns wurden Prue und Mac stürmisch empfangen. Ihre Mutter drückte Prue, bis sie fast keine Luft mehr bekam, während ihr Vater Mac lachend aus dem Anhänger riss und hoch in die Luft warf. Sie umarmten und küssten sich so ausgiebig, dass sie schon bald den Überblick verloren, wer wen bereits begrüßt
hatte und welches Kind am meisten geherzt worden war. Auch ihre Eltern hielten sich eine Zeitlang in den Armen, als wären sie diejenigen, die verschwunden gewesen waren. Der Nachmittag ging in den Abend über, und die fröhliche Begrüßungsfeier wollte gar kein Ende nehmen; Prues Vater spielte den DJ und zog all seine geliebten alten Rock-Platten hervor, zu denen ihre Mutter durchs Zimmer tanzte und völlig überfordert damit war, welches Kind nun jeweils gerade ihr Tanzpartner sein sollte. Deshalb nahm sie schließlich beide gleichzeitig, und zu dritt wirbelten sie durchs Haus, die Arme fest umeinander geschlungen, die Gesichter hochrot vor Freude.
    Prues Welt normalisierte sich wieder. Ihr Fehlen in der Schule wurde mit einer plötzlichen, langwierigen Krankheit entschuldigt, und so blickte sie im Schulflur in die mitfühlenden Gesichter ihrer Freunde.
    »Windpocken«, erklärte Prue, wenn nötig. Allerdings wies eine Freundin sie prompt darauf hin, dass sie die Windpocken bereits gehabt habe – und sie erinnere sich deshalb daran, weil sie selbst Prue damit angesteckt habe. »Dann hab ich sie wohl noch mal gekriegt.« Prue zuckte die Achseln.
    Die Wochen verstrichen. Halloween kam und ging, und das einzig Bemerkenswerte daran war, dass es in

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