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Wilhelm II.: Die Herrschaft des letzten deutschen Kaisers (German Edition)

Wilhelm II.: Die Herrschaft des letzten deutschen Kaisers (German Edition)

Titel: Wilhelm II.: Die Herrschaft des letzten deutschen Kaisers (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Clark
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soll den Unsinn gefälligst lassen! Mit den Serben muss aufgeräumt werden, und zwar bald! « 61
    Mehrere Standardwerke über die Julikrise haben Wilhelms Bemerkungen auf diesem Dokument als wichtigen Meilenstein für die Radikalisierung der deutschen Diplomatie nach Sarajevo gewertet: »Sein [Wilhelms] drastisch formulierter Wunsch, mit den Serben ›bald‹ aufzuräumen, seine Parole ›Jetzt oder nie‹ lieferten«, laut Immanuel Geiss, »die entscheidenden Stichworte für die weitere deutsche Politik in der Julikrise. […] diesmal wirkten die Randbemerkungen wie ein kaiserlicher Befehl. […] Nachdem sich der Kaiser auf die Seite des Generalstabs geschlagen hatte, folgte die politische Führung nach alter deutscher Tradition den Befehlen des Monarchen.« 62 Es ist jedoch fraglich, ob diese Randnotizen überhaupt als »Befehle« im eigentlichen Sinn betrachtet werden können. Einmal ganz abgesehen von der Frage, ob Wilhelms Randbemerkungen jemals die Bedeutung von »Befehlen« hatten, in dem Sinne, dass sie Vorrang vor einem ermittelten Konsens unter den zuständigen Ministern erhalten hätten, gibt es keinerlei Anzeichen dafür, dass Wilhelms Notizen eine Verhärtung der Linie ausgelöst hätten, die Botschafter Tschirschky in Wien einnahm. Am 2. Juli, also dem Tag, an dem Wilhelm dessen Bericht zu Gesicht bekam und kommentierte, bestätigte der Botschafter bereits die Notwendigkeit eines »rücksichtslosen Vorgehens«, womöglich unter dem Einfluss gefälschter, österreichischer Berichte, dass ein zwölfköpfiger, serbischer Mördertrupp auf dem Weg zu einem Anschlag auf den Kaiser in Berlin abgefangen worden sei. 63 Was seine eigenen Kommentare zu Serbien anging, betonte Wilhelm nachdrücklich, dass die Österreicher selbst entscheiden müssten, wie sie auf das Attentat reagieren wollten, »da es lediglich Österreichs Sache ist, was es hierauf zu thun gedenkt.« 64
    Wilhelms nächster Auftritt in der Krise kam am 5. Juli, als in Berlin ein Schreiben von Kaiser Franz Joseph eintraf, in dem er seine Sichtweise und die der österreichischen Regierung von dem Attentat und seinen Folgen für die Zukunft der Doppelmonarchie darlegte. Der Brief und ein beigefügtes Memorandum wurden Wilhelm im Neuen Palais in Potsdam vom österreichischen Botschafter Szögyényi überreicht. Laut Szögyényis Schilderung las Wilhelm rasch beide Dokumente durch und bemerkte danach, dass er »eine ernste Aktion unsererseits [Wiens] gegen Serbien erwartet habe«, dass er aber auch berücksichtigen müsse, dass ein solches Vorgehen durchaus »eine ernste, europäische Komplikation« herbeiführen könne. Deshalb wolle er »vor einer Beratung mit dem Reichskanzler keine definitive Antwort erteilen«. Dann zog er sich zum Mittagessen zurück.
     
    Nach dem Déjeuner, als ich nochmals Ernst [sic!] der Situation mit großem Nachdrucke betonte, ermächtigte mich Seine Majestät, unserem Allergnädigsten Herrn [Franz Joseph] zu melden, dass wir auch in diesem Falle auf die volle Unterstützung Deutschlands rechnen können. Wie gesagt müsse er vorerst die Meinung des Reichskanzlers anhören, doch zweifle er nicht im geringsten daran, dass Herr von Bethmann Hollweg vollkommen seiner Meinung zustimmen werde. Insbesonders gelte dies betreffend einer Aktion unsererseits gegenüber Serbien. Nach seiner (Kaiser Wilhelms) Meinung muss aber mit dieser Aktion nicht zugewartet werden. Russlands Haltung werde jedenfalls feindselig sein, doch sei er hierauf schon seit Jahren vorbereitet, und sollte es sogar zu einem Krieg zwischen Österreich-Ungarn und Russland kommen, so könnten wir davon überzeugt sein, dass Deutschland in gewohnter Bundestreue an unserer Seite stehen werde. Russland sei übrigens, wie die Dinge heute stünden, noch keineswegs kriegsbereit und werde es sich gewiss noch sehr überlegen, an die Waffen zu appellieren. […] wenn wir aber wirklich die Notwendigkeit einer kriegerischen Aktion gegen Serbien erkannt hätten, so würde er (Kaiser Wilhelm) es bedauern, wenn wir den jetzigen, für uns günstigen Moment unbenützt liessen. 65
     
     
    Nachdem Szögyényi gegangen war, berief Wilhelm eine Sitzung aller hohen politischen und militärischen Berater ein, die er kurzfristig erreichen konnte, und las ihnen die österreichischen Botschaften vor. Anschließend fragte er Falkenhayn, inzwischen Kriegsminister, ob die Armee »für alle Fälle bereit« sei. Falkenhayn bestätigte dies.
    Wilhelms Antwort auf die österreichische Botschaft

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